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1. Bundesliga
Note unter der Lupe: Feh­lera­nalyse (II)

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Neben den von Opta und uns vergebenen Fehlern vor Schüssen und Gegentoren (Fehleranalyse (I)) betrachten wir eine Ebene darunter noch eine Beteiligung an Gegentoren und zugelassenen Großchancen, die man nicht als "Fehler“ bezeichnen kann.

Rückblick: Bei einem Fehler unterstellen wir, dass dem Spieler während der (misslungenen) Aktion klar gewesen sein muss, dass eine unmittelbare Gefahr für das eigene Tor bestand – meist ist hier der Ball auch unmittelbar in Spielernähe.

Bei einem mitverschuldeten Tor bzw. einer mitverschuldeten Großchance unterlief dem betrachteten Spieler vielmehr eine Unachtsamkeit – oft haben wir es hier mit einer ballfernen Aktion (zum Beispiel Stellungsfehler) zu tun – oder aber die Situation hätte einfach besser geklärt werden müssen und der involvierte Spieler sah dadurch zumindest unglücklich aus.

Ad ballferne Aktion: Wir haben ja schon im letzten Artikel auf Walace im Spiel Hannover vs. Leipzig hingewiesen: Hier haben wir ihm bei den beiden Ecken-Gegentoren zum 0:2 und 0:3 zwei Mal die Mitschuld bei den Gegentreffern zugeschrieben. Er passt offenkundig nicht auf, so dass Orban zum Doppeltorschützen werden konnte. Unser Algorithmus kann das (noch) nicht erkennen und daher greifen wir nach.

Zur Erinnerung: Wir sagen, dass, wenn ein Datenanbieter einen subjektiven Wert "Fehler" anbietet, muss man ihn im Sinne der Fairness eines Managerspiels auch so ausgestalten, dass er nicht nur Ballaktionen umfasst, sondern auch nicht erfasste Daten.

Ad unglückliche Aktion: Beim 3:0 für Mainz durch Karim Onisiwo gegen Schalke hätte Salif Sané unserer Meinung nach beherzter eingreifen können, so dass er in der Szene dann nicht besonders gut aussah. Er kommt schon zum Ball, hat natürlich dann auch Pech und wird eingedreht, aber wir denken, dass er rigoroser und mit mehr Stabilität hätte verteidigen können, um Onisiwo zumindest besser abzudrängen.

Zum Verständnis der Daten: Sané bekommt in der Datenerfassung hier einen positiven Wert zugeschrieben (explizit: ein gewonnenes Tackling ohne Ballgewinn). Deshalb haben wir unseren Algorithmus situationsabhängig gestaltet und gucken, was nach der Ballberührung Sanés passiert. Hier bleibt sein Gegenspieler quasi in Ballbesitz, was die Aktion zu einer negativen werden lässt.

Bei diesen Beispielen belassen wir es an dieser Stelle. Ihr solltet so zumindest einen kleinen Eindruck gewinnen, was hinter den Kulissen alles passiert. Bei Interesse oder Fragen zu Situationen aus der Vergangenheit, könnt ihr euch ja, auf dem im vorangegangenen Artikel beschriebenen Weg, innerhalb des Highlight-Tickers melden.

Grundsatz bei uns ist, dass wir im Zweifel keinen Minuspunkt vergeben wollen. Man muss nicht zwanghaft eine negative Aktion suchen, wenn ein Tor oder eine Großchance schlichtweg gut herausgespielt wurde. Dies zu akzeptieren, fehlt uns auch ein wenig in der Spielanalyse heutzutage; theoretisch wäre dann nämlich jedes Gegentor vermeidbar, was aber praktisch einfach nicht der Fall ist.

Wir denken, dass es bei einer ganzheitlichen Analyse eines Spielers notwendig ist, die kritischen Szenen (hier: Fehler) näher zu beleuchten, da sie in einem managerfokussierten Bewertungssystem, das das Spiel realitätsnah abbilden möchte, eine entscheide Rolle spielen.

Unser Ziel ist es, dass ein Zuschauer eines Spieles nicht völlig verständnislos auf eine künstlich erzeugte Bewertung blickt, nur weil ein Redakteur oder ein Computer einen bestimmten Blickwinkel hat, der zwar in sich nicht falsch (jeder hat ja unterschiedliche Präferenzen), aber trotzdem manchmal schwer erklärbar ist. Wir möchten ein Datensystem, das im Sinne des Fußballs funktioniert und das nachvollziehbare(re) Ergebnisse, die einer öffentlichen Diskussion standhalten, liefert.

Betrachten wir die Performance von Salif Sané am letzten Wochenende, um das Beispiel von oben noch einmal aufzugreifen. Die Redakteure des kicker, sowie der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung bemessen die Leistung im Bereich 5,0 bis 5,5. Die Datenauswertung von Sofascore und des Spiegel attestieren Sané eine Topleistung (Note 1,5 bzw. 90/100 Punkten). Ein Kommentator von sky meinte dann wiederum, Sané hätte als einziger Schalker eine bundesligataugliche Leistung abgeliefert.

Was stimmt denn nun? Zunächst einmal verdeutlichen die unterschiedlichen Ergebnisse eines: Im Fußball gibt es nicht die ultimative Bewertung. Im vorliegenden Fall kommen verschiedene Menschen zu unterschiedlichen Beobachtungen und keine Meinung ist "falsch“. Fokussiert man sich auf die guten Defensivaktionen Sanés und lässt seine Unaufmerksamkeiten sowie seine Mängel im Spielaufbau außer Acht, kommt man zu einer sehr guten Bewertung. Und konzentriert man sich umgekehrt auf seine Unzulänglichkeiten im Zuge des Ergebnisses, lässt aber seine guten Aktionen komplett hinten runterfallen, so kommt man zu einer schlechten Bewertung.

Wir sagen in diesem Fall, dass die Wahrheit in der Mitte liegt: Zu einem sehr guten Stellungsspiel mit guten Interceptions, Klärungen und Blocks, wovon einige Aktionen als letzter Mann und in höchster Not geschahen, kommen ein durchschnittlicher Spielaufbau, eine solide Zweikampfführung und dann die unglückliche Szene vorm letzten Gegentreffer.

Alles zusammen ergibt bei uns 50 Punkte, was genau an der Schwelle zwischen 3,0 und 3,5 liegt. Am Ende würde sich diese Bewertung also in etwa mit der des sky-Kommentators decken (was allerdings kein Maßstab ist). Ohne unsere spezielle Fehleranalyse wären wir ebenfalls zu einer sehr guten Bewertung gekommen und dies wäre nicht in unserem Sinne gewesen.

Denn besonders für Defensivspieler ist diese Fehleranalyse von zentraler Bedeutung, um Spieler ganzheitlich bewerten zu können. Dies schafft man aber nur, wenn man tief genug in die Daten eintaucht, sie hinterfragt und schließlich bestmöglich designed und zusätzlich gegebenenfalls mit einem menschlichen Auge ergänzt.

Kleine Anmerkung zu Sanés Leistung von gestern gegen Düsseldorf: Zwei Gegentore mitverschuldet. Unsere vorläufige Analyse zeigt, dass er durch eine verhältnismäßig gute Zweikampfführung die Note 6 am Ende vermeiden konnte.

Diejenigen, für die das zu wenig "harte Information" war, können wir beruhigen: Mit diesem Beitrag beschließen wir die nähere Untersuchung von Großchancen und Fehlern. Wir nutzen unsere Expertise einerseits zur Entwicklung und Kontrolle des Algorithmus und andererseits zur Einarbeitung von Fehlern, die (noch) kein System erkennen kann. Warum uns das wichtig war auf dem Weg zum Verständnis unserer Herangehensweise, haben wir in nun drei Artikeln ausführlich dargelegt.

In diesem Teil konnten wir leider auch nicht mit Illustrationen arbeiten und lediglich ein bisschen über unsere Ideen und Verfahren berichten.
Ab dem nächsten Teil wird das dann auch wieder anders, denn dann widmen wir uns wieder vollständig dem Design der Daten.