"In Europa kennt uns keine Sau!" – ab Donnerstag hat Europa-League-Debütant FC Augsburg die Möglichkeit, diesem selbst gewählten Motto die Basis zu entziehen. Am 1. Spieltag der Gruppe L trifft das Weinzierl-Team im 53.000 Zuschauer fassenden Stadion San Mames, im Volksmund auch "La Catedral" genannt, auf Athletic Bilbao.
Aktuelle Form
Der Siebtplatzierte der abgelaufenen Spielzeit in der Priméra División – in der Vorsaison noch in der Champions League aktiv – fand seinen Weg in die Gruppenphase über die dritte Qualifikationsrunde (FC Inter Baku) und die Play-offs (MSK Zilina).
Nach misslungenem Saisonstart 2015/16 mit zwei Auftaktniederlagen (eine davon gegen Barcelona) haben sich die Rojiblancos am Wochenende gegen den FC Getafe gefangen und eine erfolgreiche Generalprobe für das Spiel gegen Augsburg hingelegt (3:1-Sieg).
Schlüsselspieler
Das Team der Löwen zeichnet sich grundsätzlich weniger durch große Einzelkönner aus – wenn überhaupt, ist die Mannschaft der Star. Gleichwohl stechen einige Spieler heraus, etwa der wuchtige Stürmer Aritz Aduriz. Der 34-Jährige avancierte in der Vorsaison mit 18 Treffern zum besten spanischen Torjäger in La Liga und brachte sich am Wochenende mit einem Doppelpack gegen Getafe schon einmal in Torlaune für die Europa League.
Ebenfalls gefährlich: Raúl García, Ende August für acht Millionen Euro aus Madrid (328 Pflichtspiele und 69 Scorerpunkte für Atlético) ins Baskenland gewechselt.
Aus der Defensivabteilung ist Aymeric Laporte zu erwähnen. Der Spielführer der U21 befindet sich im Fokus einiger europäischer Topvereine und ist auf dem besten Weg, bald bei der Équipe Tricolore mitzumischen.
Stammspieler Iker Muniain (Linksaußen), der im Alter von 22 Jahren schon 254 Pflichtpartien auf dem Konto verbucht, fehlt den Löwen aufgrund eines Kreuzbandrisses schätzungsweise bis in den November hinein.
Trainer
Nach einer frenetischen Zeit unter dem argentinischen Coach Marcelo Bielsa (2011 bis 2013) hat Bilbao auf dem Trainerstuhl seinen Ruhepunkt gefunden. Ernesto Valverde, früher schon sechs Jahre Spieler, anschließend Jugendtrainer und von 2003 bis 2005 Chefcoach bei den Basken, geht dieses Jahr in seine dritte Saison mit Athletic.
Titel und Erfolge
Kürzlich feierte der Verein gegen die vermeintlich übermächtigen Ballzauberer vom FC Barcelona einen Erfolg im spanischen Supercup (4:0, 1:1). Dabei war Bilbao lediglich als unterlegener Finalist der letztjährigen Copa del Rey – auch da ging es gegen die Katalanen – in diesen Pokal gerutscht.
Der Triumph im Supercup markierte den ersten Titel seit dem Double-Gewinn 1984. In seiner gesamten Vereinshistorie fuhr Athletic acht Meisterschaften ein und gewann ganze 23-mal den spanischen Pokalwettbewerb. International ging der Klub bislang leer aus. 2012 war der erste europäische Erfolg zum Greifen nah, aber im Endspiel der Europa League setzte es eine 0:3-Klatsche gegen Atlético Madrid.
Liveübertragung
Der deutsche Free-TV-Zuschauer wird am Donnerstag (21.05 h) nicht in den Genuss einer Liveübertragung kommen können. Stattdessen gibt es im Anschluss an die Begegnung zwischen APOEL Nikosa und Schalke 04 auf "Sport1" eine Zusammenfassung des Spiels.
Abseits
Besonders charakterisierend für Athletic Bilbao ist die Personalpolitik des Vereins. Seit jeher wird ausschließlich auf baskische Spieler respektive im Baskenland ausgebildete Fußballer gesetzt, was gelegentlich durchaus zu Problemen bei der Kaderzusammenstellung geführt hat.
Vor dreieinhalb Jahren gab es das letzte Aufeinandertreffen mit einem deutschen Verein: Die Knappen aus Gelsenkirchen wurden im Viertelfinale der Europa League 2011/12 mit einem Gesamtergebnis von 4:6 (2:4, 2:2) aus dem Wettbewerb geworfen.
Die ehemaligen Bundesliga-Trainer Jupp Heynckes (1992 bis 1994 und 2001 bis 2003) und Dragoslav Stepanovic (1995 bis 1996) leiteten bei den Basken im Übrigen auch einst die sportlichen Geschicke.