Beim Hamburger SV wiederholt sich dieser Tage womöglich die Geschichte, zumindest was die Position des Torhüters anbelangt. René Adler muss derzeit – ähnlich wie vor einem Jahr – um seinen Status als Stammtorwart bangen. Der ehemalige Nationalkeeper zog sich am dritten Spieltag gegen den 1. FC Köln (1:2) eine schwere Schulterprellung zu und war fürs Erste gezwungen zu pausieren.
In den folgenden zwei Partien stand alsdann Jaroslav Drobny zwischen den Pfosten und hielt seinen Kasten beide Male mit überzeugenden Auftritten sauber, erwischte besonders am Wochenende gegen Eintracht Frankfurt (0:0) einen Glanztag ("kicker"-Note: 2,0). Der Trend geht offenbar dahin, dass der 35-jährige Oldie auch in der Auswärtspartie beim FC Ingolstadt (morgen, 20.00 h) zunächst die Gelegenheit bekommt, sich erneut auszuzeichnen.
Insofern profitiert der Tscheche wohl davon, dass sein Konkurrent im Zuge der englischen Woche in der Bundesliga keine ausreichende Möglichkeit hat, um Trainer Bruno Labbadia den Nachweis hundertprozentiger Form und Fitness zu erbringen.
Erst anschließend wird dem Fachblatt zufolge eine Grundsatzentscheidung darüber fallen, wer künftig als Nummer 1 das Gehäuse hüten soll. In Anbetracht einer "Situation, die wir so nicht erwartet haben", wie Labbadia laut "kicker" konstatierte, hatte der HSV-Coach gestern eine längere Aussprache mit Adler geführt. Zweifelsohne darf sich auch der nur für kurze Zeit ausgefallene Torhüter in diesem Zusammenhang gute Chancen auf Wiederherstellung des Status quo ausrechnen, feierte er doch im Frühjahr ein starkes Comeback, nachdem Drobny ihm vor ungefähr einem Jahr erfolgreich den Platz streitig gemacht hatte.
Für Adler spricht, dass er grundsätzlich als der bessere und modernere Torwart gilt; der konservative Routinier hingegen genießt einen gewaltigen Rückhalt in der Mannschaft, die ihn in der Vergangenheit teilweise mit überschwänglichem Lob überschüttet hatte. Labbadia wird es sicherlich schwerfallen, seine Wahl zu treffen. Falsch, so scheint es, kann er in dieser Causa im Moment aber nicht entscheiden.