Obwohl der FC Schalke 04 zum Ende der Transferperiode Julian Draxler zum VfL Wolfsburg ziehen ließ, verzichteten die Knappen auf einen Ersatz für ihr Eigengewächs. Freilich blieb nach Eintütung des Wechsels wenig Zeit zum Handeln, aber dass Sportvorstand Horst Heldt keinen Plan B in der Hinterhand hatte, mutete in Fachkreisen doch eher erstaunlich an.
Da Trainer André Breitenreiter dem eingeschlagenen Weg, offensiv spielen zu lassen, weiter treu bleiben möchte und die Auswahl an Flügelspielern im Kader der Königsblauen überschaubar ist, ist nach Einschätzung des "kicker" nun Leroy Sané stark gefordert.
Der 19-Jährige gilt als hoch veranlagt, wurde zuletzt auch in die U21-Nationalmannschaft Deutschlands berufen und kam in dieser Saison bereits in jedem Pflichtspiel zum Einsatz - zuletzt bei der 0:3-Auswärtsniederlage beim VfL Wolfsburg sogar von Beginn an.
Mangel an klassischen Flügelspielern
Die Königsblauen haben auf den Außenbahnen nur wenige echte Optionen. Zum einen wäre da Sidney Sam, sozusagen als echter Flügelflitzer. Aber der 27-Jährige muss sich bei den Knappen nach Verletzungen, schwankenden Auftritten und der zwischenzeitlichen Suspendierung erst wieder – oder noch – bewähren.
Eric-Maxim Choupo-Moting pendelte in seiner ersten Saison auf Schalke zwischen Außenbahn (links wie rechts) und Sturmzentrum. Wenngleich er in den meisten Fällen in der Spitze auflief, scheint unter Breitenreiter bis auf Weiteres die rechte Seite das Betätigungsfeld des Kameruners zu sein.
Als weitere, gewiss wenig prädestinierte Lösungen stehen Leon Goretzka und Max Meyer zur Verfügung. Die Idealpositionen der beiden Akteure liegen indes in zentraleren Regionen, sodass ihr Potenzial auf dem Flügel womöglich verschenkt wäre.
Und last but not least: Nachwuchstalent Sané. Gegen den VfL Wolfsburg startete er als Linksaußen und ließ mit einigen dynamischen Vorstößen zum wiederholten Male durchblicken, welch Offensivvermögen in ihm schlummert, wenn er von der Leine gelassen wird; auf der anderen Seite offenbarte sich allerdings auch einiges an Defiziten in der Defensivarbeit. Hier muss der Coach künftig vielleicht die Frage beantworten, ob Sané als Flügelspieler einem Lernprozess in puncto Abwehrverhalten unterworfen werden sollte oder nicht sogar an vorderster Front – und mit mehr Freiheiten – besser aufgehoben wäre.
So oder so, auf dem frisch in die DFB-U21 berufenen Schalker Wunderkind ruhen in Gelsenkirchen jedenfalls viele Hoffnungen, spätestens seit seinem fulminanten Auftritt gegen Real Madrid in der Champions League (4:3), als der forsche Sané und seine Kollegen die Königlichen nach einer 0:2-Hinspielniederlage beinahe aus dem Wettbewerb geworfen haben.