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Matchup-Mat­rix: „Hier ist fast nichts zu holen“

21.11.2024 - 23:56 Uhr Gemeldet von: Hubertus Mertens | Autor: Hubertus Mertens

Meine Jungs aus der Dauerkarte haben mich wieder losgeschickt mit der Matchup-Matrix, um ein Spiel zu analysieren – erst anhand der Werte daraus und anschließend anhand realer Statistiken. Genau das mache ich also nun für das Spiel Dortmund gegen Freiburg.


Die Matchup-Matrix ist bereits ein paar Wochen alt, treuen Lesern bekannt und auf der anderen Seite gibt es sicherlich hier und da ein paar neue Augen, die sich meinen Buchstabensalat einverleiben wollen.

Das möchte ich auf der einen Seite als Anlass nehmen, euch um ausführliches Feedback zu bitten – insbesondere im Bezug darauf, was ihr euch noch wünschen würdet. Es ist eine interessante Aufgabe für mich, meine Statistiken in normalem Deutsch zu artikulieren. Dennoch ist die oberste Priorität, euch einen Mehrwert zu liefern. Wenn ihr denkt, dass ich dafür etwas ergänzen, weglassen oder ganz anderes machen sollte, schreibt mir das gern. Diejenigen, die zu Beginn der Artikel-Reihe ihre interessanten Ideen in den Kommentaren mit mir geteilt haben, wissen, dass ich dies nur allzu gern umsetze.

Auf der anderen Seite möchte ich neuen Lesern einen Überblick geben, was ich hier überhaupt mache. Woher stammen die Daten? Was kann man damit machen?

Matchup-Matrix erklärt

Ausgangslage sind die individuellen Kickbase-Punkte eines jeden Spielers. Diese werden der jeweiligen Position des Spielers in dem entsprechenden Spiel zugeordnet. Jeder Feldspieler kann dabei eine von 23 Positionen zugeordnet bekommen – je nachdem, wo er sich realtaktisch aufgehalten hat. Diese kombiniere ich dann zu 11 Positionsgruppen. Eine genaue Definition und Einordnung findet ihr am Ende des Artikels.

Diese Punkte kann ich dann sowohl der eigenen Mannschaft als „erzielt“ und dem Gegner als „zugelassen“ zuordnen. Dabei werden Werte sowohl durch Minuten als auch durch die Stärke des Gegners bereinigt. Diese bemisst sich anhand dessen, wie viel das Team im Vergleich zum Ligadurchschnitt gegen diese Positionsgruppe zulässt.

Diese Werte helfen uns dabei, gute Matchups zu finden. Denn wenn ein Team auf einer Position viele Punkte erzielt und der nächste Gegner dort überdurchschnittlich viel zulässt, sollte das ein guter Fit sein. Entsprechend können wir auch die Tabelle lesen, die ich euch nun zeige.


Wir suchen dabei nach einer Übereinstimmung, also mehr als 100 Prozent auf der linken und rechten Seite der Tabelle. Das trifft in Tabelle 1 nur auf den Linksverteidiger von Freiburg zu, Christian Günter. In Tabelle 2 scheinen nur die beiden Innenverteidiger einen guten Fit zu haben.

Was sagt uns das? Christian Günter, Nico Schlotterbeck und Waldemar Anton scheinen gute Spieler für dieses Matchup zu sein. Der Rest hat zumindest keinen guten Fit – was bedeutet, wir sollten sie mit ein wenig Vorsicht genießen.

Nun gibt es auch Spieler, deren Wert in einer der Spalten so hoch ist, dass der andere ausgeglichen werden kann. Diese sind entweder selbst so stark, dass ihnen ihr Matchup egal sein kann, bspw. Marmoush am vergangenen Spieltag als Beinahe-MVP. Oder das Matchup ist so gut, dass es auch für Spieler unter dem Ligadurchschnitt nutzbar sein sollte.

Solche Spieler können wir identifizieren, indem wir jeweils die Werte links und rechts aus Tabelle 1 und Tabelle 2 miteinander multiplizieren. Heraus kommt folgende Tabelle 3:


Diese zeigt uns jedoch, dass beide Möglichkeiten in diesem Matchup für keinen Spieler zutreffen. Die einzigen Werte über 100 Prozent bleiben der LV von Freiburg und die Dortmunder IVs.

So viel als kleine Auffrischung zum „Lesen“ der Zahlenwerte. Dauerkarten-Inhaber wissen inzwischen wie es geht, schließlich erhalten sie jeden Dienstag im Discord bereits Zugang zu Tabellen und Spielfeldvisualisierungen für jedes Spiel des kommenden Spieltags. Hier geht's zur Dauerkarte.

Günter hinterlässt Fragezeichen

Nachdem im ersten Teil rein individuelle Kickbase-Punktedaten der Spieler die Basis waren, bezieht sich der zweite Teil meiner Aufgabe nun darauf, reale Statistiken zu finden, die diese Interpretation unterstützen. Wenn nichts dabei rumkommt, könnten wir auf dem Holzweg sein und die Ergebnisse mit Vorsicht genießen. Schließlich sorgen die Aktionen auf dem Platz für Punkte und nicht andersrum.

Die Methode ist jedoch relativ ähnlich: Ich suche nach etwas, das die drei angesprochenen Spieler gut können und der jeweilige Gegner zudem häufig ermöglicht.

Herausgekommen ist, dass es für Christian Günter nur in wenigen Statistiken einen guten Fit gibt. Was kann er gut? Flanken, Fernschüsse, Zweikämpfe.

Flanken sehen bei Günter (nicht überraschend) gut aus. Er hat die fünftmeisten Flanken aller Spieler geschlagen und sammelt 5,5 pro Spiel. Jedoch ist der BVB hier gar nicht so anfällig, liegt auf Platz vier der zugelassenen Flanken mit 14,7 pro Spiel und damit deutlich unter dem Ligaschnitt von 17,8.

Bei Fernschüssen lässt Dortmund 3,9 pro Spiel zu – knapp unter dem Ligaschnitt von 4,19. Günter liegt hier mit 0,7 Fernschüssen pro Spiel auf Platz 25 der Liga. Das passt dann tatsächlich halbwegs gut.

Die Zweikämpfe überlässt der BVB gern dem Gegner: Platz eins der zugelassenen gewonnenen Zweikämpfe. Gegner dürfen also fleißig Punkte damit sammeln. 11,2 Mal pro Spiel darf man sich darüber freuen, der Ligaschnitt liegt bei 9,5. Doch Günter ist hier laut Statistiken gar nicht so gut, wie es den Anschein macht. Selbst im Freiburger Ranking liegt er mit 0,6 pro Spiel nur auf Platz acht.

Für ihn fällt es also schwer, einen guten Fit zu finden. Wie erwähnt, sollte man seinen guten Fit also mit einem Fragezeichen versehen. Vielleicht ist es aber auch nur ein weiterer Beleg dafür, dass der BVB in den meisten Statistiken recht gut ist, dann in den entscheidenden Momenten aber nicht anwesend – insbesondere auswärts.

BVB-IVs gegen Freiburg sind ein super Fit

Anders sieht das aus für die beiden IVs vom BVB. Hier sticht besonders Nico Schlotterbeck mit präzisen langen Pässen hervor. Er sammelt hiervon 5,3 pro Spiel und ist damit auf Platz 3 aller Feldspieler. Vor ihm landen nur Kimmich und Eisenschädel Vavro. Auch Waldemar Anton ist in dieser Kategorie noch in den Top25 der Feldspieler – schließlich nimmt ihm sein Kollege diese Möglichkeit auch weg. Freiburg lässt das leicht überdurchschnittlich häufig zu: 26,8 präzise lange Pässe pro Spiel.

Beim Thema Luftzweikämpfe sind die beiden zwar nicht so weit oben, aber immer noch Platz 30 und 32 der Liga. Freiburg ermöglicht diese gewonnenen Kopfballduelle jedoch sehr häufig mit Bällen auf Adamu, Platz vier der Liga mit 18,5 pro Spiel. Der Durchschnitt ist 15,4.

Was Freiburg gegnerischen Verteidigern ebenfalls sehr häufig ermöglicht, sind geblockte Schüsse. Hier lässt sich unterscheiden zwischen den Kategorien Schuss geblockt außerhalb des 16ers, im 16er und im 5er. Überall ist Freiburg auf Platz 3 der Liga (gibt also Schüsse ab, die Gegner dann blocken dürfen). Hiervon profitieren nahezu immer die IVs, weil diese im Weg stehen. Sowohl Anton als auch Schlotterbeck haben hier gute Werte und sind in den Top 35 der Liga in jeder Kategorie. Da es sich um drei Statistiken handelt, verzichte ich auf Zahlenwerte.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass diese beiden Jungs eine ziemlich sichere Bank sein dürften. Fehler vor Gegentor oder Elfmeter verschuldet ist nach der Aussage quasi garantiert.

Fazit

Ansonsten sieht das Spiel nach Kickbase-Daten sehr nach Punkteklau aus. Ich bin davon jedoch nicht so wirklich überzeugt, da man äquivalent zum Bochum der beiden Vorjahre den BVB in Heim- und Auswärtsstatistiken unterteilen müsste. Die extremen Unterschiede zwischen Signal Iduna Park und der Fremde verfälschen nahezu jeden Wert.

Gamechanger ist für mich Nico Schlotterbeck. Den Call hätte ich euch eigentlich auch zu Beginn sagen können – schließlich ist er ist mein einziger Spieler aus beiden Teams in drei Ligen.

In diesem Spiel war für mich jetzt nicht so viel zu holen auf Basis der Matchup-Matrix. Alles andere würde zu weit weg davon gehen, als dass ich es in diesem Format analysieren sollte. Aber Sveno hat sowieso gesagt, ich soll mich kürzer halten, also passt es wohl. Hab‘ ich mehr Zeit zum Programmieren. Das ist wie Nagelsmann, der Kleindienst auf den Weg gibt, er solle weniger anlaufen, damit er die Kraft hat, um Tore zu schießen.

Genau das mache ich nun und wünsche euch viel Erfolg am Wochenende, am besten mit Spielern aus anderen Matchups.

Euer Hub1

PS: Hier sind die Spielfeldgrafiken und ein detaillierter Interpretationsguide

PPS: Denkt bitte ans Feedback, damit ich euch nächste Woche etwas Besseres liefern kann :) So, wie es mein Kollege Bryan hier gemacht hat!