Weiter geht es mit der LigaInsider-Analyse zum Thema Standards. Zur Erinnerung: In einem ersten Beitrag haben wir uns angeschaut, wie die Lage nach elf absolvierten Spieltagen bei den Bundesliga-Klubs im Allgemeinen ist. Das könnt ihr hier nachlesen. Jetzt geht es um einzelne Spieler. Ehe wir demnächst einen Blick auf die Abnehmer/Zielspieler werfen, sind in diesem Artikel die Vorlagengeber im Fokus.
Genau genommen die Top-15 im Bereich Standardvorlagen. Hier finden sich so einige Spieler, die in der Auflistung vorab schon zu erwarten waren, aber auch einige Überraschungen, die für den einen oder anderen womöglich unter dem Radar flogen.
Fokus auf xG und xG/Vorlage
Vorab ein Blick auf einen interessanten, wenn auch nicht unerwarteten Randaspekt. Bei einem Spieler des FC Bayern München, das ohnehin das standardgefährlichste Team der Liga ist, kommt es nach Standards zu den gefährlichsten Abschlüssen (besonders nach Ecken): Leroy Sané.
Abzulesen ist das in unserer Auflistung (vgl. Tabelle unten) an der Differenz der Werte xG (Expected Goals) und xGoT (Expected Goals on Target). Ist die Differenz positiv, also der zweite Wert der höhere, deutet das auf eine gute Abschlussqualität der Zielspieler hin. Sané ist der einzige Spieler, bei dem vor dem Komma eine 1 steht (Wert in der Tabelle nicht explizit aufgeführt). Seine Differenz von +1,44 ist beispielsweise fast doppelt so hoch wie die von Vincenzo Grifo (+0,75).
Dieser Vergleich von xG und xGoT muss aber kein ausschlaggebendes Kriterium sein. Es spielt zwar durchaus eine Rolle, wie hart oder gut geschnitten Ecken und Freistoßflanken hereinflattern, es ist aber mindestens genauso wichtig (wenn nicht sogar wichtiger), was der Abnehmer letztlich daraus macht. Deshalb legen wir unseren Fokus auf den xG-Wert und im Zusammenhang damit auf den xG-Wert pro einzelner Schussvorlage, also stärker auf den Endpunkt der Standardvorlagen anstatt auf den anschließenden Abschluss. Wobei festzuhalten ist, dass in diesem Punkt die Abweichung bei den Spielern teils recht gering ausfällt.
Auch beim xG/Vorlage ist Sané mit einem Wert von 0,20 vorne dabei. Bei ihm sind insgesamt übrigens zwei Tore herausgesprungen, genau wie nach den Standards von Kollege Joshua Kimmich. Dessen Zahlen spiegeln zu einem Teil die öffentliche Wahrnehmung seiner Freistoßqualitäten wider. Kimmichs Wert ist mit 0,11 zum Beispiel verhältnismäßig deutlich niedriger als der seines Kollegen (Differenz von xGoT und xG außerdem im Minus). Bei ihm ist nur eine Großchance herausgekommen, im Fall von Sané – mit sieben Abschlüssen weniger – drei. Hier ließe sich schon eher annehmen, dass Kimmichs Standardvorlagen im Vergleich etwas schlechter ausfallen. Schließlich haben beide dieselben Zielspieler mit derselben Abschlussqualität. Nichtsdestotrotz gehört Kimmich zu den besten Standardschützen der Bundesliga, wie auch FCB-Coach Thomas Tuchel vor einiger Zeit untermauert hat. Eine interne Analyse habe gezeigt, dass seine Bälle durchaus dorthin kommen, wo sie hinsollen.
Hofmann sorgt für die meisten Tore, Grifo für die meisten Großchancen
Wenn es um absolute Zahlen und erfolgreiche Vorlagen geht, ist Jonas Hofmann von Bayer Leverkusen an der Spitze. Nach seinen Standards hat die Werkself bereits vier Tore erzielt. Seine xG-Performance ist die beste von allen. Auch sein xG/Vorlage ist mit 0,20 top – gleichauf mit ihm und Sané liegt hier Bochums Kevin Stöger, bei dem jedoch erst ein Treffer herausgekommen ist. Nichtsdestotrotz: Die Vorlagen des Trios sind über 50 Prozent gefährlicher im Vergleich zum Ligaschnitt.
Was Hofmann zugutekommt: Er kann sich diese Saison bis dato über die gute Schussqualität seiner Zielspieler freuen, wie es auch bei Grifo der Fall ist, der bei gleich viel kreierten Abschlüssen (13) immerhin drei Treffer vorgelegt hat. Sein xG/Vorlage liegt bei 0,13. Einen Bestwert hat Freiburgs Standardexperte aber auch zu bieten: Er generierte insgesamt sechs Großchancen und damit doppelt so viele wie Hofmann.
Beste und Honorat führen die meisten Abschlüsse herbei
Für die meisten Torabschlüsse insgesamt haben zwei andere Akteure gesorgt. Franck Honorat von Borussia Mönchengladbach (19) und Jan-Niklas Beste vom 1. FC Heidenheim (18) haben ihren Kollegen bei Standards sogar häufiger Abschlussvorlagen geliefert als Bayerns Kimmich (17). Auch hier sind je zwei Treffer entstanden. Honorat und Beste sind auch im Gesamten, nicht nur bei den Standards, die besten Vorlagengeber ihrer Mannschaften. Der Gladbacher hat fünf Assists gesammelt, Beste sogar sechs.
In den Top-15 gehört Honorats xG/Vorlage-Wert allerdings zu den schlechtesten (0,09), wird nur noch unterboten von Leart Paçarada (0,06), der auch in der xG-Statistik am schlechtesten abschneidet. Beim Kölner ist es bisher nämlich auch mit der Ausbeute ziemlich schlecht gelaufen (13 Abschlüsse/0 Tore). Immerhin können die beiden Profis für sich verbuchen, bereits drei Großchancen herbeigeführt zu haben, was einen ordentlichen Wert darstellt. Eine Schlussfolgerung: Es besteht eine höhere Streuung der Gefahr.
Luft nach oben bei Kramarić, Brandt und Paçarada – Vorlagen von Juranović und Jensen sitzen
Es gibt bei den Standards gewiss weitere Zulieferer, die bisher nicht so mit abschlussstarken Zielspielern gesegnet waren. Neben Paçarada waren zum Beispiel auch die Schussversuche nach Standardvorlagen von Andrej Kramarić (TSG Hoffenheim) oder Julian Brandt (Borussia Dortmund) noch nicht von großem Erfolg gekrönt.
Kramarić wartet nach 15 generierten Torabschlüssen noch darauf, bei einem Standard einen Treffer vorbereitet zu haben. Aus Brandts 16 Schussvorlagen ist nur ein Tor entstanden, aber dafür kamen zumindest vier Großchancen heraus (Kramarić: 2). Auch sein xG/Vorlage von 0,15 ist an und für sich gut und im Bereich xG teilt er sich mit Beste Platz zwei (2,41), sodass er mit Ausnahme der Torausbeute ganz ordentlich dasteht.
Ein Augenmerk gilt Josip Juranović (Union Berlin) und Fredrik Jensen (FC Augsburg). Auffällig sind die Werte gemessen an ihrer Spielzeit. Juranović steht unter anderem verletzungsbedingt erst bei vier Startelfeinsätzen und auch Jensen hat an den zurückliegenden vier Spieltagen seine ersten vier Einsätze von Beginn an gehabt. Beide haben aber bereits zwei Tore nach Standards vorgelegt, Jensen sogar mit nur acht Schussassists (Juranović: 10). Juranović erreicht einen xG/Vorlage-Wert von 0,16, Jensen gar 0,27 und somit die Bestmarke in den Top 15 (xG: 2,15/Platz 4).
Das führt aber gleichzeitig zu einem wichtigen Hinweis: Die Auswertung der Gefahr nach Standardvorlagen ist noch mit Vorsicht zu genießen. Grund ist die bislang relativ geringe Anzahl, die der jeweiligen Spielerstatistik zugrunde liegt. Das gilt beispielsweise insbesondere für Jensen, bei dem – je nach weiterem Verlauf – die Werte auch schnell abfallen könnten.
Top-15 der Standard-Vorlagengeber
Fazit
Es braucht sicherlich keinen Blick auf eine besondere Analyse, um eine Empfehlung für die besten Spieler des FC Bayern München auszusprechen. Ähnliches gilt für Leverkusens Hofmann oder selbst Freiburgs langjährigen Leistungsträger und aktuellen Topscorer Grifo. Durch die Zahlen wird das Ganze aber untermauert.
Bei Honorat oder Beste spielt unter anderem auch das Preissegment, in dem sie sich bei KICKBASE bewegen, hinein. Das Duo hat angesichts der Standardstatistik einen Vorteil gegenüber anderen Spielern. Im Schnitt liefern sie jeweils fast zwei Torvorlagen pro Spiel. Ein Vergleich der kommenden Gegner bis zum 17. Spieltag zeigt, dass es für Beste die leicht besseren Match-ups gibt als für Honorat.
Für manch einen vielleicht überraschend könnten Juranović oder Jensen interessante Picks sein. Im Fall des Union-Profis kommt obendrein der Aspekt Match-ups dazu: Verglichen mit dem Restprogramm der Ligakonkurrenz, bekommen es die Eisernen bis zum 17. Spieltag im Durchschnitt mit den schwächsten Teams gegen Standards zu tun. Es ergibt sich eine um 28,6 Prozent höhere Chance auf einen Standardtreffer (vgl. Grafik in unserem ersten Standard-Artikel).
Die Ausarbeitung der Daten und die Taktikbetrachtung erfolgte über unseren Analysten Lennart Susemiehl.