Hakan Calhanoglu bestreitet erst sein zweites Jahr in der Bundesliga, steht Spekulationen zufolge aber bereits bei diversen Topvereinen Europas auf dem Zettel. Gleichwohl ist sein persönlicher Saisonverlauf sportlich von Licht und Schatten gekennzeichnet: Dem 21-Jährigen fehlt auf dem Feld noch die Stabilität, derer es bedarf, um dauerhaft auf allerhöchstem Niveau mitzuhalten.
Ein Blick auf die Spielbewertungen des "kicker", etwa, verdeutlicht den schwankenden Kurs unterm Bayer-Kreuz: Siebenmal schnitt der Mittelfeldakteur mit der Note 2,5 oder besser ab, ging demgegenüber aber auch sechsmal mit 4,5 oder schlechter unter.
Yin und Yang
Ist Calhanoglu mit seinen Freistößen oder Wuchtschüssen erfolgreich, wird er im Nachhinein häufig als eines der großen Mittelfeldtalente in der Bundesliga angepriesen, das auf dem Weg nach ganz oben ist. Auf der anderen Seite gilt er wiederum mitunter als überschätzt, wenn er nichts aus den ruhenden Bällen herausholt, insbesondere vom Elfmeterpunkt. Exemplarisch dafür steht sein Strafstoß im Elfmeterschießen des Champions-League-Achtelfinales gegen Atlético Madrid, den der schussgewaltige Türke recht kläglich vergab. Und auch am Wochenende scheiterte er im Spiel gegen den 1. FC Köln (1:1) erneut mit einem Penalty.
Bislang treffen die sich widerstreitenden Beurteilungen in gewissem Maße beide zu. In Calhanoglu schlummert ein fußballerisches Talent, das vermutlich längst nicht zur Gänze ausgespielt ist. Vor allem in der Spielgestaltung hat der türkische Wieder-Nationalspieler bisweilen Luft nach oben.
Unter mentalen Gesichtspunkten sind zu überschwängliche Lobpreisungen in Verbindung mit den aus seinem Umfeld immer wieder gestreuten Wechselgerüchten zu den Großen Europas ( Berater Bektas Demirtas : "Ich könnte aus der Hüfte ein Angebot für Hakan über 25 Millionen Euro bringen.") für seine Entwicklung wohl wenig zuträglich.
Schafft es Calhanoglu – noch bis 2019 in Leverkusen gebunden – sich vom Rummel um seine Person zu lösen und in Ruhe aufs Sportliche zu konzentrieren, stehen die Chancen gut, dass er über kurz oder lang zu dem Topspieler heranreift, zu dem er nach seinen Traumfreistößen gerne emporgehoben wird.