Eintracht Frankfurt
1. Bundesliga
LigaIn­si­der-Analyse zur spiele­rischen Entwicklung von Frankfurt

LigaInsider-Analyse zur spielerischen Entwicklung von Frankfurt

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LigaInsider geht mit einem frischen Beitrag zur spielerischen Entwicklung von Eintracht Frankfurt in die nächste Analyse-Runde! Heute präsentieren wir euch anhand unserer Auswertungen den Wandel der Adlerträger, die sich taktisch von einer defensiven Stabilität in eine offensive Qualität hereingearbeitet haben.

Nachdem sich Trainer Dino Toppmöller zu Saisonbeginn zunächst erfolgreich um eine sattelfeste Abwehrabteilung bemühte, ist inzwischen auch eine klare Verbesserung in Richtung gegnerisches Tor zu erkennen. So richtig heiß läuft die Offensive allerdings erst seit dem 7. Spieltag, was sich an der Torausbeute (elf Treffer in den letzten drei Spielen) sehr gut erkennen lässt.

Kurz gesagt: Während die SGE bis zum 7. Spieltag lediglich eine magere Großchance pro Spiel kreieren konnte, hat sich dieser Wert inzwischen fast verdreifacht. Auf jeweils 2,75 Großchancen kamen die Hessen in den letzten drei Bundesligaspielen, womit sie sich im Bundesligaranking hinter dem FC Bayern (4,75) und Leverkusen (3,00) auf Platz drei einordnen.

Dringen wir nun etwas tiefer in die Materie ein …


Fließendes System mit Positionswechseln

Eines der größten Erfolgsrezepte von Toppmöller ist die fließende Grundordnung, die von einem 3-4-3-System realtaktisch in eine Vierer- oder Fünferkette umgewandelt werden kann. Hier gilt es festzuhalten, dass dies im Zusammenhang mit gegenseitiger Absicherung (Spieler wechseln sich auf den Positionen ab) der einzelnen Akteure passiert. Diese Rochade macht es den Gegnern zudem sehr schwer, die Frankfurter in Manndeckung zu nehmen.

Situativ ergibt sich dadurch ein gewisses Spektrum an Möglichkeiten, um den Gegner vor Herausforderungen zu stellen. Die generelle Idee liegt aber vor allem darin, über die äußeren Innenverteidiger Tuta (rechts) und Pacho (links) im Spielaufbau einen sauberen Passweg auf die eingerückten offensiven Mittelfeldspieler Chaïbi (rechts) und Knauff (links) zu finden.

Für eine Breite in der gegnerischen Mittelfeldreihe, die Räume für zusätzliche Passwege in Richtung Mittelfeldzentrum verschaffen, sorgen in diesem Zuge die Außenverteidiger Buta (rechts) und Max (links). Ein Kombinationsspiel kann in Ballbesitz mit Beteiligung der Außen oder auch durch die Zentrums- sowie die offensiven Mittelfeldspieler aufgebaut werden.

Wenn das Spielgerät bei den offensiven Mittelfeldspielern angekommen ist, bieten sich angesichts des variablen Spiels von Stürmer Omar Marmoush einige Möglichkeiten an: Zum einen lässt sich der zuletzt äußerst torgefährliche Ägypter gerne ein bisschen fallen, um als Anspielstation für Chaïbi oder Knauff bereitzustehen. Kombinationen mit seinen Mitspielern, eigene Tempoläufe in die Tiefe sowie Abschlüsse aus aussichtsreichen Positionen sind hier das Ziel.


Attacke im 3-3-4

Besonders Auffällig ist bei Eintracht Frankfurt in diesem Zusammenhang das Überzahlspiel im Angriffsverhalten. Im eigenen Ballbesitz attackiert das Team von Dino Toppmöller seinen Gegner bevorzugt in einem 3-3-4, was die eigentlichen Halbraumspieler Chaïbi und Knauff im letzten Drittel zeitweise auf die Außen spülen kann. Die Besetzung der Viererreihe im Angriffsspiel ist dabei im Einzelnen jedoch äußerst variabel und wird durch mehrere Spieler (Larsson, Max oder auch Buta) begleitet.

Hier ist das Ziel, Möglichkeiten für Hereingaben zu eröffnen. Bei den flachen Hereingaben wusste Chaïbi bisher besonders zu gefallen. Aus taktischer Sicht sind diese Positionswechsel enorm wichtig für die derzeit so erfolgreiche Spielweise der Frankfurter.

Gute Seitenverlagerungen auf einen ballfernen Außenverteidiger haben die zentralen Mittelfeldspieler Larsson und Skhiri ebenfalls im Repertoire. Das gilt natürlich auch für gefährliche Hereingaben von Buta und Max, die immer wieder auftreten. Die rechte Seite ist hier im Vergleich aber die stärkere!



Defensive Stabilität erlaubt mehr Risiko!

Im Großen und Ganzen lässt sich sagen, dass die souveränen Defensivleistungen, die durch den Einbau einer Viererabsicherung gleichzeitig die Abläufe stabilisierten, mehr Mut bei den Frankfurtern auslösten und somit mehr Freiheiten für die Offensivabteilung entstand. Im letzten Drittel ist spielerisch ein deutlich höheres Risiko als noch zu Anfang der Saison erkennbar.

Das macht sich unter anderem an den Verschiebungen Larssons, der sich oft im linken Halbraum aufhält, und Skhiri, der inzwischen auch gerne mal im gegnerischen Strafraum als Abnehmer auftaucht, bemerkbar.

Die Viererabsicherung gestaltet sich folgendermaßen: Sofern beispielsweise Tuta als Überzahlspieler vorrückt, wird sein Part in der Defensive durch die beiden übrigen Innenverteidiger (Pacho und Koch) und einem zentralen Mittelfeldspieler aus Larsson oder Skhiri abgedeckt. Durch den Tuta-Ausflug entsteht eine Überzahl auf dem Flügel, welche Wege und Räume für gefährliche Hereingaben öffnet. Wenn Tuta situationsbedingt aus einem 4-3-3 als Rechtsverteidiger agiert, rückt Max spät hoch, um sich für eine Verlagerung anzubieten.

Zudem gilt es in Sachen Stabilität der Defensive Festzuhalten, dass es kein Zufall ist, dass sich Frankfurts Abwehrreihe unter den besten drei in der Bundesliga befindet. Dafür gebit es bestimmte Gründe: Die Defensivmänner setzen die gegnerischen Schützen einem enormen Druck aus, die Schussbahn wird oft verdeckt, und Keeper Kevin Trapp hält mit 83% gehaltener Schüsse den Bestwert der gesamten Bundesliga!


Packt den Einkaufswagen voll!

Nachdem die Frankfurter anfangs aufgrund ihrer unspektakulären Spielweise und des neuen Trainers von dem einen oder anderen Hobby-Manager noch belächelt oder eher ungern gekauft wurden, sollten die Augen inzwischen offengehalten und der Scout aktiviert werden.

Die Eintracht-Spieler sind preislich – sofern noch verfügbar – allesamt erschwinglich und könnten euch viele Punkte einbringen! Allen voran ist selbstverständlich Omar Marmoush zu empfehlen, der nicht nur durch seine fünf (!) Treffer in den vergangenen drei Bundesligaspielen, sondern auch wegen seiner umtriebigen Art zu spielen glänzt. Über ihn laufen viele gute Aktionen, die ihn unheimlich wichtig machen. Sein xGoT-Wert (Expected Goals on Target) von 0,68 pro Spiel, der Aussagekraft im Hinblick auf die Schussqualität hat, ist ligaweit einer der besten!

Ein weiterer ganz heißer Kandidat sollte für euch Farès Chaïbi sein, der ebenfalls jederzeit für den einen oder anderen Scorer gut und wie Marmoush unangefochten gesetzt ist. Bei ihm kommt seine herausragende Standard-Qualität hinzu, die ebenfalls reichlich Torgefahr verspricht.

Enge Duelle in Sachen Einsatzzeit gibt es auf der rechten Außenverteidigerposition hingegen zwischen Buta und Dina-Ebimbe und im offensiven Mittelfeld zwischen Ansgar Kanuff und Mario Götze. Hier ist ein bisschen Vorsicht angesagt. Alle anderen „Stammspieler“ sind aus unserer Sicht für einen Kauf zu empfehlen. Bei Marmoush, Skhiri und Chaïbi muss aber die Teilnahme am Afrika-Cup (ab dem 13. Januar 2024) bei eurer Entscheidung beachtet werden.

Die Ausarbeitung der Daten und Taktikbetrachtung erfolgte über unseren Analysten Lennart Susemiehl.