Beim 1. FSV Mainz 05 haben sie allem Anschein nach so etwas wie den Rollentausch der fleißigen Japaner bewerkstelligt. Shinji Okazaki, bester 05-Stürmer der vergangenen zwei Jahre und stets erster Verteidiger seiner Mannschaft, verließ den Klub im Sommer für schätzungsweise elf Millionen Euro in Richtung Leicester. Der neue Angreifer aus dem Land der aufgehenden Sonne hört auf den Namen Yoshinori Muto.
Was Okazaki dem 23-Jährigen an Robustheit voraushat, macht der Neuzugang am Bruchweg durch Technik wett. Auch in puncto Schnelligkeit und Antritt macht dem obendrein kombinationsstarken Muto so schnell keiner etwas vor.
Momentan trägt er neben Überflieger Yunus Malli (6 Saisontore) vornehmlich die Verantwortung für Torchancen und Abschlüsse. Drei Assists steuerte der japanische Nationalspieler in den vergangenen fünf Spielen bei, nachdem er zuvor gegen Hannover 96 (3:0) per Doppelpack seine ersten Pflichtspieltreffer für die Rheinhessen erzielt hatte.
Kein Ballbesitz-Stürmer
Seit dem zweiten Spieltag stand er ununterbrochen in der Startelf der Mainzer, an vorderster Position – notgedrungen. Florian Niederlechner, Neuerwerbung aus der 2. Liga, scheint sich noch an die Ansprüche der höchsten Spielklasse gewöhnen zu müssen, während 1,88-Meter-Mann Jhon Córdoba die nächste Zeit noch Fitnessrückstand aufzuarbeiten hat. Gerade der 1,88 Meter hohe Kolumbianer würde als Stoßstürmer oder Wandspieler eine größere Variabilität in den Mainzer Angriff bringen.
Bis auf Weiteres aber bleibt Muto in der Spitze im Rennen – und muss gleichwohl an seinem Spiel arbeiten. Im Rahmen des temporeichen Umschaltfußballs der 05er passt er zwar mehr oder weniger wie die Faust aufs Auge; geht es allerdings darum, bei eigenem Ballbesitz das Spiel zu machen respektive Torchancen herauszuspielen, stößt Muto manches Mal an seine Grenzen. Dann fehlt ihm insbesondere in körperlicher Hinsicht das Durchsetzungsvermögen gegen die in der Regel wuchtigen Innenverteidiger.
"Bis Córdoba so weit ist, müssen wir aber so klarkommen", konstatierte 05-Trainer Martin Schmidt laut "nullfünfMixedZone". Überdies sieht er für seinen japanischen Schützling die Gelegenheit gekommen, als Fußballer die nächste Stufe zu erklimmen. Anfangs bei niemandem auf der Rechnung konnte Muto die Unternehmung Bundesliga relativ unbedarft angehen, wohingegen er mittlerweile deutlich auf dem Radar der Abwehrspieler auftaucht. "Jetzt wird er entsprechend verteidigt" und von den Gegnern besser zugestellt, so die Einschätzung des Schweizer Coaches.
Die Sorge, dass das höchste der Gefühle bei dem wendigen Angreifer bereits erreicht ist, hegt Schmidt indes nicht: "Er wird wieder kommen." Ähnlich wie Okazaki, der auch in torarmen Phasen durch unermüdliches Arbeiten geholfen und irgendwann einfach wieder getroffen habe. Seit seiner Doublette am dritten Spieltag wartet Muto darauf, sich erneut in die Torschützenliste eintragen zu können.