Batuhan Altintas
1. Bundesliga
Neustart in Hamburg

Dirk Sommer

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HSV-Neuzugang Batuhan Altintas entspricht weitgehend jenem Anforderungsprofil, das kürzlich von Trainer Bruno Labbadia als neue Leitlinie für künftige Transfers ausgegeben wurde: Junge Talente mit Entwicklungspotenzial sollen es sein, die den Durchbruch aber noch nicht in dem Maße geschafft haben, dass sich die großen Klubs um sie reißen. Und dementsprechend zu moderaten Preisen zu haben sind – für den 19 Jahre alten Türken musste der Bundesliga-Dino 400.000 Euro an Ausbildungsentschädigung entrichten.

Altintas' Einstand bei den Rothosen gestaltete sich immerhin schon einmal recht erfreulich. Im Rahmen des Trainingslagers in Graubünden (Schweiz) gelang ihm in seinem ersten Testspiel das erste Tor für den neuen Arbeitgeber. Es ist allerdings nur der erste Schritt eines gewiss langen Wegs, den er noch vor sich hat.


Holpriger Werdegang in der Türkei

In der Türkei galt Altintas schon früh als Ausnahmetalent. Im Jahr 2009 wechselte der Angreifer von seinem Jugendklub Kocaeli Günesspor zu Bursaspor, für den er im Pokalwettbewerb 2012/13 mit nicht einmal 17 Jahren seine Premiere bei den Profis feierte (2:3 gegen Fenerbahçe Istanbul). Es folgten weitere Einsätze, ehe sein Werdegang beim türkischen Erstligisten eine unerwartete Zäsur erlebte. Weil der Youngster nicht langfristig verlängern wollte, bestrafte der Verein ihn kurzerhand mit einer Suspendierung.

Über neun Monate war der Stürmer bei Bursaspor zuletzt außen vor, hat in diesem Zeitraum weder gespielt noch bei den Profis mittrainiert. Er bekam lediglich einen Individualtrainer an die Seite gestellt, um sich fit zu halten. Ein großes Manko für einen Spieler in der Entwicklung.

"Das ist das größte Problem", konstatierte auch Coach Labbadia vor wenigen Tagen im "kicker". Die Anlagen seien zwar sichtbar, "aber diese lange Zeit ohne Praxis ist schwer wettzumachen." Was erschwerend hinzukommt: Altintas darf als Nicht-EU-Bürger nicht für die U23-Abteilung des HSV auflaufen, kann dort folglich keine Spielpraxis sammeln. Dem Verein steht es gleichwohl offen, auf gerichtlichem Wege eine Spielerlaubnis zu erwirken.


Selbst ist der Mann

Da die Norddeutschen mit ihrem neuen Spieler schon länger über einen Wechsel einig waren, machte sich Altintas daran, Abhilfe zu schaffen. Er engagierte eigens einen Fitnesscoach, der sechs Tage in der Woche je zwei Trainingseinheiten mit ihm absolvierte, um ihn so gut es geht auf die Bundesliga vorzubereiten.

Letztendlich geriet durch die Zwangspause auch die Nationalmannschaftskarriere ins Stocken. Altintas, der im September 2013 mit 17 Jahren für die U19-Auwahl seines Landes debütierte, wurde zuletzt im Oktober 2014 eingesetzt und stand seitdem nicht mehr im Kader (U19-Bilanz: 12 Spiele – 5 Tore). Zuvor durchlief er jeden Nachwuchsjahrgang.

Beim Gründungsmitglied der Bundesliga gilt es nun, wieder zurück in die Spur zu finden. Altintas wurde vorerst bis 2017 gebunden, kann an der Elbe also zwei Jahre lang Überzeugungsarbeit leisten. Für den Verein besteht sodann die Möglichkeit, die Zusammenarbeit per Option zu verlängern.