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Re-Start: "Wir haben positive Fälle erwartet"

Robin Meise

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In einem Interview mit "Sport1" meldete sich am Sonntag Tim Meyer (52) zu den aktuellen Ereignissen rund um das Thema Coronavirus zu Wort. Der Nationalmannschaftsarzt und Leiter der DFL-Taskforce gab Einblicke, wie die Situation künftig angegangen werden soll.

"Wir haben zwischen 1500 und 2000 Personen getestet. Die Erwartungshaltung ist keinesfalls, dass davon keiner positiv ist. Das wäre zwar schön, aber das ist nicht realistisch. Wir haben sicherlich einige positive Fälle erwartet, ich möchte nicht ausschließen, dass es noch weitere positive Fälle gibt, weil es eine so große Zahl von getesteten Personen ist", erklärte der Mediziner mit Blick auf die Erkrankungen beim 1. FC Köln.

Die Möglichkeit auf reguläre Teamübungen wird es für die Bundesligisten erst nach einer zweiten Prüfung aller Beteiligten geben. "Wir schließen diejenigen aus, die ansteckend sind. Und die versuchen wir zu finden. Dies war die erste Testrunde, es gibt noch eine zweite Testrunde. Erst dann geht es ins Mannschaftstraining. Damit haben wir eine noch höhere Sicherheit als nach der ersten Runde".


Neuinfektionen lassen sich nicht ausschließen

"Es gibt kein einhundertprozentiges System, das war auch kein realistisches Ziel. Wir haben immer das Ziel verfolgt, ein medizinisch vertretbares Risiko zu erreichen und dafür testen wir schon sehr eng", ließ Meyer wissen.

"Es sind nicht nur die Testungen, die die Sicherheit ausmachen, sondern auch verschiedene andere Regelungen, beispielsweise Verhaltensregeln für den Alltag, Abstandsregeln außerhalb des Platzes, Mundschutz für Betreuer usw. Es ist ein ganzes Bündel von Maßnahmen, das wir ergreifen, was über die Tests hinausgeht. Das heißt aber nicht, dass die Tests nicht ein wichtiger Pfeiler sind. Alles zusammen macht die Sicherheit aus".

Vonseiten der Politik hagelte es nach den Meldungen über die Erkrankungen in Köln Kritik. SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach äußerte sich in diesem Zusammenhang beispielsweise via Twitter zu den Vorfällen.


Meyer mahnt vor voreiligen Schlüssen

Alles direkt über den Haufen werfen möchte der DFB-Arzt jedoch nicht: "Ich denke nicht, dass man dieses System zum jetzigen Zeitpunkt überhaupt schon beurteilen kann. Wir setzen auf wiederholte Testung. Dies war der allererste Test. Wir haben jemanden gefunden, diese Personen werden ausgeschlossen. Soweit funktioniert das Ganze also zunächst einmal".

"Wir können vielleicht erstmals in vier, fünf Wochen sagen, ob das wirklich gut funktioniert oder ob es nicht klappt, wenn diese wiederholten Testungen dauerhaft immer wieder größere Zahlen von Positiven hervorbringen. Ich hoffe nicht, dass das der Fall ist. Die entsprechenden Sicherheitsmaßnahmen sind getroffen. Ich habe sie aufgezählt, sie liegen auch außerhalb der Tests. Meines Erachtens ist das ein System, wie man es derzeit kaum sicherer auf die Beine stellen kann", ergänzte Meyer.


Alle müssen an einem Strang ziehen

"Wenn es zu viele positive Fälle gibt, kann dieses System sicherlich ins Wanken geraten. Das ist gar keine Frage. Deswegen ist es umso wichtiger, dass alle extreme Disziplin wahren", so der 52-Jährige.

"Das gilt nicht nur auf dem Platz, sondern vor allen Dingen daneben und zuhause. Dass alle Spieler, Trainer und Betreuer wirklich darauf achten, dass sie sich nicht anstecken können und die ganzen Maßnahmen, die empfohlen sind, einhalten. Denn sie sind im Kern des Konzepts. Wenn diese Disziplin nicht eingehalten wird, dann kann das beste Konzept ins Wanken geraten".