FC Bayern München
1. Bundesliga
Vor Heidenheim: Tuchel muss Aufstel­lungspuzz­le lösen

Dominik Neuner

© imagoimages / Sven Simon

Die Englischen Wochen scheinen Thomas Tuchel viel Kopfzerbrechen zu bereiten. Diesen Eindruck hinterließ der Cheftrainer des FC Bayern München am Freitag im Zusammenhang mit seiner Aufstellung für das bevorstehende Heimspiel gegen den 1. FC Heidenheim (Samstag, 15:30 Uhr)

„Wir machen jeden Tag einen neuen Stand. Erst nach der Pressekonferenz sehen wir die Spieler und machen dann eine Medizinerrunde“, sagte er im Mediengespräch. Hintergrund ist der personelle Balanceakt, den Tuchel gegenwärtig zu bewältigen hat. Wie in letzter Zeit stehen auch aktuell nicht alle Spieler zur Verfügung oder kommen relativ frisch aus Verletzungen. Die Belastung für die Vielspieler stellt ein weiteres Handicap dar.

Die Entscheidungen will der Bayern-Coach erst sehr kurzfristig treffen. Es sind offenbar eine Menge Spieler einzubeziehen.


Verzichtet Tuchel tatsächlich auf Upamecano?

„Wir schauen, wie es Leon Goretzka, Dayot Upamecano und auch Raphaël Guerreiro geht“, brachte er die ersten drei Kandidaten ins Spiel. Bei Upamecano ließ Tuchel vor einigen Tagen bereits durchblicken, dass eine Englische Woche für ihn zu viel sein könnte, ja sogar „nicht zu verantworten“ sei. Der Franzose war nach Muskelverletzung zuletzt gegen den BVB zu einem schnellen Startelfcomeback gekommen und spielte auch am Mittwoch in der Champions League für gut 70 Minuten.

Kriegt er tatsächlich eine Pause, kommt hinten Goretzka als Ersatz in Betracht, weil die Innenverteidiger Matthijs de Ligt und Tarek Buchmann verletzt sind. Jedoch hat der zentrale Mittelfeldspieler seinerseits Themen. Er feierte nach einem Mittelhandbruch gezwungenermaßen auch ein schnelles Comeback, ebenfalls gegen den BVB.

Zudem trägt er noch eine Schiene, die ihn beeinträchtigt. „Der Bewegungsablauf verändert sich, durch das Gewicht verändert sich die Statik“, erläuterte Tuchel. Und Goretzka bemängele ebenso wie Serge Gnabry (auch Schiene am Arm), „dass der Rücken und in der Muskelkette die Hüfte/Beine teilweise zumachen.“

Also: Auch hier will sich der Bayern-Trainer einen Einsatz gut überlegen. Eine weitere Alternative ist Noussair Mazraoui, der im Pokal gegen Preußen an Goretzkas Seite in der Abwehr spielte (Laimer müsste dann als Rechtsverteidiger spielen). Für einen möglicherweise freiwerdenden Platz im Mittelfeld ist inzwischen sogar Eigengewächs Aleksandar Pavlović in der Verlosung. Joshua Kimmich ist es dagegen nicht, er ist rot-gesperrt.


Auch die Vielspieler brauchen Verschnaufpausen

Für Tuchel ergibt sich des Weiteren die Problematik der Vielspieler. Wir haben schon ein paar Kandidaten, die extrem viel gespielt haben“, stellte er fest und zählte beispielhaft auf: „Alphonso Davies, Kingsley Coman, Minjae“. Zudem bekommt mancher Spieler „mal einen Schlag, hat die Hüfte zu, der Nächste hat sich bei einem Sprung den Rücken verdreht – so Kleinigkeiten, die manchmal Vorboten sind für eine Verletzung“.

Eine Pause für Minjae Kim würde die Situation in der Abwehr erst recht verschärfen. Für Coman gäbe es in der Offensive schon eher Ersatzoptionen mit Mathys Tel, Serge Gnabry oder eventuell auch Eric-Maxim Choupo-Moting. Gnabry ist allerdings ähnlich wie Goretzka gehandicapt. Dennoch sei er ein Kandidat für morgen, bestätigte Tuchel.

Erste Alternative für Davies ist prinzipiell Guerreiro. Doch der von Verletzungen geplagte Allrounder hat abgesehen von einer Partie (6. Spieltag) in der bisherigen Bundesligasaison alles verpasst und könnte höchstens eine Halbzeit spielen.

Es sind viele Fragezeichen, die Tuchel am Freitagmittag in Sachen Personal aufwarf. „Das Puzzle werden wir erst morgen früh lösen.“ Andererseits ist es nicht so, dass er eine wirklich Auswahl hat, sodass sich trotz allem der eine oder andere vermeintliche Wackelkandidat der Bayern am Samstag von Beginn an auf dem Feld wiederfinden dürfte.