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Die Top-Elf von LigaInsider 2021/22 (Teil 2/Analysten)

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Hallo Insider!

Im ersten Teil zur Topelf haben wir euch die Auswahl der Redaktion vorgestellt. Jetzt ist das Analyse-Team an der Reihe.

Mal sehen, für wen Susi, Simon und Sveno sich entschieden haben.


Die ersten drei Picks

Sveno für das Analyse-Team: Wir nehmen euch nun auf die Reise des Auswahlprozesses mit, damit ihr genau wisst, wieso wir uns diese elf Spieler herausgesucht haben.

Zunächst mal gibt es in dieser Saison keine Mannschaft der Saison ohne Christopher Nkunku. Hier bedarf es eigentlich keiner weiteren Erklärung. Die statistischen Ausführungen zu den Spielern, die auch die Redaktion gewählt hat, sind so gut herausgearbeitet, dass wir sie hier nicht mehr ergänzen müssen und werden. Hier verweisen wir ausdrücklich auf den ersten Teil, den wir oben verlinkt haben.

Bei Nkunku wollen wir trotzdem unsere Offensivmetriken, die uns schon die gesamte Saison begleitet haben und mit denen wir an unsere Spielanalysen herangehen, mit einer Pizza-Grafik vorstellen. Unsere Hauptfokuspunkte umfassen den Abschluss (Torschuss, xG (expected goals)), die Wichtigkeit für die Struktur in den Angriffssequenzen (Gefahr als Zielspieler, Schusssequenz gestartet, Pass ins und im Angriffsdrittel), vertikale Bewegungen mit dem Ball (Dribblings und Läufe ins und im Angriffsdrittel), Gefahrenerzeugung mit allen Aktionen (xT (expected threat), xT eingeleitet) und Assistqualitäten (Torschussvorlage, vorletzter Pas). Christopher Nkunku gehört überall zur Top-Klasse der Liga und ist damit klar unser Spieler der Saison.

Spieler zwei war ebenfalls schnell gewählt: Nico Schlotterbeck ist unser Abwehrchef.

Beide Spieler haben auch dem Pokalfinale wieder ihren Stempel aufdrücken können, so dass wir in Abwehr und Offensive gut aufgestellt sind.

Unser dritter Spieler war dann auch eine klare Angelegenheit: An Robert Lewandowski ist kein Vorbeikommen.


Die Torwartfrage

Drei Spieler klar gesetzt, doch ab jetzt wurde es schon ein wenig komplizierter, weswegen wir uns erst mal um die Torwartposition gekümmert haben. Hier gab es zwei Stimmen für Manuel Riemann und eine für Stefan Ortega Moreno. Also haben wir uns das ein bisschen genauer angesehen.

Beim Aufbauspiel liegen beide Torhüter gleichauf an der Spitze der Liga. Kein anderer Torwart der Liga hat so viel Einfluss auf die Chancenkreation seines Teams wie Riemann und Ortega. Dies ist aufgrund der einfacheren Spielanlage der Teams natürlich auch kein Wunder: Keine anderen Teams operieren mit so vielen langen Bällen, die dann ihre Zielspieler in Kopfballduelle schicken. Also haben wir nur die langen Bälle isoliert, die zielgerichtet auf freistehende Spieler geschlagen wurden. Riemann liegt hier auf Platz eins der Liga, knapp vor Ortega. Bei beiden sehen wir hier klaren Vorteil zu Freiburgs Mark Flekken, den die Redaktion auswählte.

Riemann setzt außerdem Maßstäbe im Bereich "mitspielender Torwart" (Klärungsaktionen außerhalb des Strafraums) und führt die Liga auch hier und sogar noch vor Manuel Neuer an. Ortega folgt allerdings bald und ist ebenfalls in der Spitzengruppe zu finden.

Beim Thema "Strafraumbeherrschung" (prozentual abgefangene Flanken) kann sich Riemann aber deutlich absetzen: Hier liegt er auf dem zweiten Platz (minimal hinter Gregor Kobel), während Ortega sich im unteren Tabellendrittel befindet.

Riemann bisher also mit leichten Vorteilen, aber wie sieht es in der Königskategorie "auf der Linie" aus? Sowohl Ortega als auch Riemann sind nach Anzahl der Gegentore in der unteren Tabellenhälfte der Keeper zu finden. Um ihre Paraden bewerten zu können, sollte aber die Anzahl, Position und Qualität der Schüsse beachtet werden. Nach diesem Wert sollte Ortega [64.04] statt 51, Riemann [48.41] statt 41 Treffer gefangen haben. In der Differenz wird also deutlich, dass Ortega 13 Tore weniger kassiert hat, als erwartet gewesen wäre. Der Bielefelder ist hier mit Abstand der Beste. Doch auf Platz 2 folgt schon Riemann mit sieben weniger zugelassenen Gegentoren als erwartet. Zum Vergleich: Flekken kommt hier auf eine Differenz von knapp vier mit [41.87] statt 38 Gegentoren (Anmerkung: Eigentore wurden aus der Rechnung entfernt).

Beide Spieler wären also je nach Präferenz eine gute und würdige Wahl gewesen. Unsere fiel am Ende mit Manuel Riemann auf den etwas kompletteren Torhüter. Marvin Schwäbe, Yann Sommer, Kevin Trapp und Mark Flekken konnten für uns in dieser Saison nicht in den Zweikampf an der Spitze eingreifen.


Dominoeffekt im Mittelfeld

Das Mittelfeld besetzen wir wie auch die Redaktion mit Joshua Kimmich und Jude Bellingham.

Beide Spieler sind mit dem Ball extrem dominant: Kimmich mit seinen Pässen, Bellingham mit seiner Dynamik, und so haben sie maßgeblich zum Erfolg ihrer Klubs beigetragen. Komplett ohne Diskussion verlief die Auswahl hier aber trotzdem nicht. Das liegt an der fehlenden defensiven Absicherung im Zentrum, wenn beide Spieler nebeneinander auf dem Platz stehen würden. Und da wir unsere Topelf möglichst realistisch abbilden wollten, hieß es für uns nun: Wir brauchen einen richtigen Sechser!

Ein weiterer Spieler im Zentrum bedeutete gleichzeitig, dass eine Dreierkette keine Option mehr war und somit Joško Gvardiol keinen Platz im Team haben kann, weil Schlotterbeck die Position des linken Innenverteidigers besetzen muss. Auch Topspieler wie Timo Hübers, Evan N'Dicka und Reece Oxford fielen so durch das Raster. Kimmich und Bellingham zu nominieren war uns also definitiv sehr wichtig.

Spieler Nummer sieben musste also ein defensiver Mittelfeldspieler sein und wir kamen relativ schnell zum Ergebnis, dass das nur Ellyes Skhiri sein kann. Unter den zur Auswahl stehenden Spielern im defensiven Mittelfeld mit mindestens 20 Einsätzen weist der Tunesier das beste Profil auf und rangiert in den Top 10 bei abgefangenen Bällen (6.), Zweikampfquote (5.), Luftkampfquote (8.), geklärten Bällen (9.), Balleroberungen (3.), Tacklingquote (2.), geblockte Bälle (7.) und Passquote (4.). Auf den ersten Blick vielleicht eine überraschende Entscheidung, für uns aber die einzig richtige. Anton Stach, Robert Andrich, Salih Özcan und Manu Koné waren ebenfalls gute Kandidaten, von denen wir in der kommenden Saison den nächsten Schritt (in die Topelf?) erwarten.


Wirtz oder Schick und warum nicht beide?

Eine weitere Folge der Kimmich-Bellingham-Wahl war nun also, dass nur noch eine Offensivposition offen war. Allerdings hätten wir auch so Schwierigkeiten bekommen, Florian Wirtz und Patrik Schick neben Nkunku und Lewandowski aufbieten zu können, da alle vier Spieler sehr zentrumsorientiert sind. Eigentlich hätten es beide Spieler verdient gehabt und positionsunabhängig gehörten beide für uns zu den besten elf Spielern der Saison, aber so mussten wir uns nunmal entscheiden.

Schick neben Lewandowski und dahinter Nkunku oder Wirtz auf der Zehn und vorne dann die beiden Topscorer der Liga (Lewandowski 40 Scorerpunkte, Nkunku 35)?

Schlussendlich entschieden wir uns für Florian Wirtz. Unsere weiterführenden Daten ließen uns quasi keine Wahl, wie ein Blick auf die Pizza-Grafik verrät.

Während Schick natürlich bei den Abschlusswerten vorne liegt (siehe unten), gehört Wirtz in den sieben anderen Kategorien zur Spitzenklasse der Liga und liegt auch beim Abschluss zumindest im vorderen Bereich. Kurzum: Wirtz ist nach Nkunku der Premium-Offensivspieler der Liga. Einzig der Franzose weist ein Profil auf, das kompletter ist (siehe oben).

Assistkönig Thomas Müller hatte derweil keine Chance auf einen Platz in der Offensivreihe, sollte aber ob seiner Klasse dennoch hier Erwähnung finden. Auch für Moussa Diaby und Erling Haaland reichte es nicht.


Wir komplettieren die Viererkette

Zum Abschluss stand dann noch die Bestückung der Viererkette auf dem Plan. Auf der linken Bahn entschieden wir uns wie auch die Redaktion für David Raum. Zwar hat er mehrheitlich auf der Schienenposition agiert, doch auch zehn Einsätze als klarer Außenverteidiger stehen zu Buche, womit er für uns dort einsetzbar wäre. Er lässt für uns seine Konkurrenten Alphonso Davies, Borna Sosa, Jonas Hector und Danilo Soares klar hinter sich.

Auf der rechten Abwehrseite ist die Auswahl schon traditionell etwas dünner in der Bundesliga. Am Ende mussten wir uns zwischen Jeremie Frimpong, Benno Schmitz und Benjamin Pavard entscheiden. Unsere Wahl fiel dann auf die beste Kombination aus Zweikampfquote und Dribblings und so landeten wir wie auch die Redaktion bei Jeremie Frimpong.

10/11 waren nun gesetzt, nur der Nebenmann von Schlotterbeck noch offen. Es musste ein Rechtsfuß sein und der Spieler sollte zumindest fünf Einsätze auf der rechten Innenverteidigerposition absolviert haben.

Wir haben einen klaren Favoriten: Willi Orbán. Er ist der Abwehrchef der besten Defensive dieser Saison (zusammen mit Bayern München die wenigsten Gegentore, die wenigsten zugelassenen Torchancen durch Fehler im Aufbauspiel und die geringste Zahl an zugelassenen Schüssen aufs Tor) und damit ein würdiger Kandidat. Vor allem, weil er durch seine Fähigkeiten im Bereich Organisation, Spielaufbau, Raumsicherung und Zweikampfführung für diese Schlüsselwerte verantwortlich zeichnet. Dass er zudem hinter Schlotterbeck bei unserem Notensystem auf Platz zwei in der Saisonendabrechnung einlief, deutet derweil auch darauf hin, dass wir mit Orbán eine gute Wahl getroffen haben.

Für uns war er im Vergleich mit Konstantinos Mavropanos, Philipp Lienhart, Niklas Süle, Manuel Akanji oder Jonathan Tah einfach die beste Wahl. Gerne lassen wir uns aber von euch noch umstimmen, wenn ihr uns in den Kommentaren überzeugen könnt.


Mit Seoane zum Sieg

Wie von uns schon in der Podcast-Sonderfolge dargelegt, fiel unsere Wahl beim Trainer der Saison auf den Leverkusener Chefcoach Gerardo Seoane.

Uns gefiel seine Spielanlage am besten und auch in größerer Personalnot zog er seine Linie unbeirrt durch und führte Leverkusen auf Platz drei der Abschlusstabelle inklusive eines neuen Vereins-Torrekords.

Viel Spaß beim Lesen und Diskutieren! Und immer dran denken: Das ist unsere Auswahl. Andere Möglichkeiten sind genauso gut, wie ja auch die Topelf der Redaktion (mit vier anderen Kandidaten) beweist. Deshalb gilt wie immer: Respektvoller Umgang und Akzeptieren von anderen Meinungen werden bei LigaInsider großgeschrieben. Ich, Sveno, erwähne das gerne mal an dieser Stelle, da das gerade beim Thema RB Leipzig am Wochenende zu wünschen übrig ließ.

So, und jetzt Deckel drauf auf die Saison und ab in die Sommerpause!


Anhang: Unser 12. Mann