Der FC Bayern München startete ungewohnt holprig in die Rückrunde, fuhr erst im dritten Spiel einen Dreier ein (2:0 gegen VfB Stuttgart). Sieg Nummer eins im Jahr 2015. Spielerisch vermochte der Ligaprimus dabei nicht zu überzeugen. Wieder einmal war es Arjen Robben, der den Karren für seinen Klub aus dem Dreck zog und mit einem Wuchtschuss den Erfolg seiner Mannschaft einleitete.
Es war sein zwölftes Saisontor (3 Vorlagen), womit der Niederländer nunmehr in der aktuellen Bundesliga-Torschützenliste hinter Alexander Meier auf Platz zwei steht. Er ist auf dem besten Weg, seine persönliche Bestmarke beim Rekordmeister aus der Debütsaison (16 Treffer – 7 Assists) zu überbieten.
Nur der SCP
Interessante Randnotiz: Durch Robbens Tor gegen die Schwaben verbleibt mit dem Neuling SC Paderborn in diesem Jahr nur noch ein Bundesliga-Verein, gegen den Ausnahmefußballer noch kein Tor erzielen konnte. Freilich gab es bisher lediglich ein Aufeinandertreffen der beiden Teams.
In einer formschwachen Münchner Mannschaft ist der Holländer einer der wenigen Spieler, bei dem von Formkrise kaum etwas zu erkennen ist. Die abgelaufene Hinrunde schloss der 31-Jährige mit einem "kicker"-Schnitt von 2,04 ab – ligaweite Bestnote. Seit nun fast zwei Jahren wird ihm immer wieder aufs Neue nachgesagt, der beste Robben aller Zeiten zu sein. So auch die "Sport Bild" in ihrer aktuellen Ausgabe. Eine Statistik macht ihn jedenfalls zum derzeit torgefährlichsten Mittelfeldspieler der Bundesliga-Historie: Robben, in 122 Ligaspielen 68-facher Torschütze (44 Assists) für den FCB, ist als Scorer alle 77 Minuten direkt an einem Tor beteiligt.
Keine Karriere ohne Tiefpunkt
Seit 2009 im Verein, hat der Flügelspieler – was die Werte angeht – nie wirklich enttäuscht. Lediglich die Saison 2012/13 fiel in der deutschen Beletage für seine Verhältnisse mit fünf Toren und sieben Assists eher mau aus. Die gesamte Pflichtspiel-Bilanz für die Bajuwaren liest sich demgegenüber mit 103 Treffern und 65 Vorlagen in 188 Partien herausragend. Dennoch wimmelt es in der Vergangenheit gefühlt nur so von Rückschlägen im Bayern-Dress. Insbesondere seine oftmals egoistische Art Fußball zu spielen, machte ihn bei ausbleibendem Erfolg angreifbar.
Robbens Jahr 2012
- Verschossener Elfmeter gegen den enteilten Meisterschaftskonkurrenten Borussia Dortmund
- Kabinenrauferei mit Franck Ribéry während des CL-Halbfinals
- Vergebener Strafstoß in der Verlängerung des CL-Endspiels
- Testspiel FCB – Niederlande: Pfiffe gegen Robben
Die Wandlung: Vom "ich" zum "wir"
Nach den Pfiffen des FCB-Anhangs im Rahmen eines Testspiels gegen die holländische Nationalmannschaft kümmerte sich Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge umgehend um den damals als "Aleinikow" verschrienen Weltstar und drückte dabei offenbar die richtigen Knöpfe. Robben, nach den Unmutsbekundungen gegen ihn vermeintlich mit Abwanderungsgedanken beschäftigt, kehrte wie ausgewechselt von der EM 2012 zurück.
Fortan machte sich der 85-malige Nationalspieler immer öfter einen Namen als Teamplayer, zeigt bis heute unentwegten Ehrgeiz im Training. Der Lohn: Der Außenstürmer schießt seine Farben gegen Dortmund zum Titel in der europäischen Königsklasse, holt das Triple wie auch das Double und wird in seiner Heimat ob seiner überragenden Leistungen zum Sportler des Jahres 2014 gekürt.
Die Kurve zeigt noch immer nach oben. In der Saison 2014/15 hat Robben als effektivster Ligaspieler alle 82 Minuten direkten Anteil an einem Tor, erreicht mit durchschnittlich 33 Sprints und 56,1 Prozent gewonnener Zweikämpfe je Partie persönliche Höchstwerte.
Wie lange macht der Körper des einst so verletzungsanfällig wirkenden Akteurs das noch mit? Der Holländer gilt jedenfalls als mustergültig lebender Profi, beugt Verletzungen mittlerweile mithilfe eines persönlichen Osteopathen vor. "Mindestens 80 Prozent der Adduktoren- und Oberschenkelverletzungen haben ihren Ursprung im Rücken", lautet eine im Zuge der Zusammenarbeit gewonnene Erkenntnis, wie Robben kürzlich in einem Interview mit der "Welt" verriet. Genau in diesem Bereich plagten ihn früher oft Probleme. Dank der zusätzlichen Betreuung habe er seinen Körper nun unter Kontrolle.
Zu guter letzt deutet nichts daraufhin, dass Robbens Erfolgshunger gestillt ist, ganz im Gegenteil: Seit den großen Triumphen scheint er sogar befreiter aufzuspielen. Ein Ende des Höhenflugs ist zumindest so schnell nicht in Sicht. Womöglich darf sich die Fußballwelt demnächst wieder auf einen neuen besten Robben aller Zeiten freuen.