Die Personalie Christian Pulisic ist in den zurückliegenden Wochen zu einem einigermaßen brisant diskutierten Thema bei Borussia Dortmund geworden. Der Youngster erlebte im vergangenen Halbjahr einen steilen Aufstieg bis in die US-Nationalmannschaft, für die er auch in der Länderspielpause zweimal auflief. Mit Erfolg: In den Partien gegen St. Vincent und Trinidad und Tobago steuert er zwei Tore und zwei Vorlagen bei.
Beim BVB hingegen wartet der offensive Mittelfeldspieler noch auf den ersten Saisoneinsatz, im Supercup gegen den FC Bayern gehörte gar nicht zum Kader. Letzterer Umstand war mitunter Auslöser für Wechselspekulationen. Pulisic avancierte angesichts seiner Leistungen in der Nationalmannschaft auch in seiner amerikanischen Heimat zu einem medialen Thema.
Auf der Pressekonferenz vor dem Bundesligaspiel gegen RB Leipzig wurde Trainer Thomas Tuchel darauf angesprochen, wie er die Situation seines Schützlings einschätze. Die Antwort des 43-Jährigen fiel im Kern als ein nicht nur an den Spieler gerichteter Appell aus.
"Christian ist 17 Jahre alt, könnte noch A-Jugend spielen und ist Mitglied der US-Nationalmannschaft, die wirklich auch international anerkanntes Niveau hat", lobte Tuchel zunächst, was alles andere als selbstverständlich sei. Vielmehr sei es die "Bestätigung seines herausragenden Talents" und ein "großes Qualitätsmerkmal", was der Verein auch komplett anerkenne.
Dass der talentierte Mittelfeldmann in Dortmund noch nicht gespielt hat, liege mitunter auch daran, dass er im Sommer wegen seiner Länderspiele erst später zur Mannschaft gestoßen ist. "Dass es dann mit einer Kadernominierung eng werden kann, ist finde ich etwas ganz Normales." Jedoch falle es aktuell sehr schwer, "ganz normale Vorgänge plötzlich zu erklären, wenn jemand – auch zurecht – gehyped wird, aus den jetzigen beiden Spielen [für die Nationalmannschaft, Anm. d. Red.] auch gehyped wird."
So relativierte Tuchel mit Blick auf die positiven Auftritte mit dem US-Team: "Ohne ihm was wegzunehmen, muss man das dann schon in Relation zu einem Supercupspiel gegen Bayern München setzen." Wer gegen Trinidad ein Tor erzielt, erlange dadurch nicht automatisch das Recht, gegen Bayern München zu spielen, aber dieser Gleichsatz werde eben manchmal in der öffentlichen Wahrnehmung gebaut.
"Das ist schon oft auch schwer, als junger Spieler, als junger Mensch mit so viel Lob und so viel Ablenkung – so viel Hype – umzugehen und offen zu sein für normale Abläufe". Es ist eben Geduld gefragt, um mit Dingen wie einem Jetlag oder mit der allgemeinen Notwendigkeit von Regenerationszeit umzugehen. Abschließend versicherte der Fußballlehrer, dass Pulisic im Klub absolutes Vertrauen genießt, was sich schließlich auch in den neun Rückrundeneinsätzen widerspiegelt. "Es liegt an ihm, da dran zu bleiben."