Nachdem wir uns angesehen haben, welche Möglichkeiten es zur Klassifizierung der Rohdaten gibt und auf welchen Ebenen wir diese verknüpfen, möchten wir heute vorstellen, wie wir aus den vorgestellten Ansätzen eine Note bilden und welche Aussage ihr innewohnt.
Die beiden im letzten Artikel vorgestellten Ebenen (Aktion und Event / Einfluss eines Einzelspielers auf den Spielverlauf) führen wir in unserem sogenannten LImpact-Wert zusammen, der die Basis für unsere Note bildet.
Diesbezüglich möchten wir uns mit einer Aussage befassen, mit der wir zuletzt als Feedback konfrontiert waren: "Da kein Notensystem widergibt, was ein Trainer vorgegeben hat, spielt es keine Rolle, welches System falsch liegt... Ob Kick & Rush oder Tiki-Taka das bessere System ist, darauf gibt es ja auch keine Antwort."
Hier wird die Kernproblematik von Einzelbewertungen im Fußball angesprochen – es gibt keine "Wahrheit". Wir möchten uns daher auch von einem solchen Ansatz lösen. Spieler haben bestimmte Aufgaben, die man als Außenstehender lediglich erahnen kann.
Wir interpretieren nicht, wir raten nicht, wir bewerten lediglich den Output, den wir beobachten. Ein Spielverlauf ergibt sich auf natürliche Weise und es zeigt sich schnell, welche das dominante, spielbeherrschende Team ist und welche der Mannschaften eher Defensivarbeit verrichten muss. Bekommt ein Spieler zum Beispiel die Aufgabe, nach jedem Ballgewinn den Ball lang nach vorne zu schlagen (weil sein Trainer ihm das offensichtlich vor dem Spiel aufgetragen hat), und setzt er es dann genau so um, dann verrichtet er seinen Dienst zwar genau wie gefordert, aber von der Bewertung der Aufgaben-Erfüllung lösen wir uns explizit.
Wir fragen immer: War die Aktion erfolgreich oder nicht? Und wie schwierig und erfolgsversprechend war sie darüber hinaus? Ein Spieler, der nach einem erzwungenen Turnover, maßgeblich zum Spielaufbau in der Umschaltbewegung beitrug, hat für sein Team einen höheren Mehrwert geschaffen und dann einfach eine höhere Punktzahl verdient als sein Kontrahent mit den lang gespielten Bällen, die mit größerer Wahrscheinlichkeit direkt wieder einen Ballverlust bedeuten und so weniger zum eigenen Spiel beitragen können – Trainervorgabe hin oder her. Für den Limpact ist es daher unerheblich, was genau ein Trainer einem Spieler mit auf den Weg gegeben hat. Er misst den Beitrag, den jede Position auf dem Feld zum eigenen Spiel leistet.
Natürlich hat eine offensive Ausrichtung somit mehr positives Punktepotenzial für den Spieler als eine defensive, da hier die spielentscheidenden Events mit größerer Wahrscheinlichkeit eintreffen, aber eine solide Defensiv-Arbeit kann auch erfolgsversprechend sein und ein im Brennpunkt stehender defensiver Mittefeldspieler könnte eine bessere Einzelwertung bekommen als sein Pendant aus dem Mittelfeld des Gegners, der lediglich Mitläufer-Aufgaben erfüllt.
Ein für uns wichtiger Punkt, der unseren Ansatz von den bisher vorherrschenden unterscheidet, ist darüber hinaus der minimale Einfluss des Endergebnisses auf die Einzelleistung. Diese spielerübergreifende Bewertung werden wir zukünftig im Rahmen einer Trainernote veröffentlichen. Und jeder kann sich dann seine eigene Gewichtung aus taktischer Ausrichtung und Einzelbewertung kreieren. Auf diese Weise möchten wir die Wichtigkeit des Trainers hervorheben und positive wie negative Entwicklungen explizit nicht den Spielern zurechnen. Auch deshalb bezeichnen wir unsere Bewertung als fairste Note Deutschlands.
Exemplarisch für diesen Ansatz ziehen wir das Topspiel vom letzten Wochenende heran. Man hätte auf den ersten Blick eventuell bessere Noten beim BVB und/oder schlechtere bei Hertha erwartet, lag der Unterschied in der Spielanlage doch etwas weiter auseinander. Aber eine Kollektiv-Bewertung wollen wir so nicht vornehmen.
Niklas Stark konnte durch seine solide Defensivleistung eine Bewertung im 3er-Bereich erreichen, Gonzalo Castro allerdings ebenso (um eine Nuance besser) – zu einer „guten“ Leistung fehlten ihm hier die entscheidenden spielverändernden Szenen. Kritiker könnten dann aber immer noch sagen, dass sein solides Passspiel genau sein Aufgabengebiet gewesen sein muss/könnte. Das mag auch so sein, aber unsere Maxime ist, dass eine solche Aufgabe auch von einem anderen Spieler auf ähnliche Weise hätte verrichtet werden können (Austauschbarkeitsprinzip), da hier die Schwierigkeit der gestellten Aufgaben (bzw. der Aufgaben, die er sich selbst gestellt hat) im Spiel nicht so hoch war.
Dies sind (grob umrissen) unsere Ansätze für unseren Algorithmus, um die Leistung der Spieler innerhalb eines Spiels zu bewerten. Wir erheben keinen Anspruch auf Richtigkeit – die es einfach nicht geben kann und können auch nicht beantworten, wie „gut“ jemand wirklich ist (entsprechend einer Benotung in der Schule aufgrund einer Klausur). Wir bewerten den Einfluss der Spieler auf das eigene Spiel und setzen es ins Verhältnis zu allen Spielern dieser Position.
Wir werden, wie eingangs angekündigt, über die Saison hinweg auch immer mehr Informationen mit Euch teilen und spezielle bzw. kontroverse Noten erklären.