Die zeitliche Nähe der Transfers von Sven Schipplock (von Hoffenheim nach Hamburg) und Kevin Kurányi (von Moskau nach Hoffenheim) ließ auf den ersten Blick den Rückschluss zu, dass die Wechsel in einem unmittelbaren Zusammenhang standen. Dem war aber offenbar nicht so. Denn so überraschend die Verpflichtung von Kurányi auch kam, spontan war sie nicht, wie mitunter die Ausführungen von Trainer Markus Gisdol zeigen: "Es hat sich so ergeben, dass sich diese Dinge überkreuzt haben", verrät er im "kicker", "wir hatten so oder so Überlegungen angestellt, im vordersten Bereich noch etwas zu tun". Kurányi soll demnach viel mehr sein als ein Lückenfüller, der die personelle Dichte im Team aufrechterhält.
Man habe viele Spiele des ehemaligen Nationalspielers in Russland durchleuchtet, so Gisdol. Die Quintessenz der angefertigten Analyse: Kurányi kann den Ansprüchen auch mit seinen 33 Jahren noch gerecht werden. Läuferisch genügt er den Anforderungen der Hoffenheimer Spielweise, die auf viel Pressing ausgelegt ist. "Bälle zu jagen, die Sechser zu attackieren" – diese Rolle habe der Stürmer schon immer angenommen, betont etwa Alexander Rosen, seines Zeichens Direktor Profifußball bei der TSG. "Zudem war er kaum verletzt."
Die Klubverantwortlichen erhoffen sich von ihrem Neuzugang außerdem, dass er auf dem Platz die Effizienz beim Abschluss noch mal erhöht. Der vormalige Bundesligaprofi (VfB Stuttgart und Schalke 04) verbuchte in elf der vergangenen dreizehn Spielzeiten eine zweistellige Toranzahl auf seinem Konto. In Gelsenkirchen schaffte er es einst, fünf Jahre hintereinander mindestens je zehn Tore zu erzielen.
Doppelrolle für Kurányi
Im Kraichgau verspricht man sich jedoch nicht nur sportlich viel von Kurányi, auch menschlich erwarten Gisdol und Co. eine maßgebliche Einflussnahme des erfahrenen Angreifers. Als Führungsfigur zum wichtigen Vorbild für die vielen jungen Spieler avancieren, selbst wenn er künftig möglicherweise Einbußen in puncto Einsatzzeit hinzunehmen hat – so in etwa sieht das in Sinsheim erwünschte Szenario aus. "Natürlich kann es sein, dass er nicht mehr jedes Spiel über 90 Minuten macht", räumt auch Manager Rosen in diesem Zusammenhang freiheraus ein, ist sich aber nichtsdestotrotz sicher, dass Kurányi der viel zitierte "wichtige Faktor in der Kabine werden" kann.
Der Rückkehrer wurde derweil schon von der Vorfreude auf die Bundesliga heimgesucht und zählt die Tage bis zum Saisonstart: "Ich spüre schon das Kribbeln, hier bald wieder angreifen zu können." Um sich körperlich auf das erneute Engagement im deutschen Oberhaus vorzubereiten, engagierte Kurányi zuletzt privat zwei Spezialisten (Athletiktrainer und Physiotherapeut), die ihn bis zum Ende dieser Woche auf ein Niveau bringen sollen, das ein Training auf Augenhöhe mit den neuen Kollegen erlaubt.
Alpha Kevin :x