In den ersten drei Partien der laufenden Bundesliga-Saison lief HSV-Neuzugang Sven Schipplock (2,5 Mio. Euro Ablöse) noch von Beginn an auf, agierte dabei aber mehr als Arbeiter denn als Vollstrecker. Ohne einen Eintrag auf dem Torekonto musste er ab dem vierten Spieltag seinen Platz wieder räumen und brachte es anschließend nur noch auf 17 Minuten an Einsatzzeit.
Am vergangenen Donnerstag bekam der 26-Jährige im Testspiel gegen Viborg FF (3:0) die Gelegenheit zur Bewährung – eine Chance, die er indes nicht am Schopfe packen konnte. Nach einer guten Tormöglichkeit zu Beginn des Spiels verzweifelte der Stürmer an vorderster Front zusehends und blieb erneut torlos.
Eine Umstellung auf ein 4-4-2-System im zweiten Durchgang, an dem Schipplock nur rund zwölf Minuten teilnahm, lieferte in diesem Zusammenhang ebenfalls keine vielversprechenden Ergebnisse. "Mit zwei Stürmern nebeneinander fehlt uns der Raum dahinter", drückte Trainer Bruno Labbadia laut "kicker" im Nachhinein seine Zweifel am System mit zwei Stürmern aus.
Aller Voraussicht nach bedeutet das für Schipplock, dass er bis auf Weiteres der zweiten Garde angehörig bleibt, obwohl auch Konkurrent Pierre-Michel Lasogga seit den zwei Treffern gegen Gladbach (4. Spieltag) ohne Torerfolg ist. Allerdings gelingt es dem ehemaligen Hoffenheimer aktuell nicht, Argumente für eine erneute Wachablösung im Angriff zu liefern.
Immer wieder zurückgekämpft
Auf der anderen Seite keine neue Situation, denn Geduldsproben ziehen sich wie ein roter Faden durch seine bisherige Profi-Karriere, im Grunde sogar durch seine gesamte Laufbahn als Fußballer, wie Schipplock gegenüber "Die Welt" einräumte: "Ab der A-Jugend aufwärts gab es immer bessere Spieler als mich". Aber was an Talent fehlte, machte der Stürmer mit Willen wett und erfuhr im weiteren Verlauf ein ums andere Mal, dass es sich auszahlt, die Geduld zu bewahren. So schwer es auch fällt.
In vier Jahren Hoffenheim erlebte Schipplock immer wieder mal Phasen als Startelfspieler, nur um anschließend wieder in die Rolle der Ersatzkraft zu schlüpfen. Ein ständiges Auf und Ab, das in einer Karrierebilanz von lediglich drei durchgespielten Ligapartien (bei insgesamt 101 Bundesliga-Einsätzen) seinen Niederschlag findet.
Indes fiel der Vollgasfußballer, wie er sich selbst bezeichnet, nie durch Murren auf, ließ genau so wenig den Kopf hängen. Gefühlt "hundert Mal" habe er das mittlerweile erlebt und wisse nun, was zu tun ist: "Über das Training versuche ich, mich wieder zu empfehlen."
An Einstellung mangelt es dem ausgewiesenen Teamplayer also keineswegs, jedoch muss er beim HSV – ein für ihn noch recht ungewohntes Umfeld – noch einige Prozente herauskitzeln, um mehr als der unerschütterliche Störenfried für den Gegner zu sein.
In gewisser Hinsicht ist die jetzige Erfahrung bei den Hanseaten dann aber doch ein neues Erlebnis: "Ich war es gewohnt, immer einer der ersten Einwechselspieler zu sein", so der Angreifer im ewigen Lauermodus. Gleichwohl bezieht Schipplock aus solchen Situationen eine Extraportion Willenskraft: "Mir tut es immer gut, wenn einer vor mir steht."