Deniz Undav personifiziert momentan die Luxusprobleme, die sich beim VfB Stuttgart durch die Erfolgswelle in der Anfangsphase dieser Saison ergeben. Nach auskurierter Knieverletzung liefert der Neuzugang ab und hätte sich einen Einsatz von Beginn an nun durchaus mal verdient. Körperlich wäre das mit Abstrichen auch drin, im Hinblick auf den Konkurrenzkampf dagegen ist es schon schwieriger. VfB-Trainer Sebastian Hoeneß erörterte am Donnerstag die Lage.
Besonders im vergangenen Spiel (2:0 gegen Köln) setzte Doppeltorschütze Undav als Matchwinner ein Ausrufezeichen. Das macht drei Scorerpunkte bei drei Jokereinsätzen – so sieht ein Bewerbungsschreiben für die Startelf aus.
Hoeneß schließt dieses Szenario nicht aus. „Ich glaube schon, dass er in der Lage wäre, auch mal länger zu spielen als eine Halbzeit. So gesehen ist die Überlegung da, ihn auch mal von Anfang an zu bringen“, beteuerte er.
Impulse von der Bank „enorm wichtig“
Es gilt jedoch, einige Dinge zu bedenken. „Hundert Prozent für 90 Minuten sehe ich bei ihm noch nicht. Dafür braucht er einfach noch den weiteren Aufbau durch Spiele und übers Training“, hielt Hoeneß fest. Außerdem sei die Startelffrage nicht nur von Undav selbst, „sondern von der Gesamtkonstellation abhängig“.
Da geht es zum Beispiel darum, was für den nächsten Gegner – in diesem Fall der VfL Wolfsburg – gefragt ist, aber auch um die bisherigen Starter. Die haben sich nichts zuschulden kommen lassen. Im Gegenteil, Stuttgarts Team befindet sich im Flow und hat sich nach sechs Spieltagen auf Platz zwei gespielt.
Obendrein ist es ein Pluspunkt für jedes Team und „enorm wichtig“, während des Spiels auf starke Joker setzen zu können. „Ein Spiel geht 90, 95, manchmal 100 Minuten. Es reicht nicht, 60, 70 Minuten mit deiner ersten Elf zu performen. Du brauchst in der Bundesliga bei engen Spielen die Impulse“, bestätigte Hoeneß, „dass Deniz das kann, hat er in der Vergangenheit bewiesen.“ Dass Undav auch seine Startelfqualitäten schon nachgewiesen habe, wollte der Coach gleichermaßen nicht unter den Tisch fallen lassen.
Kaufoption ist kein Klacks für den VfB Stuttgart
In der aktuellen Situation spricht aber noch einiges dafür, dass der 27-Jährige als Pfeil im Köcher aufbewahrt wird, der im Laufe des Spiels abgefeuert wird. Auf Sicht dürfte es aber auch im Interesse von Stuttgart sein, zu sehen, wie sich Undav als Teil der Startelf macht.
Denn er ist nur bis Saisonende von Brighton & Hove Albion ausgeliehen, ehe der Bundesligist entscheiden muss, ob er die Kaufoption ziehen möchte. Und die ist aus Sicht der Schwaben durchaus happig: Der Betrag liegt im niedrigen zweistelligen Millionenbereich, nach Informationen des kicker aber oberhalb der Zwölf-Millionen-Marke.