Beim FC Bayern München herrscht im Rennen um die Stammplätze naturgemäß dichtes Gedränge im hochqualitativen Bereich. Das betrifft auch Ryan Gravenberch, der im Sommer für 18,5 Millionen Euro vom AFC Ajax an die Säbener Straße kam. Seine Spielminuten lassen bislang zu wünschen übrig, auch wenn der 20-Jährige natürlich wusste, was ihn beim Rekordmeister erwartet. Julian Nagelsmann ordnete seine Situation am Freitag öffentlich ein.
„Generell hat er ein paar Spiele gemacht. Für seine Fähigkeiten, die er grundsätzlich mitbringt, einen Tick zu wenig“, zog Münchens Cheftrainer erste Bilanz. Die geringe Einsatzzeit liegt wenig überraschend auch an der Konkurrenz.
Nagelsmann: „Ich habe schon oft gesagt, dass man eine gewisse Grundstruktur und Stabilität braucht, die ich mir auch wünsche. Mit Sabi [Marcel Sabitzer] und Josh [Joshua Kimmich] haben wir die am Anfang gehabt.“ Obendrein ist jetzt Leon Goretzka nach Verletzung dazu gekommen und hat sich zuletzt im Champions-League-Spiel gegen Barcelona (2:0) mit einer „sehr guten“ Leistung in Stellung gebracht.
Schwierige Voraussetzungen, um Gravenberch im Zentrum mal reinzuwerfen. „Er kann auch eine Position weiter vorne spielen, aber da ist die Konkurrenz nicht geringer“, merkte Nagelsmann an. Alles in allem dürfte Gravenberch bei seinem Wechsel bewusst gewesen sein, wie die Situation aussieht. „Er ist nach wie vor ein junger Spieler, der Zeit braucht“, und die wird ihm an der Säbener Straße auch gewährt.
Balance auf der Sechserposition muss passen
Denn den Entscheidern ist genauso bewusst, welches Potenzial im Neuzugang steckt. „Er hat offensiv alle Qualitäten, die man braucht. Er ist unglaublich begabt, mit dem Ball am Fuß Raum zu überbrücken, und er hat einen super Abschluss“, zählte der FCB-Coach auf. Defensiv hingegen sind „noch ein paar Schritte“ zu gehen.
Gerade auf der Position ist das von Bedeutung. Um auch die Offensivqualitäten seiner Mannschaft bestmöglich in Szene zu setzen, ist es laut Nagelsmann nötig, eine gewisse Ausgewogenheit in der Zentrale zu haben: „Es muss immer eine gute Balance sein. Wir spielen oft mit vier Offensiven und haben mit Davies einen sehr offensiven Außenverteidiger. Daher brauchen wir eine gute Balance auf den Sechserpositionen und das ist die Position, die er am liebsten spielt.“
Um diese Balance in Zukunft gewährleisten zu können, arbeitet Gravenberch an seinen Defiziten: „Er weiß, dass er defensiv noch ein bisschen zupacken muss. Aber er hat sich da schon entwickelt. Es ist auch kein Problem der mangelnden Bereitschaft. Es ist einfach das Tempo, wo er einfach etwas früher schalten muss. Er hadert zu viel mit Fehlern, deswegen hat er oft eine Denksekunde im Gegenpressing.“
Dass der Niederländer in München zu einer festen Größe heranwachsen kann, liegt für Nagelsmann dennoch auf der Hand. „Er wird weiterhin eine gute Entwicklung nehmen und bei uns viel spielen. Da bin ich sicher.“