Als Juan Bernat vor Saisonbeginn vom FC Valencia zum FC Bayern München wechselte, war der spanische U21-Nationalspieler in Deutschland höchstens in Fachkreisen bekannt. Mitunter herrschte Verwunderung darüber, dass für den Spieler, der lediglich eine Saison als Stammspieler in der Primera División auf dem Buckel hatte, satte zehn Millionen Euro auf den Tisch gelegt wurden.
Mittlerweile ist der 22-Jährige vierfacher A-Nationalspieler Spaniens und ohne Frage Leistungsträger an der Säbener Straße. Zuletzt leitete er im Viertelfinalrückspiel der Champions League in seinem bislang vermutlich besten Spiel für den Rekordmeister mit einer Torvorbereitung die famose 6:1-Aufholjagd gegen den FC Porto ein ("kicker-Note 1,5).
Mit dem Transfer stellte Trainer Pep Guardiola, ähnlich wie im Fall von Thiago Alcántara, sein Näschen für den spanischen Nachwuchs unter Beweis. Der Neuzugang akklimatisierte sich unverzüglich im stargespickten Team und lieferte bärenstarke Darbietungen auf der linken Seite ab. Den beachtlichen Leistungen zum Trotz wird er in der Öffentlichkeit aber noch immer kaum wahrgenommen – vielmehr sogar unterschätzt.
Denn im Grunde standen durchgehend andere Bayern-Akteure im Mittelpunkt: Xabi Alonso, der ohne Eingewöhnungszeit zum Leitwolf avancierte; Arjen Robben, der sich in überragender Weise anschickte, zum ersten Mal die Torjägerkanone einzufahren; die Verletztenmisere; die vermeintlichen Eingliederungsprobleme von Robert Lewandowski. Die zurückhaltende Art von Bernat tat ihr Übriges zur unauffälligen Wirkung.
Der Dauerläufer
Dabei ist der Spanier in München – neben Manuel Neuer und Robert Lewandowski – der Spieler mit den meisten Einsätzen. In der Champions League verpasste er keine Partie, stand nur einmal nicht von Beginn an auf dem Platz. In Sachen Einsatzminuten (3547) wird er bei den Bayern nur von Neuer übertrumpft (3900).
"Ich bin selbst über meine vielen Einsätze überrascht", zitiert der "kicker" den bescheidenen Linksverteidiger. Was ihm zum Vorteil gereichte: Bernat kann seine mannigfaltigen Qualitäten vorne wie hinten einbringen. In Valencia kam ihm lange Zeit eine eher offensivere Rolle im Mittelfeld zu, bevor er – äußerst erfolgreich – umschulte. Ideale Voraussetzung unter einem Trainer wie Guardiola, dessen System von Variabilität und vielen Positionswechseln lebt.
Michael Reschke, Technischer Direktor beim Ligaprimus, bezeichnet den Linksfuß laut "kicker" als "Volltreffer". Des Weiteren prophezeit er, dass Bernat "über Jahre eine feste Größe beim FC Bayern sein" wird. In die gleiche Kerbe schlägt der katalanische Coach: "Ich denke, Bayern hat für die nächsten Jahre einen überragenden Spieler geholt."
Vor dem Hintergrund, dass den Münchenern mit den verletzten Franck Ribéry und David Alaba zwei auserlesene Kräfte für die linke Seite fehlen, ist Bernat im Endspurt der Saison zweifellos gesetzt, auch wenn ihm zuletzt gegen Hertha BSC eine Verschnaufpause vergönnt war. Doch selbst mit jenen Leistungsträgern im Kader zeigte sich in der Vergangenheit, dass Guardiola stets auf seinen jungen Landsmann setzte. Und dies in Zukunft wohl weiterhin so handhaben wird.