Als der VfL Wolfsburg Nationalspieler André Schürrle in der Winterpause verpflichtete, sorgte der Transfer nicht nur für mediales Aufsehen ob des rekordträchtigen Ausmaßes, sondern warf auch sportliche Fragen bei den Wölfen auf. Wer setzt sich auf den vorzüglich besetzten Außenbahnen durch, oder anders gefragt: Wer muss zurückstecken? Ivan Perisic, Vieirinha oder gar der Weltmeister?
And the winner is … Daniel Caligiuri?
Und wie gestaltete sich nun also das Jahr 2015? Caligiuri bestritt in der Liga bisher sieben Partien von Beginn an auf der Wolfsburger Außenbahn – Höchstwert unter den Flügelspielern. Sowohl der gebürtige Schwabe als auch Trainer Dieter Hecking setzten damit ein Signal.
Allerdings verdankt Caligiuri dieses sportliche Hoch einer für ihn glücklichen Konstellation, die sich aus zweierlei Elementen zusammensetzt. Zum einen wurde Allrounder Vieirinha mit neuen Aufgaben in der rechten Außenverteidigung betraut, zum anderen fiel der auf dem linken Flügel beheimatete Perisic kurz nach Rückrundenauftakt verletzungsbedingt aus (Adduktorenprobleme). Unter diesem Aspekt ergab sich die Besetzung auf den offensiven Außenbahnen für Hecking mitunter von allein.
Caligiuris Aufschwung hat demgegenüber noch eine weitere Komponente, für die nur er selbst verantwortlich ist: Leistung. Mit einem weiteren Kaliber (Schürrle) als Kontrahenten vor der Brust blühte der Flügelspezialist förmlich auf. Die Juroren des "kicker" zeichneten ihn in der Rückrunde im Schnitt mit der Note 2,93 (wettbewerbsübergreifend sogar 2,85) aus, womit er zu den besten Akteuren der Liga zählt.
Hecking dürfte darüber hinaus gefallen haben, dass sich sein Schützling die Trainervorgaben zu Herzen genommen hat. "Mein Wunsch war, dass er torgefährlicher wird“, offenbarte der Coach vor einiger Zeit im "kicker" seine Bitte, der Caligiuri sodann stattgab und prompt seines Amtes waltete. Ihm gelangen in der Folge zwei Tore in der Liga, eins im DFB-Pokal und ein Treffer im Europa-League-Achtelfinalspiel bei Inter Mailand – und das als bekennender Fan des Stadtrivalen AC.
Wie geht es weiter?
Mittlerweile, da Perisic genesen und einsatzfähig ist, steht Hecking auf den Außen wieder die volle Montur zur Verfügung. Der Kroate muss sich jedoch vermutlich langsam herantasten, wurde in der Liga seit seiner Verletzung erst einmal eingewechselt.
Auch Schürrles Einsatzzeiten wurden unlängst etwas weniger. Vor allem stimmt bei ihm die Leistung noch nicht; mit der Zeit kristallisierte sich heraus, dass Form und Fitness noch nicht den Ansprüchen genügen (zuletzt zweimal "kicker"-Note 5).
Vieles hängt sicherlich auch davon ab, ob Vieirinha künftig die größere Perspektive als Rechtsverteidiger hat oder doch wieder vermehrt Konkurrent auf den Flügeln sein wird. Denn während dem etwas ins Hintertreffen geratenen Neuzugang Sebastian Jung kürzlich auch gegen den 1. FSV Mainz 05 kein Befreiungsschlag gelang, konnte sich zuvor Christian Träsch für weitere Einsätze auf der rechten Abwehrseite empfehlen: Im Europa-League-Hinspiel gegen Inter Mailand zur Halbzeit eingewechselt, absolvierte der Rechtsverteidiger die folgenden zwei Pflichtpartien jeweils in der Startelf.
Tendenz zur Rotation
Gemäß den Eindrücken der letzten Wochen dürften die Pluspunkte aktuell bei Vieirinha und Caligiuri zu Buche stehen. Aber angesichts der Tatsache, dass die Niedersachsen weiterhin auf drei Hochzeiten tanzen, wird indes jeder noch seine Gelegenheit bekommen, sich auszuzeichnen.
Ein derartiger Trend zu erhöhter Rotation deutete sich in der Ligabegegnung mit Mainz schon an. Gegen die Rheinhessen veränderte Hecking im Vergleich zum vorhergehenden Pflichtspiel die Mannschaft auf sechs Positionen – bis dato hatte der Coach zahlenmäßig noch nie so drastische Umbaumaßnahmen ergriffen.