Diese Art der Lobhuldigung hört man als Bundesligaspieler vermutlich nicht sehr häufig: "Er kommt jeden Tag zum Training und verhält sich wie ein A-Jugend-Spieler", sagt Trainer Thomas Tuchel über seinen Angriffsmotor Henrikh Mkhitaryan. Der BVB-Coach meint das dahin gehend, dass der Armenier von der Einstellung her wie ein Nachwuchsakteur wirkt, der die große Chance bekommt, endlich bei den Profis mitzumischen, der "immer offen für Kritik, Lob und Verbesserungen" ist.
Es hat den Anschein, als vermochte er alle Anregungen seines Übungsleiters umzusetzen. Der 27-Jährige war an über 40 Prozent aller Dortmunder Pflichtspieltore direkt beteiligt, was in konkreten Zahlen bedeutet: 40 Scorerpunkte bei 97 BVB-Toren in den drei Wettbewerben.
Mkhitaryan mit physischer Präsenz
Im Gegensatz zu früheren Phasen seines inzwischen zweieinhalb Jahre andauernden Engagements bei den Westfalen hat Mkhitaryan den Hang zur Selbstkritik, der ihm oft nachgesagt wurde, abgelegt.
Tuchel zufolge erlaube sich der technisch beschlagene Offensivspieler heutzutage "ein Spiel auch mal zäh sein zu lassen" und wisse mittlerweile, welchen Wert für die Mannschaft er auch ohne seine spielerisch eleganten wie glanzvollen Vorstellungen hat. So war er etwa jüngst im Pokal gegen Stuttgart (3:1) "mit seiner Körperlichkeit wahnsinnig wichtig", so Tuchel, der seinen Schützling nach dem Spiel als Gladiatorenkämpfer adelte.
Wenngleich sich der Fußballlehrer die Leistungsexplosion nicht bis ins letzte Detail erklären könne, bestehen für ihn keine Zweifel, dass der unstillbare Hunger auf dem Platz eines der Hauptattribute ist, die Mkhitaryan in dieser Saison durch die Decke gehen lassen. Trotz etlicher Jahre im Profigeschäft immer weiter an sich arbeiten zu wollen ist das, was seinem Trainer imponiert und ihn zu der Überzeugung kommen lässt: Mkhitaryan "verhält sich wie ein wahrer Champion".