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1. Bundesliga
LigaIn­si­der-Analyse: Torgefahr der Bun­desli­gis­ten durch Standards

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© imagoimages / Pressefoto Baumann

Liebe Insider! In unserer heutigen LigaInsider-Analyse greifen wir ein Thema auf, das wir im Herbst schon behandelt haben: Es geht um die Torgefahr durch Standardsituationen wie Ecken oder Freistöße. Wir schauen uns an, wie sich die Teams in der Zwischenzeit gemacht haben, und werfen einen Ausblick auf die Partien bis zur nächsten Unterbrechung des Bundesliga-Spielbetriebs (Länderspielpause).

Unseren ersten Artikel zu den Stärken und Schwächen der Mannschaften bei den Standards gibt es hier.


Diese Teams haben zugelegt

Dem 1. FC Heidenheim gelingt es endlich, die Abschlüsse zu Toren zu machen. Nach dem 11. Spieltag hatten wir die hohe Anzahl und Qualität der Abschlüsse festgestellt, trotzdem waren Heidenheim nur drei Tore bis zu diesem Zeitpunkt gelungen. Seither erzielte der Aufsteiger in zehn Partien (4 Siege/5 Unentschieden/1 Niederlage) sieben Tore nach Standards.

Auch defensiv zeigt sich Heidenheim stark verbessert. Es setzte kein weiteres Gegentor und es wurde nur eine weitere Großchance zugelassen. Unter Berücksichtigung des Umstands, dass Tore nach ruhenden Bällen aktuell ein Drittel aller Saisontore der Heidenheimer (30) ausmachen, gehören sie zu den Standardkönigen der Liga.

Der 1. FSV Mainz 05 kann für sich auch einen Fortschritt verbuchen. Es gelang, mehr Abschlüsse nach Standards zu erzeugen. In den ersten elf Partien kamen die Rheinhessen durchschnittlich circa 2,4 Mal pro Partie zu einem Abschluss, in den zurückliegenden zehn Begegnungen waren es 5,8 je Spiel. Eine Kehrseite der Medaille gibt es jedoch: Daraus gelangen nur drei Tore. Angesichts dessen, dass es sich um drei der nur fünf erzielten Tore in diesem Zeitraum handelt, zeigt sich trotzdem die gesteigerte Gefahr nach Standards.

Meisterschaftsanwärter Bayer Leverkusen hat sich bei Standards ebenso verbessert. Es gab mehr Abschlüsse pro Spiel und daher auch mehr Großchancen und Tore. Dazu kommt eine starke Steigerung im defensiven Bereich. Seit dem 11. Spieltag hat die Werkself nach Standards weder ein Gegentor noch eine Großchance zugelassen. Während vorher hier noch eine der wenigen Leverkusener Schwächen zu sehen war und sie zu den anfälligsten Teams zählten, waren sie in den vergangenen zehn Spielen das beste im Verteidigen.

Revierklub VfL Bochum hat in puncto Abschlüsse und Verwertung zugelegt: Es fallen mehr Standardtore. Defensiv kassierte die Mannschaft von Thomas Letsch im betreffenden Zeitraum auch nur ein Gegentor. Hier ist aber Vorsicht geboten: Bochum lässt immer noch überdurchschnittlich viele Abschlüsse zu (insgesamt 83).

Nur der 1. FC Köln lässt den Gegner häufiger gewähren (90). Und dennoch ist eine leichte Verbesserung erkennbar. Es wurden „nur“ noch drei weitere Großchancen beziehungsweise zwei weitere Gegentore zugelassen. Vorne wurde auch eine Schippe draufgelegt. Köln erzielte in den letzten zehn Begegnungen drei der sechs Tore per Standard.

Auch der VfB Stuttgart ist offensiv besser im Rennen. Die Abschlussfrequenz wurde in etwa gehalten (aktuell 63), die Torausbeute aber von eins auf vier hochgeschraubt. Der SC Freiburg wiederum hat bei der Qualität der Abschlüsse leicht nachgelassen (dennoch drei erzielte Tore), sich aber defensiv verbessert. Seit unserer ersten Analyse ist nur ein Gegentor hinzugekommen und dem Gegner wurden weniger Großchancen gewährt. Des Weiteren führte Freiburgs Verhalten bei gegnerischen Standards zu einem nur noch halb so stark angestiegenen xG-Wert (Expected Goals/aktuell 9,64) im Vergleich zu davor (6,67).


Nichts Neues aus dem Süden

Wenig Änderungen zu vermelden gibt es beim Rekordmeister FC Bayern München. Er ist weiterhin das beste Team mit den meisten Toren nach Standards. Auch die Quote ist im ähnlichen Bereich geblieben: In circa jedem zweiten Spiel fällt ein Standardtor für die Süddeutschen. Beim xGoT-Wert (Expected Goals on Target), der Aussagekraft über die Qualität der zugelassenen Schüsse, liegt Bayern mit Abstand vorne (16,17), ebenso inzwischen beim Gegentor-Pendant (2,45). Auch Münchens defensiver xG-Wert ist ligaweit der niedrigste und damit der beste.


Diese Teams müssen sich ranhalten

Borussia Mönchengladbach, in der ersten Saisonphase noch für die offensive Standardstärke gelobt, hat deutlich abgebaut. Nach sieben Toren in den ersten elf Spielen gelangen nur noch drei 3 Tore. Dafür ist defensiv etwas Stabilität eingekehrt: Durchschnittlich entsteht weniger Gefahr pro Spiel. Inzwischen im Mittelfeld der Liga statt bei den Schlusslichtern.

Beim FC Augsburg hat sich in Sachen selbst erzielte Standardtore in den zurückliegenden zehn Spielen rein gar nichts getan. Noch immer steht die von Jess Thorup trainierte Truppe bei drei Treffern. Eine leichte defensive Verschlechterung ist auch zu verzeichnen, was ebenfalls für Aufsteiger SV Darmstadt und den 1. FC Union Berlin gilt. Pro Partie wird mehr zugelassen.

Eine Anfälligkeit bei Standards ist zuletzt besonders über RB Leipzig hereingebrochen. Ganze acht Gegentore gab es in jenen zehn Spielen. Das bestätigt den grundsätzlichen defensiven Negativtrend: Insgesamt kassierte Leipzig fast doppelt so viele Gegentore je Spiel wie noch zu Beginn der Saison.

Ist es Pech oder eine Frage von Aufmerksamkeit beim VfL Wolfsburg? Obwohl die Niedersachsen ähnlich viele Abschlüsse zuließen wie noch zu Saisonbeginn, fingen sie sich fünf weitere Standardgegentore. Auffällig ist, das Wolfsburg inzwischen die meisten Großchancen nach Standards der Liga erlaubt – in den letzten zehn Duellen ganze neun!


Effektivität offensiv*


Effektivität defensiv*

*sortiert nach xG


Ausblick auf Spieltag 22 bis 26

In der nun folgenden Grafik haben wir für euch einen kleinen Ausblick auf die kommenden Spieltage! Die Werte ergeben sich daraus, wieviel besser oder schlechter der jeweilige Gegner im Vergleich zum Rest der Liga bei Standardsituationen verteidigt.


Erwarteter Torgefahr-Unterschied durch Standards**

**Der Pfeil rechts dient lediglich als Skala für die farblich unterlegten Felder (z. B. -0,6 entspricht -60 %)

Die Ausarbeitung der Daten und die Taktikbetrachtung erfolgte über unseren Analysten Lennart Susemiehl.