Ein Blick auf die Saisonbilanz von Florian Neuhaus verleitet nicht gerade zu der Schlussfolgerung, dass der 26-Jährige ein Führungsspieler von Borussia Mönchengladbach ist. Doch genau ein solcher sollte er für den Fall seines Verbleibs – der nun mal eingetreten ist – sein. So wurde es zu Saisonbeginn von der Führung ausgerufen. Der Klub nimmt Neuhaus nun in die Pflicht, den Ansprüchen (auch den eigenen) gerecht zu werden.
Dabei schien zunächst alles nach Plan zu laufen. Sechs Startelfeinsätze an den ersten acht Spieltagen, dazu drei Tore. Ein enttäuschender Auftritt im Derby gegen den 1. FC Köln (1:3, LigaInsider-Note 5,0) markierte die Zäsur. Danach lief Neuhaus nur noch einmal von Beginn an auf, wurde am letzten Spieltag vor Weihnachten (1:2 gegen Eintracht Frankfurt) nicht mal eingewechselt.
„Das ärgert mich“, sagt Gladbachs Sportdirektor Roland Virkus mit Blick auf diese Entwicklung. „Aber Fußball ist Leistungssport“ – und die Leistung hat beim zehnmaligen Nationalspieler offenbar nicht gestimmt. Folglich liegt es in erster Linie an ihm, sich aus dem sportlichen Tief herauszuziehen.
Gladbacher Vertrauensvorschuss noch nicht zurückgezahlt
Von Vereinsseite gab es zu Beginn der Saison mehrere Vertrauenssignale. Unter anderem zählte Virkus den Mittelfeldspieler, der in der Zentrale oder auch etwas offensiver spielen kann, im Sommer zu den Führungsspielern der Saison 2023/24. Voraussetzung war ein Bekenntnis zur Borussia, das Ende Juli folgte: Beide Seiten einigten sich auf eine Verlängerung des bis 2024 laufenden Vertrags (jetzt Laufzeit bis 2027).
Der Spieler ist inzwischen obendrein dritter Kapitän, bekam außerdem die symbolkräftige Rückennummer 10. Auf dem Feld wurde Neuhaus der ihm auferlegten wichtigen Rolle besonders in den vergangenen Wochen nicht gerecht. „Flo ist jetzt selbst gefordert, da wieder herauszukommen“, appelliert Virkus an den Spieler und wird deutlich: „Er muss jetzt liefern, das ist ganz klar!”
Ein einzelnes Highlight wie im Pokal beim 1:0-Sieg gegen Wolfsburg, als Neuhaus mit einer guten, konsequenten Einzelaktion den goldenen Treffer vorbereitete, reicht nicht. „Flo hatte auch seine guten Momente in der Hinrunde, aber eine Aktion wie gegen Wolfsburg heißt noch lange nicht, dass man dann automatisch von Anfang an spielt”, erklärte Fohlen-Trainer Gerardo Seoane hinterher.
Er muss das große Ganze sehen. Seoane: „Wir haben auf jeder Position Konkurrenzkampf. Wir im Trainerteam bewerten immer, was für unsere Ziele und die gesamte Mannschaft die beste Entscheidung ist. Das kann durchaus auch falsch sein, aber wir müssen die Entscheidung nun einmal treffen.“
Konkurrenten wie Julian Weigl, Manu Koné und Shootingstar Rocco Reitz haben Neuhaus beispielsweise in puncto Defensivbeitrag einiges voraus. Möglich ist aber, dass einer der Rivalen demnächst wegfällt: Die Spekulationen um einen Wechsel von Koné halten jedenfalls an. So oder so bedarf es jedoch erst mal einer sportlichen Reaktion von Neuhaus.