Bastian Schweinsteiger brachte sich als alleiniger Strippenzieher mit einer überzeugenden Leistung gegen den – zugegebenermaßen extrem schwach aufspielenden – Hamburger SV in eine gute Position für einen möglichen Zweikampf mit Xabi Alonso im defensiven Mittelfeld. Auf eben jenes Duell der Weltmeister könnte es künftig hinauslaufen, nachdem ein Zusammenspiel der Führungsfiguren in den ersten drei Rückrundenpartien nicht so recht fruchten wollte. Davon zeigt sich aktuell auch der "kicker" überzeugt. Bei den gemeinsamen Auftritten verlagerte Schweinsteiger sein Spiel zugunsten eines alleinigen Sechsers Alonso zumeist nach vorne oder auf die Seiten, konnte dort seine Stärken allerdings nicht ausspielen.
Sicherlich war es, wenn überhaupt, nur einer von vielen Faktoren für die Formschwäche der Bayern, aber die zu ähnliche Rollenauslegung der beiden Strategen auf dem Platz und die Leistungsexplosion des FCB am vergangenen Wochenende könnten Trainer Pep Guardiola dazu bewegen, vorerst auf weitere Versuche zu verzichten. Gegen den HSV wurde dem Katalanen die Entscheidung noch abgenommen, weil Alonso mit Oberschenkelproblemen ausfiel.
Überzeugender Auftritt
Was im Fall der Fälle für Alonso spricht: Der 33-Jährige war nach seiner Ankunft in München auf Anhieb ein fester Baustein im Spiel Guardiolas, verpasste (angeschlagen) nur zwei Ligabegegnungen und fehlte auch in der Champions League lediglich im letzen, bedeutungslosen Gruppenspiel. Es ist nicht damit zu rechnen, dass sein Standing von jetzt auf gleich bröckelt. Andererseits wird sich der amtierende Europameister nicht auf seinen Verdiensten ausruhen können, sondern muss sich nach seiner Rückkehr aufs Neue beweisen.
Schweinsteiger nutzte währenddessen seine Chance im Spiel gegen Hamburg, um Eigenwerbung für sich zu machen. Die Leistungsdaten: 122 Ballaktionen, 92 Prozent angekommener Pässe und immerhin 60 Prozent gewonnener Zweikämpfe. Mit der Nummer 31 als Mittelfeldlenker agierte der Rekordmeister im Spielaufbau zügiger als noch in den vorhergehenden Partien, in denen ein unkonzentriert und schwerfällig auftretender Alonso teilweise zu viel Tempo aus dem Spiel nahm. Schweinsteiger gereichte dabei natürlich zum Vorteil, dass Guardiola für den Spanier eine zusätzliche Offensivkraft auf den Platz schickte und somit vorne für mächtig Betrieb sorgte.
Im Anschluss an den historischen 8:0-Triumph über die Hanseaten ließ Schweinsteiger auf das sportliche Plädoyer für einen zentralen Platz ein verbales folgen: "Von hinten heraus zu spielen, macht mir sehr viel Spaß", sagte der 30-Jährige gegenüber dem "kicker" und fügte an, dass er diese Position schließlich auch in der Nationalmannschaft spiele.
Auch wenn der FCB sowohl angesichts der Dreifachbelastung als auch der enormen Kaderqualität dauerhaft die Rotationsmaschinerie anwirft, dürften beide Leader dennoch für sich in Anspruch nehmen, zumindest den Großteil der Spiele und insbesondere die wichtigen Matches zu bestreiten. Letztere Partien könnten zeigen, welcher Weltmeister bei Guardiola den größeren Stein im Brett hat.