Der Transfer von Kevin Kampl zu RB Leipzig ließ den einen oder anderen Beobachter durchaus verwundert die Augenbrauen hochziehen, passte der seit zehn Tagen 27 Jahre alte Slowene doch nicht gerade in das Konzept der Roten Bullen, keine Spieler über 24 zu verpflichten; zudem ist er mit Ablösekosten von 18 Millionen Euro der teuerste Einkauf des Vereins.
Hinsichtlich vieler anderer Faktoren macht die Kooperation aber durchaus Sinn. Kampl ist für Trainer Ralph Hasenhüttl eine zusätzliche Rotationsoption in einer Saison mit Dreifachbelastung und bringt eine gehörige Portion internationale Erfahrung mit zum Europacupnovizen aus Sachsen.
Obendrein ist er mit dem RB-System aus seiner Zeit bei Red Bull Salzburg vertraut und hat eine gemeinsame Vergangenheit mit Hasenhüttl (beim VfR Aalen).
Besonders die letzten beiden Partien haben gezeigt, dass die Zusammenarbeit fruchtet. Der Coach setzte in den wichtigen Duellen mit Borussia Dortmund in der Liga und mit dem FC Porto in der Champions League jeweils von Beginn an auf Kampl, der beide Spiele neben Naby Keita – ein alter Weggefährte aus Salzburg – über die volle Distanz bestritt.
Und damit Konkurrenten wie Diego Demme oder Konrad Laimer auf die Ersatzbank verwies. Wettbewerbsübergreifend waren es die Startelfauftritte Nummer drei und vier im RB-Trikot. Und sie haben gezeigt, dass der Nationalspieler angekommen ist bei seinem neuen Klub.
"Mit Keita und Kampl auf der Sechs sind wir bärenstark, das ist fußballerisch ein Augenschmaus", fand der Chefcoach nach dem 3:2-Sieg gegen Porto laut "kicker" höchst lobende Worte für das spielstarke Duo, das gemeinsam viele Argumente gesammelt hat.
Bei Kampl sieht man wieder ganz deutlich, was es ausmacht, wenn ein genialer, sozial-kompetenter Trainer die Zügel in der Hand hält. Mit der Mannschaft und dem Trainer, wird Leipzig min. wieder Platz 3 sicher haben. Zudem ist Ralf Rangnick für mich als Sportdirektor auch eine Topbesetzung!
Bei Kampl bin ich immer sehr zwiegespalten. Wenn er im richtigen System eingesetzt wird, ist er Gold wert. Das hat er die meiste Zeit unter Roger Schmidt bei Leverkusen gezeigt, bis Schmidt sein System nicht mehr konsequent durchgezogen hat (oder die Mannschaft nicht mehr mitgemacht hat). In dem System hat er seine offensiven Freiheiten und weiß defensiv (bzw. im Gegenpressing) genau was er zu tun hat. Das sehe ich nun auch so bei RB.
Für ein System, welches etwas ausgewogener ist und nicht auf das komplette Gegenpressing beruht, sehe ich in Kampl nicht den geeigneten Spieler. Kampls Spielverstand (und ja auch seiner nicht maßlos ausgeprägten Intelligenz) ist sehr stark auf Gegenpressing fokussiert und das bekommt man nicht aus ihm heraus. Die taktischen Entscheidungen in Phasen, in denen nicht gepresst wurde, waren dann doch häufig daneben. Er hat riesige Löcher gerissen, die sein Neben- oder Hintermann nicht stopfen konnte. Zwar mit viel Elan nach vorne, aber auch oft ohne die nötige Effizienz.
Ich wünsche Kampl, dass es bei RB so weitergeht, das ist einfach sein System. Wenn das passt, ist er ein richtig feiner Fußballer und kann auch den Unterschied machen. Ich bin trotzdem froh, dass er nicht mehr in Leverkusen ist, weil ich Aranguiz für den deutlich besseren Spieler in dem System halte und es mit beiden zusammen wohl zu einigen Problemen geführt hätte. Ich denke insgesamt die klassiche Win-Win-Situation
@ Dev
Zitat :
Kampls Spielverstand (und ja auch seiner nicht maßlos ausgeprägten Intelligenz) ist sehr stark auf Gegenpressing fokussiert und das bekommt man nicht aus ihm heraus. Die taktischen Entscheidungen in Phasen, in denen nicht gepresst wurde, waren dann doch häufig daneben. Er hat riesige Löcher gerissen, die sein Neben- oder Hintermann nicht stopfen konnte. Zwar mit viel Elan nach vorne, aber auch oft ohne die nötige Effizienz.
Da hat wohl einer ziemlich genau hingeschaut.
Perfekt, Thumbs up. !!!!!!
Ich bin aus Salzburg und kenne ihn und seine Spielweise daher ziemlich gut. Dass er für die österreichische Liga zu stark war... früh erkennbar. Dass er sich in Dortmund dann womöglich nicht durchsetzen kann, war zumindest nicht unabsehbar. Aber dass er dann in Leverkusen auch nicht zum absoluten Top-Spieler der Werkself wird, war für mich dann doch äußerst überraschend. Zuletzt war er dort ja nicht mal mehr gesetzt. Und dann diese Leistungsstabilisierung in Leipzig innerhalb so kurzer Zeit... schon komisch!
In Dortmund hatte aber auch seine Gründe, denn dort wurde er als Backup für den Flügel eingeplant, weil man entweder seine optimale Position nicht erkannte oder ihn eben auf dem Flügel brauchte. In Leverkusen hatte er doch in den Jahren, in denen es unter Schmidt gut lief, stark gespeilt, oder habe ich das falsch in Erinnerung? Ich könnte mir auch sehr gut vorstellen, hätte man ihn in Dortmund zentral aufgestellt, könnte er heute neben Castro vor Weigl ein sehr gutes Mittelfeld bilden. Das letzte Jahr in Leverkusen war natürlich überhaupt nicht gut, aber das war ja offensichtlich nicht nur bei ihm so.
nicht gesetzt?
Du meinst, weil er in der Zeit nicht eingesetzt wurde, als sich die Gerüchte um einen Transfer zu Leipzig konkretisiert hatten?
Im letzten Jahr in Leverkusen war Kamp aber meiner Meinung nach immer noch einer der "besseren". Auch wenn die Saison nicht gut war, er hatte einen Stammplatz und hat geackert.
Die Leistungen die Kampl bei RB jetzt schon zeigt (und mich nicht überraschen) werfen auch nicht gerade ein gutes Licht auf die Arbeit, die in Leverkusen abgeliefert wird.
Aber überrascht mich nicht wenn ich ehrlich bin...
Nun ja, völlig ahnungslos war Förderer Schmidt nicht und wenn man weiss dass Diego Simone Kampl holen wollte, kann man sich denken woher der Fisch stank.
Ein feiner Fussballer dieser Kampl. Schade dass die Achse Kampl Keite nur noch eine Saison zu bewindern ist...
Na immerhin überwindert Tante Keite ja noch.