Nach dem desaströsen Auftritt des FC Schalke 04 beim 1. FC Köln (0:2) taumelt der Revierklub in Richtung Mittelfeld der Bundesliga-Tabelle, hat als Sechstplatzierter nur noch zwei Punkte Vorsprung auf die Verfolger Borussia Dortmund und Werder Bremen.
Angesichts der Darbietung des Teams hat Sportvorstand Horst Heldt gestern drastische Maßnahmen ergriffen, um zu retten, was noch zu retten ist: Kevin-Prince Boateng und Sidney Sam wurden ab sofort freigestellt, Marco Höger für eine Woche vom Trainings- und Spielbetrieb suspendiert.
Während es sich für Letztgenannten um eine Denkpause im Hinblick auf seine Loyalität zum Verein handeln soll, ist für die anderen beiden Akteure der Zug endgültig abgefahren. Dies hat der Aufsichtsratsvorsitzende Clemens Tönnies im "Audi Star Talk" explizit zu verstehen gegeben, vor allem in Bezug auf Boateng: "Für ein Comeback auf Schalke gibt es keine Chance. Das Ding ist durch", verkündet der Schalke-Boss unmissverständlich. Der 28-Jährige sei für die Mannschaft keine Hilfe mehr, sondern habe diese eher runtergezogen.
Vom Anführer zum Störenfried
Damit endet die Zusammenarbeit zwischen Boateng und Schalke nach nicht einmal zwei Jahren. Unterm Strich stehen für den Ghanaer 46 Bundesliga-Partien zu Buche, in denen er sechs Tore und acht Assists beisteuerte.
Wurde die zehn Millionen Euro teure Verpflichtung im Sommer 2013 noch als Transfercoup gefeiert, gilt die Nummer neun des Ruhrpottklubs nun schon seit längerem als Kandidat für einen vorzeitigen Abgang. Gehalt (schätzungsweise acht Millionen Euro) und Leistung ("kicker"-Schnitt 2014/15: 4,5) der einstigen Leaderfigur stehen in einem nicht mehr zu rechtfertigenden Verhältnis. Tönnies’ nüchterner Kommentar zur Auflösung der Kooperation: "Nicht Schalke hat sich verändert – Boateng hat sich verändert."
Rückendeckung von Tönnies
Volle Unterstützung also für die Entscheidungen des Sportdirektors, Tönnies hätte das sogar "schon früher gemacht". Derweil spricht Heldt laut "BILD"-Zeitung eine weitere Warnung an die Mannschaft aus, bezeichnet den gestrigen Ohnmachtsakt als erste Maßnahme: "Es geht ans Eingemachte, es kann jeden treffen." In dieser Hinsicht weiß Tönnies im gewohnten Knappen-Jargon einigermaßen zu beschwichtigen, denn "wer Samstag gegen Paderborn malocht, hat hier nichts zu befürchten".
Gleichwohl berichtet die "BILD", dass Trainer Roberto Di Matteo den königsblauen Boss längst gebeten haben soll, die Clique um Boateng nach Ablauf der Saison loszuwerden. Die Unruhe stiftende Gruppe, der dem Boulevardblatt zufolge neben Höger auch Dennis Aogo und Roman Neustädter angehören, müsse weg.
Ein Großreinemachen steht also allem Anschein nach bevor. Dabei könnte womöglich auch der Coach auf dem Prüfstand stehen. "Er bekommt die Zeit", versichert Tönnies, der den Italo-Schweizer in keiner Weise infrage stellen will. "Ich spreche ihn aber auch nicht heilig." Es sei in jedem Fall geplant, im Sommer ein allumfassendes Gespräch mit Horst Heldt zu führen.