Liebe Insider, am Wochenende geht es zwischen der TSG Hoffenheim und dem VfB Stuttgart zur Sache. Das Duell ist ein ganz besonderes, denn sowohl Hoffenheims Trainer Pelllegrino Matarazzo als auch Stuttgarts Coach Sebastian Hoeneß standen zuvor jeweils für den anderen Klub an der Seitenlinie. Diese Konstellation verspricht daher auf jeden Fall Spannung!
Aus gegebenem Anlass dringen wir etwas tiefer in das Angriffsspiel der TSG Hoffenheim ein. Im folgenden Artikel analysieren wir die jeweilige Aufgabenverteilung, welche die Stürmer von Cheftrainer Pellegrino Matarazzo an die Hand bekommen. Zum VfB Stuttgart (und dem VfL Wolfsburg) hatten wir bereits eine Analyse hinsichtlich der „offensiven Chancenkreation“, die ihr euch über diesen Link gerne anschauen könnt.
Tendenzen über die Kickbase-Relevanz der einzelnen TSG-Angreifer sind aufgrund der von uns erarbeiteten Werte klar zu erkennen – aber seht selbst!
Weghorst, der Anker ohne Tore
Beginnen wir mit Wout Weghorst: Der kantige Niederländer agiert im Matarazzo-System eher als hängender Ankerpunkt, um mit seiner Körperlichkeit als Anspielstation – sowohl mit dem Kopf als auch mit dem Fuß – gleich mehrere Innenverteidiger zu beschäftigen. In diesem Zusammenhang stehen die Flügelspieler der TSG extrem breit, was die horizontalen Abstände der gegnerischen Abwehrkette vergrößert. Diese freien Räume werden von nachrückenden Stürmern oder den Achtern genutzt, um schnelle Vorstöße in die Gefahrenzone zu generieren.
Besonders bemerkenswert ist hierbei, dass Weghorst, der von Matarazzo in aller Regelmäßigkeit als „enorm wichtiger Spieler“ bezeichnet wird, hauptsächlich als Ballverteiler beziehungsweise Wandspieler mit dem Rücken zum gegnerischen Gehäuse dient. Eigene Torgefahr generiert er hingegen äußerst selten, was sich an den mageren Zahlen von 0,74 Abschlüssen und einem xG-Wert (Expected Goals) von 0,08 pro Spiel in dieser Saison klar belegen lässt. Dass ihm bis dato noch kein einziger Treffer gelang, ist somit keine große Überraschung. Weghorst spielt dafür im Vergleich zu seinen Sturmkollegen aber mehr Pässe im letzten Drittel (1,66).
Das sah zu seiner damaligen Zeit in Wolfsburg noch etwas anders aus: In der Saison 2021/22 (2. Grafik) schoss Weghorst zum Beispiel sechs Tore, bevor es ihn im Januar 2022 zum Burnley FC nach England verschlug – es waren seine Pflichtspieltreffer 65 bis 70 in der gesamten Zeit bei den Wölfen. Seine Rolle war in Wolfsburg zwar auch die eines Ankerspielers, die Spielidee dahinter aber eine andere: Während Weghorst in Hoffenheim nach Ballannahme, die bevorzugt im mittleren Bereich des Spielfeldes erfolgen soll, eher in Richtung Halbräume ablegt, war er in Wolfsburg etwas tiefer positioniert, um mit dem Ball am Fuß selbst aktiv zu werden. Er hat so häufig Mittelfeld- oder Abwehrspieler gebunden, um sich Räume zu schaffen. Nach einem Pass zu seinen Mitspielern stieß Weghorst durch seine Laufwege und den erspielten freien Raum selbst als Abschlussspieler in den Strafraum, was aus seiner Sicht natürlich für mehr Torgefahr sorgte. Sein Wolfsburger Abschlusswert: 1,99.
Fazit: Weghorst ist ein sehr wichtiger Bestandteil für die TSG Hoffenheim. Ein (regelmäßig) guter Punkter wird er in seiner jetzigen Rolle voraussichtlich aber nicht werden. Seine derzeitige Ausbeute liegt vor allem an den guten Leistungen des gesamten Teams, was ihm beispielsweise bei Kickbase einiges an Bonuspunkten einbrachte. Bleibt der Mannschaftserfolg aus, ist mit Weghorst also eher nicht so viel zu holen. Ein vergleichbarer Spieler, der ähnliche Aufgaben verfolgt, ist Yussuf Poulsen von RB Leipzig.
„Fast Break“ sind jene Abschlüsse, die aus einem Konter entstehen, “kontrollierter Aufbau“ bezeichnet die Abschlüsse nach kontrolliertem Aufbau. Farblich ausgefüllte Formen (Dreieck, Quadrat, Kreis) kennzeichnen einen erfolgreichen Abschluss.
Beier, der Shootingstar mit Torgarantie
Kommen wir nun zu Maximilian Beier, der nach seiner Leihe zu Hannover 96, wo er zwei Jahre lang als Stammspieler reifen konnte, in dieser Saison seinen Durchbruch in der Bundesliga feiert und regelrecht zum Shootingstar avancierte! Der erst 21-Jährige ist bei der TSG der klare Abschlussspieler, was anhand seiner Trefferausbeute von sechs Toren gut zu sehen ist.
Beier ist häufig der Nutznießer, der durch Weghorsts freigeschaufelte Räume in die Gefahrenzone eindringt und so auf starke 3,09 Abschlüsse pro Spiel und einem xG-Wert von 0,61 kommt. Seine Passrate innerhalb des letzten Drittels ist demgegenüber eher mager und liegt bei nur 0,36. Sein großes Plus: Mit 35,45 km/h ist er für diese Rolle im Matarazzo-System als schnellster Spieler prädestiniert. Weghorst kommt im Vergleich auf 31,94 km/h und Berisha, der gleich ebenfalls noch zum Thema wird, liegt bei 32,44 Km/h.
Zu den großen Stärken von Beier zählen seine Laufwege und Dribblings, mit denen er sehr oft versucht, sich über die linke Seite durchzusetzen, sowie die Kombination aus hohem Tempo und einem super Raumgefühl. Seine gute Physis verdankt er sicherlich dem vorübergehenden Ausflug zu Hannover in die 2. Bundesliga. Hinzu kommt sein starker rechter Fuß, mit dem er auch gerne mal einen tödlichen Volley auspackt.
Fazit: Beier ist für die Hobby-Manager unter euch pures Gold. Er ist derjenige im Hoffenheimer Angriffssystem, der die größte Punkteausbeute verspricht. Sollte dieser Spieler also noch verfügbar sein, solltet ihr versuchen, ihn einzusacken! Sein Stammplatz sollte an der Seite von Weghorst zudem eine recht sichere Aktie sein, da diese Kombination mit Abstand am besten zur Philosophie Matarazzos passt.
Berisha, der vergessene Neuzugang
Zum Schluss gehen wir noch ein wenig auf Mërgim Berisha ein. Der Neuzugang, im Sommer für stolze 14 Millionen Euro vom FC Augsburg losgeeist, kommt in Hoffenheim noch nicht so richtig zur Geltung. Das liegt unter anderem aber auch daran, dass für Matarazzo durch das derzeit funktionierende Zusammenspiel zwischen Beier und Weghorst kein Handlungsbedarf besteht.
Seine Rolle im Spiel der TSG ist hingegen klar zu formulieren: Berisha ist in erster Linie der Konkurrent zu Beier, da sich seine bisher gezeigten Auftritte vom Profil her sehr ähneln. Auch Berisha sucht oftmals selbst den Abschluss, wie er es beim FCA (Grafik) in der Vergangenheit als Strafraumstürmer bereits zeigte. Berisha soll unter Matarazzo mit seiner Übersicht und gutem Antritt für Gefahr sorgen. Er bewegt sich – ebenso wie Beier – oft im linken Halbraum und sucht Wege hinter die Kette, um als Abnehmer für progressive Pässe zu agieren und daraufhin selbst zum Abschluss zu kommen.
Fazit: Ligainsider geht davon aus, dass Berisha weiterhin das Nachsehen hat und das Duo aus Beier und Weghorst gewähren lassen muss. Für kreative Momente ist er aber ein guter Mann, der diesen Part beispielsweise ähnlich wie Andrej Kramarić inszenieren kann. Sofern fit, ist an Kramarić aber ebenfalls kein Vorbeikommen für Berisha. Aus Manager-Sicht heißt es daher: Abstand halten …
Übersicht Abschlüsse pro 90 Minuten
Übersicht Pässe pro 90 Minuten
Die Ausarbeitung der Daten und Taktikbetrachtung erfolgte über unseren Analysten Lennart Susemiehl.