Die Bayern überraschen die Liga, können tatsächlich noch verlieren und Gegentreffer fangen. Wie ein ganz normaler Fußballverein, was der Rekordmeister doch gar nicht sein will. Für zusätzliche Verwunderung sorgte Trainer Pep Guardiolas Wechselstrategie, die im Nachhinein Anknüpfungspunkt für Kritik sein sollte.
Nachdem Jerome Boateng im Spiel gegen Schalke 04 die Rote Karte kassierte, wechselte der katalanische Coach im Sinne der defensiven Stabilität Verteidiger Dante ein. So weit verständlich, gerade nach der Pleite gegen Wolfsburg. Dass ausgerechnet Mario Götze dafür weichen musste, weniger.
Feste Größen stärken
Ein ballsicherer Akteur, der sich auch im Eins-gegen-Eins-Duell behaupten kann, ist in einem Unterzahlspiel gut zu gebrauchen, will man meinen. Insbesondere, wenn man trotz des Platzverweises weiterhin auf Sieg aus ist, was bei den Münchnern offensichtlich der Fall war. Der frisch wirkende Götze hatte sich bis zur Verbannung seines Teamkollegen bereits zwei aussichtsreiche Situationen vor dem Tor erarbeitet. Dennoch hatte der 37-Millionen-Einkauf im Rahmen der taktischen Umstellung selbst gegenüber einem unerfahrenen Talent wie Mitchell Weiser das Nachsehen.
Die Umstände hätten beispielsweise auch für einen Wechsel des überraschend formschwachen Xabi Alonso gesprochen. Der Welt- und Europameister war gegen S04 zwar nicht so neben der Spur wie noch im Wolfsburg-Spiel, offenbarte in der Anfangsphase allerdings erneut einige Schludrigkeiten. Des Weiteren lässt die Laufstärke zu wünschen übrig, was in einer Partie mit einem Mann weniger eine Auswechslung eher gerechtfertigt hätte. Auf der anderen Seite überzeugte "El Profesor" oft genug als tonangebender Dirigent der Mannschaft, was ihm möglicherweise ein höheres Standing verleiht.
Der "kicker" erachtet die Personalentscheidungen Trainers in dieser Phase zum Teil als recht seltsam. Auch der Umgang mit den Ausnahmespielern wird eher negativ beurteilt. Götze, der sich in dieser Spielzeit mit elf Pflichtspieltreffern (plus vier Assists) als verdienter Bayer auszeichnen konnte, wirkte nach seiner Auswechslung jedenfalls entmutigt. Ähnlich beurteilt das Fachblatt die Körpersprache Robert Lewandowskis in den letzten beiden Partien. Guardiola sei alles in allem besser beraten, nach außen hin mehr Sensibilität an den Tag zu legen, um seine großen Spieler nicht zu beliebig austauschbaren Figuren verkommen zu lassen.
Im Falle Götze mögen allerdings auch kleinere Wehwechen aus der Vorbereitung (kein Startelfeinsatz in den Testspielen) und eine Magenverstimmung im ersten Spiel der Rückrunde gegen mehr Spielzeit sprechen. In Wolfsburg saß der Weltmeister überraschend nur auf der Bank.