Robert Lewandowski
1. Bundesliga
Plötzlich Favorit auf Torjäger­kano­ne

Kristian Dordevic

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Es ist gar nicht so lange her, da schwelte wie aus dem Nichts eine Debatte darüber, ob der letztjährige Bundesliga-Torschützenkönig Robert Lewandowski zum Spiel des FC Bayern München passt. Mal wurde eine Auswechslung zum Anlass für eine kritische Auseinandersetzung genommen, mal ein Einsatz als Einwechselspieler, und zu guter Letzt entwickelte sich die Causa Lewandowski gar zum Systemproblem.

Mitunter konnte man den Eindruck bekommen, als sei es eine Art Axiom, dass FCB-Trainer Pep Guardiola ein Problem mit dem Typus des klassischen Mittelstürmers habe. Als beliebter Beleg dafür wurden stets Zlatan Ibrahimovic, Samuel Eto’o und Mario Mandzukic angeführt, denen in der Vergangenheit Probleme mit dem Katalanen nachgesagt wurden.

Guardiolas unaufhörliche Beteuerungen, dass seine Wertschätzung für den Neuzugang aus Dortmund kaum höher sein könnte, wurden meist nicht für voll genommen, den vom Trainer gewährten Einsatzzeiten für den 26-jährigen Weltklassestürmer zum Trotz: Von den bisherigen 40 Pflichtspielen des Rekordmeisters verpasste Lewandowski nur zwei (eine davon gesundheitsbedingt), 33-mal stand er von Beginn an auf dem Platz.

Auch der polnische Nationalspieler verhielt sich durchweg korrekt, winkte die öffentliche Krittelei stets ab und leistete den – für den einen oder anderen ungewöhnlich anmutenden – taktischen Vorgaben seines Coaches ohne Murren Folge. In den vergangenen Partien zeigte Lewandowski nur allzu oft, mit welchen Qualitäten er ausgestattet ist. "Er arbeitet sehr gut, hält die Bälle vorne und schießt nebenbei noch Tore", adelte ihn etwa Teamkapitän Philipp Lahm jüngst im "kicker".


Titelverteidigung realistisch

Unter dem Strich rührt die Debatte um Lewandowskis vermeintliche Formkrise womöglich auch einfach daher, dass er im stargespickten Bayern-Team nicht in demselben Maße Aufsehen erregen kann, wie er seinem Ex-Klub Borussia Dortmund dieser Tage fehlt.

Und nun steht er, der scheinbar so gar nicht ins Spiel des Rekordmeisters passte, mit 16 Ligatreffern auf Platz 3 der aktuellen Torschützenliste und hat sogar die besten Karten im Wettstreit um die Torjägerkanone 2014/15. Denn die vor ihm liegenden Alexander Meier (19 Tore) und Arjen Robben (17) fallen beide aufgrund von Verletzungen aus. Während Mannschaftskollege Robben frühestens zum DFB-Pokalhalbfinale Ende April zurückerwartet wird, ist die Saison für den Frankfurter (Patellasehnen-OP) bereits beendet.

Außerdem fehlen Polens Fußballer des Jahres 2014 nur noch vier Tore, um den Siegerwert aus dem Vorjahr (20 Tore für den BVB) einzustellen. Spätestens dann dürfte Lewandowski die noch verbliebenen Kritiker zum Verstummen gebracht haben.


Bestwerte für den Angreifer

In ihrer aktuellen Ausgabe fasst die "Sport Bild" einige statistische Daten zum Polen zusammen, betitelt ihn als den besten Torjäger der Liga. Seit 2010 erzielte Lewandowski 90 Tore, traf dabei gegen alle aktuell in der Liga spielenden Vereine. Ein Kunststück, das sonst nur Marco Reus für sich beanspruchen kann.

22-mal knipste der Angreifer in seinen 157 Ligaspielen dabei mehrfach: Im Durchschnitt erzielt er alle sieben Spiele einen Doppelpack.