Die ersten Wochen der laufenden Saison erwiesen sich für Borussia Dortmund bis dato als verblüffender Kontrast zur krisenbehafteten Vorjahreshinrunde. Die Mannschaft strotzt – ungeachtet des ersten Punktverlusts im Spiel bei 1899 Hoffenheim (1:1) – dieser Tage nur so vor Gesichtern des Aufschwungs und der wiederentdeckten Spielfreude im Ruhrgebiet, zu denen neben Henrikh Mkhitaryan, Matthias Ginter oder Julian Weigl auch Shinji Kagawa gezählt werden darf. Der Japaner scheint wieder da angekommen zu sein, wo er vor seiner zweijährigen BVB-Abstinenz (2012-2014 bei Manchester United) aufgehört hatte. Mindestens.
Katalysator des Dortmunder Spiels
Zwar lief es bereits in der zweiten Saisonhälfte 2014/15, in der er seine Bilanz von einem Tor (und null Assists) zur Winterpause um vier weitere Treffer und sechs Vorlagen aufwertete, besser für ihn, aber gänzlich zufriedenstellend war das Abgelieferte für Kagawa noch nicht. "Meine Leistung war insgesamt nicht konstant gut", hieß es laut "Goal" während der Sommervorbereitung vonseiten des selbstkritischen Mittelfeldspielers, "es gab Hochs und Tiefs." Er fügte hinzu, dass er das künftig ändern "und dem Team zu möglichst vielen Siegen verhelfen" wolle.
Gesagt, getan. Das zurückeroberte Selbstvertrauen und seine ausgezeichnete Form spiegelte sich zuletzt am Wochenende beim 3:0-Sieg über Bayer Leverkusen wider. Kagawa war wendig, forderte Bälle, holte sie sich teilweise vor der Abwehr und stand als Anspielstation nahezu durchgehend zur Verfügung. Zusätzlich fiel er gelegentlich aber auch durch gut getimte, lange Spielverlagerungen auf, die den japanischen Nationalspieler sonst seltener auszeichneten.
Letzteres deutet darauf hin, dass es mitunter auch die neue, von viel Ballbesitz geprägte Spielweise der Westfalen ist, die dem technisch versierten und ballsicheren Kagawa in die Karten spielt. Womit wiederum unweigerlich die Verbindung zum neuen Trainer Thomas Tuchel hergestellt wäre. Diesem ist es über die sportlichen Aspekte hinaus offenbar vom Fleck weg gelungen, die richtigen Worte zu finden und so seinen Schützlingen vor allem mental einen ordentlichen Schub zu geben.
"Shinji bringt die Extraqualität mit, um in unserem Mittelfeld eine wichtige Rolle spielen zu können", konstatierte Tuchel etwa schon im Laufe der Vorbereitung, man habe "sofort gesehen, dass er "ein absoluter Topspieler ist." Der Coach ließ seinen Worten ebenso Taten folgen, beorderte Kagawa in der Liga jedes Mal in die Startelf, was der feine Techniker ihm mit zwei Toren und drei Vorlagen dankte. Von den Mittelfeldspielern stand ansonsten nur Neuentdeckung Weigl ebenfalls immer in der Anfangsformation.