Nach seinem im November 2014 erlittenen Bruch des linken Sprunggelenks nahm Philipp Lahm vorgestern erstmals wieder am Mannschaftstraining des FC Bayern München teil. Dank eines reibungslos verlaufenen Heilungsprozesses bahnt sich damit in naher Zukunft die Rückkehr des 31-Jährigen in den Kader an – und mit ihr Diskussionen sowohl über die Rollenverteilung im Team als auch über die entsprechende Zusammensetzung.
Insbesondere dürfte die Causa Xabi Alonso/Bastian Schweinsteiger neu aufgerollt werden, da sie mit dem bevorstehenden Comeback des unter Trainer Pep Guardiola vornehmlich im Mittelfeld aufspielenden Bayern-Kapitäns um eine Komponente erweitert wird. Wer harmoniert mit wem, wem droht ein Platz auf der Bank? Den Spekulationen sind jedenfalls wieder Tür und Tor geöffnet.
Lahm für Rafinha?
Auch der "kicker" hatte im Interview mit Lahm diese Angelegenheit auf der Agenda. Im Rahmen des Gesprächs machte der Weltmeister mehrfach deutlich, dass er im Mittelfeld eingesetzt werden will. Ergänzend fügte er hinzu, das bedeute aber nicht, "dass ich nicht mehr Rechtsverteidiger bin".
Schließlich ähneln sich die Anforderungen auf den Positionen – im halbrechten Mittelfeld bzw. als Rechtsverteidiger – beim Rekordmeister, zumindest was das Offensivverhalten betrifft. "Defensiv", so Lahm, "ist es ein großer Unterschied." Vor diesem Hintergrund gilt es für viele Fußballfreunde als sichere Erkenntnis, dass letztendlich Kollege Rafinha seinen Platz für Lahm räumen muss. Aber: Schon bei Guardiolas Dienstantritt an der Säbener Straße war die Fachwelt der Auffassung, dass der Brasilianer keine Zukunft in München habe – der Coach belehrte sie eines Besseren.
So zeigte sich bereits in der Saison 2013/14, dass auch mit einem gesunden und absolut leistungsfähigen Lahm in der Mannschaft stets Platz für Rafinha ist: 25-mal lief der 29-Jährige im deutschen Oberhaus von Beginn an auf, wobei er zwischenzeitlich wegen einer Rotsperre drei Spiele nicht zur Verfügung stand. Auch im ersten Drittel der laufenden Spielzeit – also vor Lahms Verletzung – kam Rafinha in Liga und Champions League zu regelmäßigen Einsätzen in der Startelf.
Skepsis im Hinblick auf die Weltmeister-Achse
Sorgt Lahms Wiederkehr also doch für Gedränge unter den zentralen Mittelfeldspielern? "Das Mittelfeld Alonso/Schweinsteiger/Lahm", kurzum ein Zusammenspiel der FCB-Führungsspieler, "kann ich mir nur schwer vorstellen", sagt der 111-fache Nationalspieler. Ohne sich speziell auf dieses Sujet zu beziehen, ist er überzeugt davon, dass es im Starensemble der Bayern – wenige Verletzte vorausgesetzt – Härtefälle geben wird, die jeder zu akzeptieren habe. Und eine weitere seiner allgemeinen Aussagen lässt sich auf jene Mittelfeldproblematik anwenden: "Sollte einer einen Durchhänger haben, ist sofort die gleichwertige Alternative da."
Keine Zweifel bestehen daran, dass Lahm in der Hinrunde mit dem spanischen Weltmeister äußerst gut harmonierte, entweder in Form einer Doppelsechs oder als vermeintlicher Assistent Alonsos auf halbrechts. Das hätten diese beiden Spieler alle Mal als Argument für einen gemeinsamen Einsatz anzuführen. Die Kombination Schweinsteiger/Alonso wusste dagegen in der Rückrunde noch nicht gänzlich zu überzeugen.
Zwischen diesen Dreien zu entscheiden und alternieren dürfte sich für Guardiola noch als relativ einfache Herausforderung darstellen. Die wirkliche Qual der Wahl ereilt den Katalanen erst, wenn die Langzeitverletzten Javi Martinez und Thiago ebenfalls fit sind.
Champions-League-Viertelfinale? "Kein Problem."
Im Hinblick auf den Comebackzeitpunkt machte der fünfmalige Double-Sieger Lahm übrigens weiterhin keine genauen Angaben, gab aber zu Protokoll, dass er für ein etwaiges Viertelfinale der Champions League (Hinspiele am 14./15. April) "definitiv" topfit sein werde. Bei dieser Einschätzung berücksichtigte das bayrische Urgestein auch die Notwendigkeit, zuvor einige Spiele über 90 Minuten zu absolvieren.