Vor Wochenfrist verkündete Sami Khedira seinen Abschied von Real Madrid und bestätigte mit dieser Entscheidung im Grunde nur, was ohnehin jeder zu wissen schien. Schon seit Februar wird eine mögliche Verpflichtung Khediras durch den FC Schalke 04 heiß diskutiert, doch der 27-Jährige ließ zuletzt durchblicken, dass es bei ihm noch keine Tendenz zu einem neuen Arbeitgeber, geschweige denn eine irgendwie geartete – zwischenzeitliche sogar vermeldete – Einigung mit Schalke oder einem sonstigen Verein gibt.
Neben dem Revierklub haben Gerüchten zufolge auch der FC Chelsea, FC Arsenal und ein italienischer Erstligist den Hut in den Ring geworfen. Doch so begehrt der ablösefreie Weltmeister (Marktwert schätzungsweise 25 Millionen Euro) vielerorts auch ist, die Diskussionen um seine Leistungsfähigkeit und die generelle Eignung für einen Topklub haben seit Aufkommen der verschiedenen Wechselgerüchte zugenommen.
Kern der Kritik: Khediras Verletzungsanfälligkeit. "In seiner aktuellen Verfassung wird Khedira niemandem helfen", lautete vor Kurzem etwa Franz Beckenbauers Einschätzung gegenüber TV-Sender "Sky".
Fünf Spielzeiten – Elf Verletzungen
Tatsächlich verpasste der Mittelfeldspieler in fünf Jahren bei Real Madrid 27 Prozent der möglichen Pflichtspiele (76 von 284 möglichen Partien) gesundheitsbedingt. Zwar hatte er in der spanischen Hauptstadt nie den Ruf eines verletzungsanfälligen Spieler, aber seit dem schlimmsten Vorfall, sprich dem Kreuzbandriss im November 2013, und dem verhältnismäßig schnellen Comeback häuften sich die körperlich begründeten Ausfälle.
Christoph Metzelder, ehemaliger Spieler bei den Madrilenen, bezeichnete es in der "Sport Bild" als "fast unmögliche Leistung", dass Khedira im Champions-League-Finale 2014 von Beginn an auflief und daraufhin an der Weltmeisterschaft in Brasilien teilnahm. Daher betrachtet er die späteren Verletzungen – unter anderem ein Muskalfaserriss und ein Muselbündelriss – als Folge der Blitzrückkehr.
Schalkes Sportvorstand Horst Heldt nimmt der aktuellen Debatte indes die Spitze. Man könne glatt den Eindruck bekommen, als würde Khedira "aufgrund seines Zustands […] ganz aufhören müssen mit dem Fußball", so die exaltierte Reaktion von Heldt, der den Champions-League-Gewinner schon beim VfB Stuttgart als Manager unter seinen Fittichen hatte.
Ebenso bewertet DFB-Manager Oliver Bierhoff das derzeit öffentlich vermittelte Bild des Nationalspielers als übertrieben, tendiert mit seiner Meinung sogar in die entgegengesetzte Richtung: "Ich bin fest davon überzeugt, wenn er regelmäßig spielt, dass er noch besser sein wird als früher."
Verpasste Champions League wäre kein Hindernis
In Bezug auf die Transferbemühungen versichert S04-Manager Heldt gegenüber "Sport Bild", dass ein etwaiges Verpassen der Champions-League-Plätze einzelne Personalentscheidungen nicht tangiere. Demnach mache die drohende Zielverfehlung – die Knappen haben in der Liga sechs Punkte Rückstand auf Tabellenplatz 4 – einer möglichen Verpflichtung Khediras keinen Strich durch die Rechnung.
Auf der anderen Seite ist er sich bewusst, dass dem prestigeträchtigen Wettbewerb im Poker um den umworbenen Star freilich eine Relevanz zukommt: "Natürlich gibt es am Ende Dinge, die für uns sprechen, und Dinge, die für andere Vereine sprechen."