LigaInsider-Analyse zum Top-Spiel: Undav in Europa Spitzenreiter!

Kurz vor der Winterpause hat die Bundesliga nochmal einen richtigen Kracher für uns in der Pipeline: Am kommenden Sonntag (19:30 Uhr) geht es im Top-Spiel zwischen dem FC Bayern München und dem VfB Stuttgart zur Sache!

Und dieses Duell verspricht auf mehreren Ebenen einiges an Spannung: VfB-Trainer Sebastian Hoeneß kehrt mit seinen unfassbar formstarken Stuttgartern an seine alte Wirkungsstätte nach München zurück, wo er mit dem Sturmduo Serhou Guirassy und Deniz Undav auf die Bayern-Offensivabteilung aus Harry Kane und Leroy Sané trifft.

Tore sind zum Ausklang des 15. Spieltags also garantiert. Die beiden Teams befinden sich momentan hinter Tabellenführer Bayer 04 Leverkusen, das im Vorfeld auf Bayern-Bezwinger Eintracht Frankfurt trifft. Der heiße Tanz um die Tabellenspitze nimmt also weiter an Fahrt auf.

Sowohl der VfB Stuttgart als auch der FC Bayern München treten mit geballter Offensivpower an. Dieses Szenario beleuchten wir anhand unserer LigaInsider-Analyse in den folgenende Ausführungen für euch genauer.

Kane zieht die Fäden – Sané tritt aufs Gas

Die Herangehensweise ist bei beiden Klubs eine unterschiedliche. Während der VfB Stuttgart in einer flachen 4-4-2-Grundformation mit zwei Spitzen agiert, spielt der FC Bayern in einem 4-2-3-1, das in der vordersten Linie sehr variabel ist. Denn Kane übt nicht die klassische Rolle eines Mittelstürmers aus, sondern er holt sich die Bälle auch gerne mal als „Verteiler“ aus den Achter- oder gar Sechser-Räumen ab. Die daraus entstehenden freien Räume in der Tiefe werden in diesen Situationen durch verschiedene Akteure, beispielsweise Leroy Sané, besetzt.

Stichpunkt Sané: Der Flügelspieler kann beide Seiten beackern und ist für den FC Bayern München ein elementar wichtiger Baustein im System. Nicht nur seine starken 2,2 Schussvorlagen pro Spiel (Platz drei hinter Coman und Leverkusens Wirtz) sorgen für viel Gefahr, sondern auch seine diagonalen Läufe von der rechten Seite in Richtung des gegnerischen Tores sind durch seinen feinen linken Fuß eine echte Waffe. Sein xG-Wert von 0,48 pro Partie ist satte 30 Prozent höher als der des Zweitplatzierten. Die Kombination aus Vorlagen- und Torgefahr sind extrem stark, was ihn zum gefährlichsten Mittelfeldspieler der Bundesliga macht!

Sanés brachiale Geschwindigkeit und Agilität kommt darüber hinaus klar zur Geltung, wenn Kane in die Verteiler-Rolle schlüpft und Sané durch einen Pass in die Tiefe auf eine für die Gegner kaum zu verteidigende Reise schickt. Kane steht statistisch mit 3,03 Pässen in die Tiefe pro Spiel lediglich hinter Hoffenheims Andrej Kramarić und Gladbachs Alassane Pléa. Hinzu kommen pro Spiel 0,49 „Pässe des Todes", womit Kane seine Mitspieler häufig in ein direktes Duell mit dem gegnerischen Keeper schickt.

Ein weiteres Muster, das Anwendung findet, ist ein von Kane forcierter Passwechsel auf die rechte Angriffsseite. Durch Kanes Positionierung in den zentralen Mittelfeldräumen (häufig links) generiert er als vom Gegner attackierter ballführender Spieler zwangsläufig Freiheiten für die ballferne Seite. Einen dann gespielten Pass von Kane können seine Teamkollegen – Sané wird hier sehr oft in Szene gesetzt – ohne größeren Druck des Gegners „in Ruhe“ verarbeiten.

Die zusätzliche Rolle als startender Spieler aus der letzten Linie rundet den Aufgabenbereich von Kane – natürlich abgesehen vom Toreschießen – im Großen und Ganzen ab: Der Gegner wird gezwungen, die Bälle korrekt zu übergeben, da Kane durch seine Bewegungen in Richtung Gefahrenzone (durch Manndeckung) große Lücken und damit Freiräume für seine Mitspieler reißen kann.

Harmonie zwischen Zielspieler Guirassy und „Zehner“ Undav

Beim VfB Stuttgart sieht die Aufgabenverteilung des von Trainer Hoeneß inzwischen fest etablierten Doppelsturms etwas anders aus: Guirassy ist der Zielspieler, der häufig vom zurückfallenden Undav, der situationsbedingt als Zehner gerne mal das Ruder in Sachen Spielgestaltung übernimmt, bedient wird. Das Zusammenspiel der beiden harmoniert insbesondere bei Pass-Klatsch-Kombinationen sehr gut.

Aus unseren Statistiken geht zudem klar hervor, dass Undav sehr gerne Steckpässe in die Gefahrenzone wählt, die von Abnehmer Guirassy natürlich gerne gesehen sind. In der Kategorie Pass des Todes weist Undav (0,29 pro Spiel) einen rund doppelt so starken Wert wie sein Sturmpartner Guirassy (0,14) auf. Guirassy ist durch seine Kopfballstärke zudem der präferierte Abnehmer für hohe Hereingaben.

Auch wenn Undav (1,73) im Vergleich zu Guirassy (1,26) pro Partie mehr Pässe ins letzte Drittel spielt, kommt Guirassy mit einem Wert von starken 1,94 dennoch auf mehr Torschussvorlagen als Undav (1,33). Es ergibt sich hier des Öfteren folgendes Spielmuster in der Ballführung: Undav → Guirassy → Undav → Schuss!

Als weitere Waffe hat Stuttgart ein sehr hohes Pressingverhalten im Repertoire, das zuletzt Tabellenführer Bayer 04 Leverkusen besonders im ersten Spielabschnitt zu spüren bekam und vor enorme Probleme stellte. Durch die Doppelbesetzung sorgen die hochstehenden Angreifer gegen den Ball dafür, dass die Passwinkel des gegnerischen Teams abgeschnitten werden.

Die Stürmer im Vergleich: Undav steckt Haaland in die Tasche – Kane-Paket überzeugt

Zum Schluss gibt es von uns einen kleinen Stürmer-Vergleich, der ein wenig über den Tellerrand hinaus blickt: Hier gibt es die eine oder andere Überraschung zu entdecken!

Denn Undav ist nach xG-Werten (0,9 pro Spiel – ohne Elfmeter) im Vergleich zu Teamkollege Guirassy (0,64) und Bayerns Kane (0,74) der beste Stürmer des Trios. Kurios: Obwohl Undav pro Partie knapp einen Abschluss mehr als seine Kontrahenten auf dem Konto hat, liegt er damit trotzdem unter dem schlechtesten xG-Wert, den Robert Lewandowski zu seiner Bayern-Zeit hatte!

Was die Präzision der Abschlüsse angeht, ist Guirassy das Maß aller Dinge: Der Stuttgarter hält einen Top-Wert, der 14 Prozent gefährlicher als der Durchschnitt ist.

Das beste Gesamtpaket liefert hingegen Harry Kane! Der Engländer schafft es auch, aus verzwickten Drucksituationen gute Abschlüsse zu liefern. Das ist rein auf Basis von Statistiken und Daten leider nicht exakt zu ermitteln. Seine 18 Tore und fünf Vorlagen in 13 Spielen (Das Union-Spiel wurde witterungsbedingt abgesagt) sprechen eine deutliche Sprache!

Je nach Metrik haben dementsprechend alle drei Kandidaten ihre Vorteile. Als Standardmetrik wird in der Regel der xG-Wert über 90 Minuten betrachtet. In diesem Bereich trumpft, wie eingangs erwähnt, Undav besonders auf. Er ist unter den Stürmern mit über 600 Minuten Einsatzzeit sogar der beste Stürmer Europas!

Bei diesen Top-Werten kann nicht mal Erling Haaland (Manchester City) mithalten, der sich auf dem fünften Platz befindet. Leverkusens Boniface rangiert in diesem Bereich beispielsweise auf Rang vier.

Festzuhalten bleibt, dass sich in dieser Saison die bislang formstärksten Angreifer aus Europa in der Bundesliga tummeln und nun im direkten Duell aufeinandertreffen. Während in der letzten Saison schmale 16 Treffer für die Torjägerkanone ausreichten, sind diese Werte durch Guirassy (16) bereits vor Ablauf der Hinrunde erreicht, durch Kane (18) sogar überschritten!

Die Statistiken im Überblick

Elfmeter wurden in der tabellarischen Torstatistik nicht mit einbezogen

Die Ausarbeitung der Daten und die Taktikbetrachtung erfolgte über unseren Analysten Lennart Susemiehl.