An einem guten Tag kann Borussia Dortmunds Marco Reus mit seinem Tempo und seinen Wendungen so manch gegnerische Abwehrreihe mitunter auf links drehen, aber diese Qualitäten ließ der 26-Jährige insbesondere nach seiner Zehenverletzung Ende August und der damit einhergehenden Zwangspause eher selten aufblitzen.
Selbst die Hoffnung, dass der Tempodribbler nach den unbefriedigenden Auftritten zur Abwechslung im Nationaldress Selbstvertrauen tanken würde, erfüllte sich nicht, stattdessen fiel Reus im letzten EM-Qualifikationsspiel gegen Georgien (2:1) durch eine Reihe vergebener Großchancen auf. Und so prasselte im Anschluss einiges an Kritik ob der vergebenen Möglichkeiten auf ihn ein.
BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke sprang dem schwarz-gelben Aushängeschild nach dem Länderspiel in Leipzig zur Seite und beleuchtete die Darbietung unter einem anderen Blickwinkel: "Wer ist denn gegen eine sehr massierte Abwehr immer wieder in Abschlusspositionen gekommen?", fragte Watzke laut "kicker" und schob die Antwort gleich hinterher: "Immer Reus."
Dann ist da wiederum Trainer Thomas Tuchel, der gewiss auch zu seinem eigenen Leidwesen feststellen musste, dass Reus dieser Tage nicht die Bestform erreicht. Bei seinem Schützling seien zuletzt "das Gefühl und die Balance fürs Spiel nicht in der höchsten Ausprägung" vorhanden gewesen. Der BVB-Star selbst sieht sich ebenfalls "noch nicht da bin, wo ich sein will", wie er während der Länderspiele einräumte . Aber "ein Tor, eine gelungene Aktion – und alles kann sofort wieder da sein", so Reus’ Zuversicht hinsichtlich einer Leistungsexplosion.
Auf der falschen Seite?
Auch sein Coach wartet darauf, dass beim besten BVB-Scorer der letzten Jahre der Knoten platzt. Eine erste Konsequenz aus dem Formtief, wenn auch teilweise taktisch bedingt, zog Tuchel gleichwohl beim Gipfeltreffen an der Säbener Straße: Gegen die Bayern musste der Offensivmann zunächst mit der Ersatzbank vorliebnehmen, wurde erst in Durchgang zwei beim Stand von 1:3 eingewechselt.
Hat die sportliche Flaute womöglich positionelle Gründe? Unter Tuchel liegt Reus’ Grundposition in der Startelf in der Regel rechts, in der jüngeren Vergangenheit hingegen lief der Nationalspieler im Dortmunder Trikot überwiegend zentral oder auf der linken Seite auf. Aktuell sind diese Posten allerdings zumeist Shinji Kagawa und Henrikh Mkhitaryan vorbehalten.
Der "kicker" nahm die Bilanz von 57 Toren und 42 Vorlagen in 121 Pflichtspielen etwas genauer unter die Lupe und fand heraus, dass 79 Prozent (45 Tore – 33 Assists) der Torbeteiligungen im Zuge einer linken beziehungsweise zentralen Startposition beigesteuert wurden, während mit der rechten Bahn als Startrampe insgesamt zwölf Tore (plus neun Vorlagen) zu Buche stehen.
Dem Fachblatt drängt sich der Eindruck auf, dass Reus die rechte Seite nicht sonderlich behagt. Für Watzke handelt es sich demgegenüber aber um eine "Theoriediskussion", denn im Laufe eines Spiels werde ohnehin "pausenlos gewechselt".