An Selbstsicherheit mangelt es diesem 20-jährigem Fußballer gewiss nicht. Auch einen Tag nach seinem überragenden Auftritt beim 3:0-Triumph der DFB-U21 über Dänemark bei der U21-Europameisterschaft in Tschechien stellte FCB-Neuzugang Joshua Kimmich klar, dass er nicht zum Zuschauen an die Säbener Straße kommt. "Ich wechsele ja nicht den Verein, wenn ich mir keine Chancen ausrechne zu spielen", erklärte der Mittelfeldakteur auf der Pressekonferenz nach dem Dänemark-Spiel und ging dabei außerdem konkret auf die Konkurrenz ein: "Schweini ist zwar mein Vorbild. Aber ab nächster Saison sind wir Konkurrenten."
Für den in der Nachwuchsabteilung des VfB Stuttgart ausgebildeten Youngster blättert der Rekordmeister kolportierte 8,5 Millionen Euro hin. Kimmich, der einst bei den Schwaben womöglich verkannt wurde, weckte insbesondere während seiner Zeit bei Zweitligist Leipzig (2013-2015) deutschlandweit Begehrlichkeiten.
"Bayern hätte jeden Sechser der Welt kaufen können. Aber die holen mich. Das macht mich stolz." – Kimmich auf der offiziellen DFB-Pressekonferenz (16. Juni)
Der mit vielen Vorschusslorbeeren an die Isar wechselnde Shootingstar muss die seitens des FCB in ihn gesteckten Erwartungen auf dem Platz aber erst einmal erfüllen. Zunächst wird er nur ein weiterer Rivale im Mittelfeldgedränge sein, an dem etwa auch Schweinsteiger, Lahm, Alonso, Alaba, Martinez, Rode oder Hojbjerg teilnehmen.
Bei der U21-EM bewies Kimmich dagegen eindrücklich, was er zu leisten imstande ist. Der wendige und technisch hochbegabte Mittelfeldspieler schloss auf der Sechs intelligent die gegnerischen Passwege, eroberte mit Zweikampfgeschicklichkeit viele Bälle und sorgte dank Geistesgegenwärtigkeit oft für ein schnelles Umschaltspiel seiner Mannschaft. Moritz Leitner, dem Erfahrensten im DFB-Kader, hat er aktuell jedenfalls den Rang abgelaufen und überdies die Fachwelt bis hierhin in Staunen versetzt.
Thronfolge in der Bayern-Zentrale
Solch ein Auftreten erhofft man sich beim FC Bayern ebenfalls. Kimmich gilt als Wunschspieler von Trainer Pep Guardiola und Sportvorstand Matthias Sammer, Kontakt zwischen dem katalanischen Coach und dem Hochbegabten gab es natürlich auch schon. Diesbezüglich plauderte Kimmich unlängst gegenüber "kicker" aus dem Nähkästchen: "Er hat mir persönlich gesagt, dass er mich schätzt und dass er mit mir plant. Ich gehe davon aus, dass ich meine Einsatzzeiten bekomme."
Von den Anlagen her ist das Fußballerjuwel prädestiniert für das ballbesitzorientierte Spiel im System Guardiola. Das physische Defizit, das der schmächtige Kicker im defensiven Mittelfeld mit sich bringt (1,76 Meter Körpergröße), muss er durch gutes taktisches Verhalten, Spielintelligenz und technische Fertigkeiten wettmachen.
Dass sich Kimmich umgehend in der Zentrale des FC Bayern etablieren wird, darf angesichts der starken Konkurrenz durchaus bezweifelt werden. Eile ist in seinem Fall ohnehin nicht geboten, denn im Kontrakt ist eine Laufzeit von fünf Jahren verankert. Was den eingeforderten Generationenwechsel beim deutschen Ligaprimus angeht, hat Kimmich demgegenüber gute Aussichten, in Zukunft zu einem wichtigen Baustein des Teams zu avancieren.