Dominik Kohr als Neuzugang des FC Augsburg einzustufen kommt gefühlt einer Fehleinschätzung gleich, macht er doch im kommenden Januar seine zwei Jahre bei den bayrischen Schwaben voll. Tatsächlich steht der 21-Jährige erst seit dieser Saison fest in Diensten der Fuggerstädter, kehrte im Sommer sogar kurzzeitig zu seinem damaligen Stammverein Bayer Leverkusen zurück – obendrein wurde über eine Verlängerung unterm Bayer-Kreuz spekuliert.
Letztendlich einigten sich alle Parteien aber auf einen Wechsel zum FCA, den sich der Europa-League-Debütant ungefähr 1,4 Millionen Euro kosten ließ. Und wie es derzeit scheint, hat Kohr nicht nur in vertraglicher, sondern auch in sportlicher Hinsicht den nächsten Schritt gemacht.
Mit Ausnahme des Pokalspiels gegen Elversberg (3:1) stand der Mittelfeldspieler in dieser Saison stets von Beginn an auf dem Platz, sowohl in der Liga als auch auf europäischem Parkett. Dabei kam er wie in der Vergangenheit mal als Sechser und mal auf der Acht, seiner Lieblingsposition, zum Einsatz.
Zwar kann der hochgradig talentierte Akteur auf 19 Startelfeinsätze in der abgelaufenen Spielzeit zurückblicken und hatte folglich schon Phasen, in denen er über einige Spiele hinweg zur Anfangsformation gehörte. Aber sein Platz in der Zentrale wirkt aktuell gefestigter denn je.
Alter spielt eine Rolle
Auf der Pressekonferenz zur bevorstehenden Partie gegen Borussia Mönchengladbach nahm Trainer Markus Weinzierl unter anderem auch Stellung zu Kohrs Werdegang. Der Coach attestierte seinem Schützling eine "ständige positive Entwicklung" seit Dienstantritt in Augsburg, die er mitunter auf die "körperliche und mentale Verfassung" des Talents zurückführt.
Vor allem der körperliche Aspekt rückt angesichts der diesjährigen Mehrfachbelastung stark in den Fokus. Einige Mittelfeldspieler des FCA leiden schon jetzt unter dem eng gestrickten Spielplan. Raúl Bobadilla und Caiuby sind angeschlagen, Tobias Werner fällt heute aufgrund muskulärer Beschwerden ganz aus. Ebenso erwischte es am Wochenende Daniel Baier: Der Dauerläufer schlechthin, seit dem 26. Spieltag der Saison 2012/13 eindrucksvolle 81 Mal in Folge in der ersten Elf, wurde beim 2:0-Sieg über Hannover vorsichtshalber geschont.
"Das ist die Folge der englischen Wochen", räumte Weinzierl kürzlich im "kicker" unumwunden ein. Dass bei den Spielern muskulär mal etwas auftrete, sei andererseits aber nichts Neues, versicherte der Coach auf der gestrigen Pressekonferenz, denn das habe man in der letzten Saison auch gehabt.
Es sei jedoch dann "der Unterschied, ob ich eine Woche Zeit habe - dann fällt das Ganze nicht auf." Wenn demgegenüber alle drei Tage ein Spiel ist, fällt es sehr wohl ins Gewicht. Den Vorwurf der falschen Trainingsmethoden wollte der Coach jedenfalls nicht auf sich sitzen lassen, bewertete die diesbezüglichen Kritiker als "relativ ahnungslos".
In puncto Doppel- oder Dreifachbelastung spielt darüber hinaus das Alter eine Rolle, weiß auch Kohr, der sich vor dem Gladbach-Spiel ebenfalls den Fragen der Medienvertreter stellte. Gewiss legt der Klub großen Wert auf Maßnahmen zur Regeneration, aber "ich glaube, als junger Spieler verkraftet man so englische Wochen noch besser", so die Einschätzung des stets bodenständig wirkenden Mittelfeldspielers.
Gerade beim FC Augsburg, dessen Kader mit zehn Ü30-Akteuren aufwartet (u. a. Stammspieler wie Callsen-Bracker, Verhaegh, Werner, Altintop, Baier), könnte sich Kohrs junges Alter – freilich nur in Verbindung mit überzeugenden Leistungen – auf dem Weg zur dauerhaften Stammkraft als großer Pluspunkt für den Youngster erweisen.