Javi Martínez
1. Bundesliga
Martinez kämpft sich zurück

Kristian Dordevic

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Beim gestrigen 5:1-Triumph der Bayern über den FC Arsenal absolvierte Javi Martinez zum ersten Mal in diesem Jahr ein Champions-League-Spiel von Beginn an. Der 27-Jährige spielte in der Innenverteidigung, wo er sich im Gegensatz zu Kandidaten wie Medhi Benatia oder – bis vor Kurzem – auch Dante neben Abwehrchef Jérôme Boateng zunehmend zu etablieren scheint.

Martinez gab nach langer Ausfallzeit (Probleme an der Patellasehne) am 19. September seinen Saisoneinstand und knüpft seitdem erstaunlich schnell an sein altes Niveau an. Bei all den jüngsten Rekorden und Offensivspektakeln hat er sich beinahe unbemerkt in die erste Elf des Rekordmeisters zurückgekämpft.


Auf dem Weg zu alter Stärke

Noch heute ist der 2012 von Athletic Bilbao verpflichtete Spanier der teuerste FCB-Transfer aller Zeiten (40 Millionen Euro), steht im Gegensatz zu Akteuren wie Robben, Ribéry, Müller oder Lewandowski für das unauffällige und Stabilität gewährende Fußballspiel. Gleich in seiner ersten Spielzeit (unter Trainer Jupp Heynckes) bildete Martinez mit Bastian Schweinsteiger eine bärenstarke Doppel-Sechs, hatte als Löcherstopfer und Zweikämpfer in der Luft wie am Boden großen Anteil am Triple-Erfolg 2012/13.

Sein jetziger Trainer Pep Guardiola hingegen sieht ihn – bei allen Personalrochaden, die der Katalane sonst auf Lager hat – offenbar lediglich in Ausnahmefällen im defensiven Mittelfeld. Bereits zum neunten Mal absolvierte Martinez gestern in der Saison 2015/16 ein Pflichtspiel – jedes Mal als Innenverteidiger.

"Ich wollte ihm mehr Zeit geben", verriet Guardiola laut "kicker" vor dem Hintergrund der Verletzungshistorie seines Schützlings, "aber wir hatten mit Jérôme Boateng nur noch einen weiteren Innenverteidiger." Im August 2014 zog sich der spanische Nationalspieler einen Kreuzbandriss zu und fiel nach zwischenzeitlichem Comeback Anfang Mai mit Problemen am linken Knie erneut länger aus.

Auch David Alaba kam für den Coach gegen die Gunners nicht als Alternative in Betracht, da der Österreicher angesichts Juan Bernats Ausfall (Adduktorenprobleme) in der linken Außenverteidigung benötigt wurde. Und so musste Martinez, dem Guardiola "eine große Mentalität" bescheinigte, zuletzt zweimal in der Startelf ran.

Der Spieler selbst scheint seine jetzigen Einsatzzeiten nicht so problematisch zu sehen: "Ich fühle mich sehr gut, habe absolut keine Schmerzen mehr", so der Defensivspezialist vor dem Arsenal-Spiel. Er sei "fast wieder bei hundert Prozent."

Das belegen auch seine Daten im Oberhaus. 81,6 Prozent gewonnener Zweikämpfe bedeuten im Vergleich mit Spielern, die mindestens so viel Einsatzzeit wie Martinez aufweisen (345 Minuten), ligaweiten Bestwert. Abgerundet wird seine Sicherheit ausstrahlende Saisonstatistik durch 93,1 Prozent angekommener Pässe, lediglich ein Foul je 115 Minuten und 2,1 abgefangene Pässe pro Spiel.

Ungeachtet der Werte lässt sich aber konstatieren, dass der FC Bayern in der Defensive wieder an Klasse dazugewonnen hat.


Nur Aushilfe im Abwehrzentrum

Dennoch plant Bayern-Coach Guardiola nicht dauerhaft mit dem Spanier in der Abwehrzentrale: "Wenn alle Innenverteidiger fit sind, wird er dort weniger spielen", so der Trainer vor vier Wochen laut "Spox". In den nächsten Spielen werde Martinez zwar in der Abwehr gebraucht, sollte der Gegner jedoch zwei Stürmer aufbieten, werde der 27-Jährige wieder im Mittelfeld zum Einsatz kommen: "Er hat die Qualität für den langen Ball. Was ich bei ihm will, ist, dass er fit ist", so Guardiola.