Ob sich Verteidiger Marin Pongračić da nicht ein Eigentor geschossen hat? Im Twitch-Gespräch mit Battle-Rapper SSYNIC in dessen Format „Flügelzange“ nahm der Fußballer kein Blatt vor den Mund – insbesondere im Hinblick auf seinen Hauptarbeitgeber, dem VfL Wolfsburg. In Niedersachen kamen die Äußerungen alles andere als gut an.
Zunächst zu den etwas weniger brisanten Dingen. Pongračić ist bekanntlich für diese Saison an Borussia Dortmund ausgeliehen. Er bestätigte, dass dem BVB eine Kaufoption zusteht. Er hoffe darauf, „dass die (Dortmund) das machen werden“.
Die Höhe belaufe sich auf neun Millionen Euro. Also die Summe, die Wolfsburg Anfang 2020 für die Verpflichtung des Kroaten in die Hand genommen hat. „Die würden gar kein Plus machen“, sagte er in diesem Zusammenhang.
Wolfsburg hat „Faxen“ gemacht
In der Art und Weise der Aussage klingt bereits an, welche Meinung Pongračić vom VfL hat. Keine gute. Die vergangene Saison und besonders der Sommer, als er auf den letzten Drücker nach Dortmund wechselte, nagen offenbar an ihm.
„Ich war in Wolfsburg abgeschrieben, die hatten gar keinen Bock mehr auf mich“, schilderte er seinen Eindruck. Wolfsburg hätte angefangen, „Faxen zu machen“, sodass er von sich aus das Weite sucht.
Als „eklig“ bezeichnete er beispielsweise die Situation, im Elf-gegen-Elf auf einmal draußen bleiben zu müssen. „Ich will ausrasten, ich will zu van Bommel gehen, will mir den am liebsten packen“, so sein durchaus fragwürdiger Kommentar. „Da musst du dich dann hinsetzen und mit dem reden wie ein Politiker.“
Aus der Ferne redete der 24-Jährige jetzt ganz und gar nicht wie ein Politiker. Ihm würde es offensichtlich Schadenfreude bereiten, wenn der VfL am Ende einen schlechten Deal macht. „Für die ist es auch ein bisschen scheiße. Wenn ich jetzt hier durch die Decke gehe, sagen die in Wolfsburg alle: 'Was habt ihr hier gemacht, wen habt ihr hier ziehen lassen?' Das freut mich extrem.“
Schäfer spricht über mögliche Konsequenzen: „Werden intern besprechen, wie wir mit dem Thema umgehen“
Elf Einsätze hat er für den BVB diese Saison auf dem Konto, drei davon in der Champions League. Das Angebot aus Dortmund war für ihn letzten Endes ein Glücksfall. Ansonsten habe er im Sommer „Scheißoptionen“ und „richtig dumme Angebote“ gehabt. Pongračić: „Natürlich gehe ich nicht irgendwo auf Leihe und spiele für so und so viel Geld weniger. Ich kann nicht auf Riesensummen verzichten.
Es bleibt die Hoffnung, dass sich die Borussia, die während der Leihe das komplette Gehalt übernimmt, für die Festverpflichtung entscheidet. Eine Zusammenarbeit mit Wolfsburg (Vertrag bis 2024) dürfte sich nach dem Interview erst recht kompliziert gestalten. In der Autostadt kamen die Aussagen nachvollziehbarerweise nicht gut an.
Wie auch Sportdirektor Marcel Schäfer am Donnerstagnachmittag zu verstehen gab. Er ging auf Schlagworte wie professionelle Einstellung, Einsatzbereitschaft und Fokus ein und deutete an, dass Pongračić es mehr beherzigen sollte, sich diese Attribute anzueignen.
Die Wolfsburger Chefetage will sich mit dem Verhalten des Spielers auseinandersetzen. Mögliche Konsequenzen beziehungsweise Sanktionen nicht ausgeschlossen. „Wir werden intern besprechen, wie wir mit dem Thema umgehen“, so Schäfer.