Es mutet etwas merkwürdig an, dass die erste titellose Saison des FC Bayern seit vielen Jahren für Aleksandar Pavlović ein absolutes Highlight darstellt. Wie aus dem Nichts machte sich der erst seit Anfang Mai 20-Jährige einen Namen im Starensemble. Der Anhang hat endlich wieder ein etabliertes Eigengewächs und die Mitspieler einen ernsthaften Konkurrenten. Thomas Tuchel verneigte sich am Freitag vor dieser Entwicklung.
Pavlović hat erst im Laufe der Hinrunde allmählich eine Rolle in den Bundesligapartien gespielt und am 11. Spieltag sein Startelfdebüt gefeiert. Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass das auch personellen Ausfällen geschuldet war (u. a. Kimmich, Goretzka). Dennoch ist Tuchels Wahl nicht willkürlich auf den Nachwuchsmann gefallen, der sich im weiteren Verlauf so weit gesteigert hat, dass er nun im EM-Kader steht.
„Das ist sensationell“, urteilte Bayerns Trainer, „das hat eine Entwicklung genommen mit der Nominierung für die Heim-EM, die wir und er nicht erwartet haben.“ Auf Pavlović aufmerksam geworden ist Tuchel aber schon früh nach seinem Amtsantritt Ende März 2023.
Pavlović bringt die richtige Einstellung mit
Er erinnerte sich: „Wir haben (seit Tuchels Amtsantritt) immer wieder von der zweiten Mannschaft Spieler gebraucht. Wir haben vom ersten Training an gedacht, dass wir in dem Jungen etwas Besonderes sehen. Er war extrem ballsicher und sehr selbstbewusst. Er will jeden Ball haben, bietet sich in jeder Lücke an und auch nach einem Fehler.“
Diese Lust hat sich Pavlović offenbar beibehalten. „Es ist einfach eine Freude, den Jungen Fußball spielen zu sehen“, schwärmte Tuchel. Sich angesichts des Werdegangs auf die Schulter klopfen, will Bayerns Coach nicht, denn der allergrößte Anteil am Durchbruch gebühre dem Spieler selbst. „Die eine Seite ist, den Jungs die Tür zu öffnen, die andere Seite ist, wie sie es annehmen und welches Rollenverständnis sie entwickeln. Das war alles absolut top.“
Tuchel verabschiedet sich nach der Saison
Pavlovićs starke Performance ermöglichte es dem Fußballlehrer unter anderem, Mittelfeldchef Joshua Kimmich im letzten Saisondrittel auf die Position des Rechtsverteidigers zu beordern. „Es ist wirklich nicht leicht, für Bayern München im zentralen Mittelfeld zu spielen“, konstatierte Tuchel. Für das Meistern dieser Aufgabe sprach er dem ein „dickes Kompliment“ aus.
Künftig muss sich der Shootingstar allerdings unter einem anderen Trainer beweisen: Tuchel bestätigte, dass es im Sommer zur Trennung vom FCB kommt. Die Basis dafür, dass es für ihn auch unter einem anderen Trainer klappen kann, hat Pavlović diese Saison zumindest gelegt.