Heute werfen wir einen Blick auf die offensive Chancenkreation des VfB Stuttgart und des VfL Wolfsburg. Sie treffen am Samstag aufeinander.
Dabei beleuchten wir die Spielweise der Außenspieler beider Klubs. In Stuttgart sind dort aktuell Chris Führich und Silas die Dauerbrenner. Beim VfL durfte sich zuletzt Lovro Majer rechts probieren, gegenüber von Tiago Tomás.
Führich überzeugt mit Ball – Silas mit Dynamik
Bei Stuttgart sind in Begleitung der beiden Außenverteidiger Pascal Stenzel (rechts) und Hiroki Ito (links), die sich in dieser Saison unter der Anleitung von Trainer Sebastian Hoeneß als wahre Punktemaschinen entpuppten, insbesondere Silas (rechts) und Chris Führich (links) für die weitere Ballverarbeitung in der offensiven Gefahrenzone verantwortlich. Die beiden unterscheiden sich allerdings in ihrer jeweiligen Rolle.
Während auf der linken Seite mit Ito und Führich oftmals ein Pärchen im Kombinationsspiel auftritt und die Situationen im Verbund (zum Beispiel durch Hinterlaufen) löst, sucht Silas den Weg zum Erfolg lieber über gute Einzelaktionen. Generell gilt es für die Stuttgarter Außen, die gegnerischen Außenverteidiger aus ihrer Position zu locken, um Räume für die Nachrücker zu schaffen. Das findet auch mal im Wechsel zwischen den offensiven und den defensiven Akteuren des VfB statt.
Führich ist dabei durch seine spielerische Klasse für seine Gegenspieler nur schwer auszurechnen. Bei ihm kann ein Eindringen in den linken offensiven Halbraum sowohl einen unerwarteten Torabschluss mit seinem starken rechten Fuß als auch ein erfolgreiches Abspiel an einen Mitspieler bedeuten. Pro Spiel über die volle Distanz kommt Führich so auf die Werte: 2,5 Strafraumpässe und 1,9 Abschlüsse. Silas, der durch seine Dynamik ein anderes Element reinbringt, weist in beiden Fällen einen geringeren Wert von 1,5 auf. Silas wählt bei einer gegnerischen Blockade auch gerne mal den Rückpass.
Fazit: Führich zeichnet eher eine gute Passquote gepaart mit einer hohen Abschlussfrequenz auf, was ihm insgesamt mehr Spielanteile beziehungsweise gelungene Aktionen als seinem Gegenüber Silas verschafft. Der Letztgenannte ist allerdings durch seine starke Dynamik ein ständiger Unruheherd, der seine Torgefahr vorwiegend über Einzelaktionen ausstrahlt. Zug zur Mitte ist bei ihm – wenn Stenzel hinterläuft – aber auch vorhanden.
Was die Einsatzchancen von Führich und Silas angeht, lässt sich sagen, dass Führich der wichtigere Spieler für Stuttgart ist und auch mittelfristig gesetzt sein sollte. Silas hingegen hat seinen Platz auf der gegenüberliegenden Seite nicht ganz so sicher. Im Vergleich zum restlichen Team gefällt er uns noch nicht ganz so gut, mit Jamie Leweling und Deniz Undav gibt es zudem Konkurrenz.
Majer der verkappte Spielmacher in Wolfsburg
Während die Ballstafetten beim VfB Stuttgart über die Saison gesehen tendenziell etwas mehr im linken Angriffsspiel aufgezogen werden, verfolgt der VfL Wolfsburg unter Trainer Niko Kovač mit nur einem „echten“ Flügel eine andere Variante: Tiago Tomás punktet über die linke offensive Außenbahn besonders durch sein Tempo, das sich in seinen Ballbesitzphasen in den Läufen entlang der Seitenlinie widerspiegelt. Von ihm gehen als Flügelspieler somit oftmals Flanken in den Strafraum oder auch direkte Läufe in den Gefahrenbereich vor dem gegnerischen Sechzehner aus.
Bei Spielgestalter Lovro Majer, der anfangs noch über die linke, inzwischen aber den Part über die rechte Seite – wie schon in der Vergangenheit beim Stade Rennes FC – übernommen hat, sieht das Aufgabengebiet anders aus. Der ballsichere Kroate sorgt gemeinsam mit Mittelfeldmann Mattias Svanberg situationsbedingt für ein Überzahlspiel auf der rechten Seite, was den Weg für Pass-Abnehmer Joakim Mæhle/Ridle Baku in die Tiefe der gegnerischen Defensive öffnet. Svanberg selbst kann ebenfalls in diese Rolle schlüpfen.
Fazit: Während Tomás weniger mit dem Kombinationsspiel zu tun hat (0,6 Pässe im letzten Drittel) und überwiegend selbst den Abschluss sucht (2,1), ist Majer ein verkappter Spielmacher (PLD 2,5) über den rechten offensiven Halbraum. Er glänzt sowohl mit einer guten Ballverteilung, die das Spiel beruhigen oder beschleunigen kann, als auch mit dem einen oder anderen Abschluss (1,3), der durch seinen starken linken Fuß von der rechten Seite besonders präzise auf das gegnerische Gehäuse abgefeuert werden kann.
Wie Führich beim VfB Stuttgart ist auch Majer im Wölfe-Dress gesetzt. Der Kroate bringt ein spielerisches Element ein, das der Mannschaft guttut. Tomás ist ein spannender Spieler, der auch schon vergangene Saison (damals bei Stuttgart) ganz gute Werte aufgewiesen hat. Bei den Schwaben konnte er sich aber nie durchsetzen, obwohl er die Qualität dafür auf jeden Fall mitbringt! In Wolfsburg muss er seine Leistungen nun Woche für Woche bestätigen: Mit Václav Černý und Patrick Wimmer sitzen ihm zwei Spieler mit Stammplatzpotenzial im Nacken, zudem übt auch Kevin Paredes wieder Druck aus.
Chancenkreation offensiv im Überblick
Zum Vergleichen haben wir in unsere Tabelle Leverkusens Florian Wirtz, der enorm starke Werte aufweist, und Jamal Musiala vom FC Bayern München mit an Bord geholt.
Alle Werte beziehen sich auf „Pässe pro Spiel über 90 Minuten“.
Die Ausarbeitung der Daten und Taktikbetrachtung erfolgte über unseren Analysten Lennart Susemiehl.