Als Jonathan Glao Tah 2013 im DFB-Pokal eingewechselt wurde, machte ihn dieser Einsatz zum jüngsten Spieler, der je ein Pflichtspiel für den Hamburger SV bestritten hatte. Damals war er 17 Jahre, 5 Monate und 23 Tage alt. Es sollte nicht bei diesem einen Auftritt bleiben.
Kurz darauf begann Tah auch in der Bundesliga für die Hanseaten aufzulaufen und zwar in der Startelf. Lob prasselte von allen Seiten auf ihn ein. Der damalige Coach Bert van Marwijk bescheinigte ihm großes Talent und auch Mitspieler Marcel Jansen zeigte sich in der "Hamburger Morgenpost" angetan: "Was er da mit 17 Jahren spielt – Hut ab!“
Insgesamt 14-mal stand der Deutsch-Ivorer in der Saison 13/14 in der Startelf. Sportlich ging es jedoch steil bergab für den HSV zu dieser Zeit. Tah, der neben dem Fußball auch noch zur Schule ging, sah sich vor einer großen mentalen Herausforderung.
Als dann Details zu Inhalten seines Vertrages öffentlich wurden, wurde es zu viel für den Youngster. Er bat um eine Pause. "Jonathan ist einfach fertig, es ging nicht", so Ex-Sportchef Oliver Kreuzer damals laut "kicker". Im weiteren Saisonverlauf kam der Innenverteidiger nur noch auf eine einzige Einwechslung.
Spielpraxis in Liga 2
Zur Sommerpause wurden Gerüchte um eine mögliche Ausleihe des mittlerweile 18-Jährigen laut. "Ich werde jetzt nicht weglaufen, sondern ziehe das hier durch und will mich beim HSV durchsetzen", kommentierte Tah diese im "Hamburger Abendblatt".
Hintergrund war die bevorstehende Verpflichtung des Brasilianers Cleber für die Innenverteidigung. Obwohl sich Kapitän Raffael van der Vaart dafür einsetzte, das Eigengewächs zu halten und ihm das volle Vertrauen zu schenken, entschied sich das Management, dass ein Leihgeschäft die beste Lösung für beide Seiten sei.
Letzten Endes wurde Tah, dessen Vertrag an der Elbe noch bis 2018 läuft, an Fortuna Düsseldorf ausgeliehen, wo er mittlerweile zum unumstrittenen Stammpersonal gehört. Nur zwei Spiele verpasste der 18-Jährige wegen muskulärer Probleme. Außerdem wird er in der kommenden Partie gegen Erzgebirge Aue mit einer Gelb-Rot-Sperre aussetzen.
Für seine Leistungen erhält er bei Düsseldorf viel Lob. "Wenn ich einen Spieler rausheben möchte, dann ist das Jonathan Tah. Er hat heute eine überragende Partie gespielt", so Reck laut "kicker" nach der Begegnung mit 1860 München.
In selbigem "kicker" steht der ehemalige Kapitän der deutschen U17 aktuell bei einem Notenschnitt von 2,96 - überragend für einen 18-Jährigen. Seine nächste Saison wird er mit Sicherheit in einer höheren Liga spielen.
Große Konkurrenz in Hamburg
Beim HSV stehen diese Saison mit dem neu verpflichteten Cleber, Johan Djourou, Heiko "HW4" Westermann und Slobodan Rajkovic vier Innenverteidiger unter Vertrag. Die Arbeitspapiere von Westermann und Rajkovic sind nur bis 2015 datiert und laufen somit im Sommer aus.
Erst jetzt kündigte Sportdirektor Peter Knäbel an, Gespräche mit den Spielern, deren Verträge enden, im März aufzunehmen. Einer der beiden Verteidiger wird den Club im Sommer mit Sicherheit verlassen.
Bleibt also die Frage, mit wem sich Youngster Tah in der kommenden Saison - ausgehend von dem Klassenerhalt des HSV und einer Rückkehr nach Hamburg - um einen Platz im Team duellieren wird.
Djourou war der einzige unter den Innenverteidigern, der jedes Spiel bestritt. Westermann wich manchmal auf den defensiven Flügel oder die Sechs. Zuletzt fiel dann Cleber aus, weswegen Rajkovic dreimal in Folge neben dem Schweizer verteidigen durfte.
Möglich wäre es, dass der Serbe sich im Sommer nach einem neuen Club umschauen muss, immerhin stand er am 17. Spieltag zum ersten mal überhaupt im Kader.
Auf der anderen Seite gibt es Stimmen, die behaupten, man würde gerne das Gehalt einsparen, dass Topverdiener Westermann an der Elbe bezieht. Nichtsdestotrotz scheint es am wahrscheinlichsten, dass Tahs Konkurrenten im nächsten Jahr "HW4" und Cleber heißen werden.
Das Talent, das morgen seinen 19. Geburtstag feiert, muss sich dabei sicherlich nicht verstecken, sondern kann mit dem Rückenwind seiner Erfolge bei Fortuna erhobenen Hauptes den Konkurrenzkampf annehmen.