Robert Lewandowski
1. Bundesliga
Debatte reißt nicht ab

Kristian Dordevic

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Beim 6:0-Triumph seiner Bayern über den SC Paderborn 07 steuerte Robert Lewandowski zwei Tore bei, mit denen er die Saisontreffer neun und zehn markierte (4 Vorlagen). Des Weiteren stehen für ihn fünf Scorerpunkte in der Champions League zu Buche (4 Startelfeinsätze), außerdem noch ein Tor und eine Vorlage in zwei Pokalpartien. Eine für alle zufriedenstellende Statistik? Mitnichten. Öffentlich findet die Debatte um den 26-Jährigen und seinen Status beim Rekordmeister kein Ende.

Lewandowski werden insbesondere Probleme mit Trainer Pep Guardiola und dessen System nachgesagt. Der amtierende Torschützenkönig wirke unglücklich über die im Gegensatz zu seiner Zeit in Dortmund veränderte Spielweise. Bei den Borussen war das schnelle, direkte Spiel noch auf ihn zugeschnitten, während der Ballbesitzfußball der Bayern bisweilen nicht einmal einen klassischen Mittelstürmer benötigt.


Kein fester Platz auf dem Spielfeld

"Lewandowski hat ein Pep-Problem", titelte zuletzt auch die „BILD“ und urteilte, dass dem Angreifer durch die gelegentlichen Positionsrochaden das Selbstverständnis abgehe. Ferner wies die Zeitung darauf hin, dass die Verpflichtung des Polen nicht auf Guardiolas Wunsch hin erfolgte, sondern bei der Ankunft des Katalanen bereits in trockenen Tüchern war. Die Diskussion entfachte unter der Woche aufs Neue, als Lewandowski im Champions-League-Spiel gegen Schachtjor Donezk 75 Minuten lang auf der Bank schmorte.

In diesem Zusammenhang betreibt "Sky"-Experte Dietmar Hamann im aktuellen Interview mit dem "kicker" eine noch pessimistischere Schwarzmalerei. Der ehemalige Bayern-Profi mahnt an, "diesen Jungen" nicht zu verlieren, denn "ohne Lewandowski wird Bayern kein Champions-League-Sieger." In Hamanns Augen werde der Weltklassestürmer bei Bayern sogar herumgeschoben "wie eine Marionette", weshalb er sich kaum vorstellen könne, dass der Torjäger das noch ein weiteres Jahr mitmache, wenn in den kommenden Wochen keine Konstanz einkehrt.


Kritik im Keim ersticken

"Er kennt meine Meinung, ich habe keine Zweifel an ihm", zitiert der "kicker" Guardiola, der keinerlei Kontroverse aufkommen lassen will. Ebenso beschwichtigend gibt sich Polens Fußballer des Jahres: "Ich habe kein Problem." Gleichwohl fügt er an, dass er jede Partie spielen wolle, und gießt damit – vermutlich unbeabsichtigt – Wasser auf die Mühlen aller Skeptiker.

Auch FCB-Sportvorstand Matthias Sammer schaltet sich ein und macht dem Fachmagazin gegenüber auf den über Tore hinausgehenden Wert seines Schützlings für die gesamte Mannschaft aufmerksam: "Robert hat einen sehr guten Bewegungsablauf, er ist Anspielpunkt, kann die Bälle prallen lassen und hat sich die Tore extrem verdient."


Torjäger unter Torjägern

In dieser Angelegenheit müsste man Lewandowski eigentlich zugutehalten, dass er an der Säbener Straße neben sich weitere Superstars spielen hat, die berechtigterweise für sich in Anspruch nehmen, Goalgetter zu sein und dementsprechend in Tornähe meist eher den eigenen Abschluss suchen, statt als finaler Passgeber zu dienen. Namentlich sind dies insbesondere Arjen Robben (16 Tore) und Mario Götze (9 Tore). Selbst der stets selbstlose Thomas Müller beweist sich in aller Regelmäßigkeit als Torschütze (9 Tore). Unter diesem Gesichtspunkt liest sich Lewandowskis Torbilanz noch ganz ordentlich; immerhin hat er in der Liga ein Sechstel aller Bayern-Treffer erzielt.

Alles in allem bleibt die Frage, ob es vielleicht nicht wirklich so ist, dass die Beteiligten selbst am allerwenigsten ein Problem haben. Ob sich die Debatte als von außen herangetragener Scheinkonflikt herausstellt, wird sich künftig in den wichtigen Spielen zeigen. Setzt Guardiola darin auf Lewandowski, wird er dies sicherlich nicht aus Gefälligkeit tun.