Robert Lewandowski gilt vielerorts als bester Mittelstürmer der Welt, was mitunter wohl ein Grund dafür ist, dass seine Situation beim FC Bayern München trotz einer Saisonbilanz von elf Toren und vier Assists mitunter kritisch beäugt wird. So äußert sich in der heutigen Ausgabe des "kicker" nun auch ein Verbund von ehemaligen Fußballern (Christoph Metzelder, Thomas Helmer, Jürgen Kohler, Thomas Berthold) darüber, welche unzähligen Vorzüge der 26-Jährigen in seiner Person vereint und wo derzeit noch Luft nach oben ist.
Einhellige Meinung der Ehemaligen
Zunächst sehen die einstigen Nationalspieler Lewandowski im Grunde unisono als beste Nummer 9. "Der kompletteste Stürmer von allen", kann Helmer hierfür beispielhaft angeführt werden. Metzelder wiederum geht ins Detail, zählt die vielen Stärken des polnischen Nationalmannschaftskapitäns auf: Schnelligkeit, gute Defensivbeteiligung, robuste Physis, starke (Dortmunder) Pressingausbildung, effektive Laufarbeit, technische Versiertheit im Umgang mit dem Ball und eine uneitle Spielweise. Lob gibt es darüber hinaus auch für das stets korrekte und umgängliche Verhalten außerhalb des Platzes: "Er meckert nicht (…) darüber, dass die Spieler um ihn herum eher mal den eigenen Abschluss suchen."
Ganz so überschweifend sieht es Helmer im Ergebnis nicht, beurteilt insbesondere das uneigennützige Auftreten auf dem Rasen als nachteilig. Als "untypischer Stürmer" sei Lewandowski bisweilen zu zurückhaltend in puncto Torabschluss, sucht zu häufig den Pass zum Mitspieler, statt direkt das Tor ins Visier zu nehmen. Der Ex-Bayern-Spieler vermisst den "Egoismus, den du als Stürmer brauchst", fordert diesbezüglich mehr Verbissenheit, die im Übrigen auch den Großteil der bayerischen Offensivkollegen ausmacht.
Des Weiteren wenden sich die früheren Profis mit ihren Kritikpunkten eher an den Trainer. Laut Kohler sei Lewandowski für ihn die Nummer eins, aber immer unter der Bedingung, dass der Pole seine exzellenten Talente vollumfänglich nutze. Bertholds Äußerung ist um Einiges konkreter: "Lewandowski", der beim Rekordmeister gelegentlich auf der linken Seite seine Kreise ziehen musste, "muss auf jeden Fall in der Mitte spielen." Damit die vielfach bemängelte sportliche Integration noch besser gelinge, "ist auch der Trainer gefordert", so Helmer.
Champions-League-Vergleich
Dieser teilweise vorzufindende Eindruck der fehlenden Einbindung ist gewiss dem Umstand geschuldet, dass Lewandowskis Darbietungen an der Säbener Straße stets mit denen aus seiner sensationellen Zeit beim BVB verglichen werden. Im "kicker" zeigt ein auf die Champions League bezogener Statistikvergleich mit anderen Topstürmern Europas (Zlatan Ibrahimovic, Mario Mandzukic, Luis Suarez, Karim Benzema und Diego Costa,) aber zumindest, dass der 66-malige Nationalspieler Polens beim deutschen Rekordmeister alles andere als teilnahmslos ist.
Er weist in den aufgeführten Kategorien Tore, Torschüsse, Torquote, Ballkontakte, Pässe, Zweikämpfe und Dribblings alles in allem weder die beste noch die schlechteste Bilanz auf, jedoch mit einer Ausnahme: 20 Torschüsse in der europäischen Königsklasse stellen in dieser Gegenüberstellung von Superstars den Bestwert dar. In Sachen Dribblings und Zweikämpfe liegt der stets engagierte Torjäger ebenfalls auf den vorderen Plätzen.