Am vergangenen Samstag standen bei der Begegnung zwischen dem FC Bayern München und Eintracht Frankfurt aufseiten des Rekordmeisters vier Spanier in der Startformation – ein Novum in der Bundesliga-Historie. Auf einem von ihnen ruhen dieser Tage an der Säbener Straße große Hoffnungen, das etwas ins Stocken geratene Angriffsspiel wiederzubeleben: Trainer Pep Guardiolas Wunscheinkauf 2013/14, Thiago Alcántara. Der Langzeitverletzte feierte erst eine Woche zuvor in der Partie gegen Borussia Dortmund sein Comeback nach 371 Tagen Pause.
Als er gegen die SGE in der 70. Minute ausgewechselt wurde, gab es Standing Ovations für den feinen Techniker, der auf dem Platz mit seinen Dribblings, Lupfern oder Hackentricks beinahe schon wieder so agierte, als sei er nie weg gewesen. Anerkennende Lobpreisungen ließen nicht lange auf sich warten, zum Beispiel von Mannschaftskollege Mario Götze, der im "kicker" beglaubigte, dass es nicht einfach sei, "nach einer so langen Zeit mit dem Selbstvertrauen und der Spielfreude ans Werk zu gehen."
Gegen die Hessen legte Geburtstagskind Thiago (24) einen beschwingten, ideenreichen Auftritt mit 100 Ballkontakten und 73 (von 78) angekommenen Pässen hin.
Impulsgeber für die Bayern-Offensive
Seit die Weltklasse-Flügelzange, bestehend aus Franck Ribéry und Arjen Robben, verletzungsbedingt ausfällt und darüber hinaus mit David Alaba ein weiterer dynamischer Antreiber im Mittelfeld fehlt, lahmt die FCB-Offensive. Genug Qualität ist im Kader ohne Zweifel nach wie vor vorhanden, doch mit dem spanischen Rekonvaleszenten ist nun jemand da, der diese Spieler durch seine Aktionen gefährlich in Szene zu setzen weiß. Die vielversprechenden Darbietungen des Rückkehrers lassen zugleich die in Gefahr geglaubten Final- und Triple-Träume des amtierenden Meisters neu florieren.
Überbelastung oder wichtige Spielpraxis?
Angesichts Thiagos Verletzungshistorie mit drei aufeinanderfolgenden Innenbandrissen und einem eng gesteckten Spielplan in den nächsten Wochen geht mancherorts die Sorge um, dass es zu einer Überbelastung respektive zu einem erneuten Rückschlag kommen könnte. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass die Bayern personell zuletzt ohnehin einigermaßen auf dem Zahnfleisch gegangen sind.
Der Mann mit der Rückennummer 6 denkt allerdings in eine etwas andere Richtung, vielmehr ist ihm jeder Einsatz wichtig, um für den Saisonendspurt in den Rhythmus zu kommen. "Wichtig ist, dass ich Minuten bekomme, um die Abstimmung im Team wieder hinzukriegen", fiebert Thiago laut "kicker" weiteren Auftritten entgegen, denn "mit Spielen alle drei, vier Tage ist man schnell wieder in der Maschinerie drin." Dies sei auch wichtig, um sich alsbald wieder dem Status "im Vollbesitz seiner Kräfte" anzunähern: "Man muss die Batterien einfach immer aufladen."