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Matchup-Mat­rix: „Hier ist fast nichts zu holen“

22.11.2024 - 16:57 Uhr Gemeldet von: Hubertus Mertens | Autor: Hubertus Mertens

Meine Jungs aus der Dauerkarte haben mich wieder losgeschickt mit der Matchup-Matrix, um ein Spiel zu analysieren – erst anhand der Werte daraus und anschließend anhand realer Statistiken. Genau das mache ich also nun für das Spiel Dortmund gegen Freiburg.


Die Matchup-Matrix ist bereits ein paar Wochen alt, treuen Lesern bekannt und auf der anderen Seite gibt es sicherlich hier und da ein paar neue Augen, die sich meinen Buchstabensalat einverleiben wollen.

Das möchte ich auf der einen Seite als Anlass nehmen, euch um ausführliches Feedback zu bitten – insbesondere im Bezug darauf, was ihr euch noch wünschen würdet. Es ist eine interessante Aufgabe für mich, meine Statistiken in normalem Deutsch zu artikulieren. Dennoch ist die oberste Priorität, euch einen Mehrwert zu liefern. Wenn ihr denkt, dass ich dafür etwas ergänzen, weglassen oder ganz anderes machen sollte, schreibt mir das gern. Diejenigen, die zu Beginn der Artikel-Reihe ihre interessanten Ideen in den Kommentaren mit mir geteilt haben, wissen, dass ich dies nur allzu gern umsetze.

Auf der anderen Seite möchte ich neuen Lesern einen Überblick geben, was ich hier überhaupt mache. Woher stammen die Daten? Was kann man damit machen?

Matchup-Matrix erklärt

Ausgangslage sind die individuellen Kickbase-Punkte eines jeden Spielers. Diese werden der jeweiligen Position des Spielers in dem entsprechenden Spiel zugeordnet. Jeder Feldspieler kann dabei eine von 23 Positionen zugeordnet bekommen – je nachdem, wo er sich realtaktisch aufgehalten hat. Diese kombiniere ich dann zu 11 Positionsgruppen. Eine genaue Definition und Einordnung findet ihr am Ende des Artikels.

Diese Punkte kann ich dann sowohl der eigenen Mannschaft als „erzielt“ und dem Gegner als „zugelassen“ zuordnen. Dabei werden Werte sowohl durch Minuten als auch durch die Stärke des Gegners bereinigt. Diese bemisst sich anhand dessen, wie viel das Team im Vergleich zum Ligadurchschnitt gegen diese Positionsgruppe zulässt.

Diese Werte helfen uns dabei, gute Matchups zu finden. Denn wenn ein Team auf einer Position viele Punkte erzielt und der nächste Gegner dort überdurchschnittlich viel zulässt, sollte das ein guter Fit sein. Entsprechend können wir auch die Tabelle lesen, die ich euch nun zeige.


Wir suchen dabei nach einer Übereinstimmung, also mehr als 100 Prozent auf der linken und rechten Seite der Tabelle. Das trifft in Tabelle 1 nur auf den Linksverteidiger von Freiburg zu, Christian Günter. In Tabelle 2 scheinen nur die beiden Innenverteidiger einen guten Fit zu haben.

Was sagt uns das? Christian Günter, Nico Schlotterbeck und Waldemar Anton scheinen gute Spieler für dieses Matchup zu sein. Der Rest hat zumindest keinen guten Fit – was bedeutet, wir sollten sie mit ein wenig Vorsicht genießen.

Nun gibt es auch Spieler, deren Wert in einer der Spalten so hoch ist, dass der andere ausgeglichen werden kann. Diese sind entweder selbst so stark, dass ihnen ihr Matchup egal sein kann, bspw. Marmoush am vergangenen Spieltag als Beinahe-MVP. Oder das Matchup ist so gut, dass es auch für Spieler unter dem Ligadurchschnitt nutzbar sein sollte.

Solche Spieler können wir identifizieren, indem wir jeweils die Werte links und rechts aus Tabelle 1 und Tabelle 2 miteinander multiplizieren. Heraus kommt folgende Tabelle 3:


Diese zeigt uns jedoch, dass beide Möglichkeiten in diesem Matchup für keinen Spieler zutreffen. Die einzigen Werte über 100 Prozent bleiben der LV von Freiburg und die Dortmunder IVs.

So viel als kleine Auffrischung zum „Lesen“ der Zahlenwerte. Dauerkarten-Inhaber wissen inzwischen wie es geht, schließlich erhalten sie jeden Dienstag im Discord bereits Zugang zu Tabellen und Spielfeldvisualisierungen für jedes Spiel des kommenden Spieltags. Hier geht's zur Dauerkarte.

Günter hinterlässt Fragezeichen

Nachdem im ersten Teil rein individuelle Kickbase-Punktedaten der Spieler die Basis waren, bezieht sich der zweite Teil meiner Aufgabe nun darauf, reale Statistiken zu finden, die diese Interpretation unterstützen. Wenn nichts dabei rumkommt, könnten wir auf dem Holzweg sein und die Ergebnisse mit Vorsicht genießen. Schließlich sorgen die Aktionen auf dem Platz für Punkte und nicht andersrum.

Die Methode ist jedoch relativ ähnlich: Ich suche nach etwas, das die drei angesprochenen Spieler gut können und der jeweilige Gegner zudem häufig ermöglicht.

Herausgekommen ist, dass es für Christian Günter nur in wenigen Statistiken einen guten Fit gibt. Was kann er gut? Flanken, Fernschüsse, Zweikämpfe.

Flanken sehen bei Günter (nicht überraschend) gut aus. Er hat die fünftmeisten Flanken aller Spieler geschlagen und sammelt 5,5 pro Spiel. Jedoch ist der BVB hier gar nicht so anfällig, liegt auf Platz vier der zugelassenen Flanken mit 14,7 pro Spiel und damit deutlich unter dem Ligaschnitt von 17,8.

Bei Fernschüssen lässt Dortmund 3,9 pro Spiel zu – knapp unter dem Ligaschnitt von 4,19. Günter liegt hier mit 0,7 Fernschüssen pro Spiel auf Platz 25 der Liga. Das passt dann tatsächlich halbwegs gut.

Die Zweikämpfe überlässt der BVB gern dem Gegner: Platz eins der zugelassenen gewonnenen Zweikämpfe. Gegner dürfen also fleißig Punkte damit sammeln. 11,2 Mal pro Spiel darf man sich darüber freuen, der Ligaschnitt liegt bei 9,5. Doch Günter ist hier laut Statistiken gar nicht so gut, wie es den Anschein macht. Selbst im Freiburger Ranking liegt er mit 0,6 pro Spiel nur auf Platz acht.

Für ihn fällt es also schwer, einen guten Fit zu finden. Wie erwähnt, sollte man seinen guten Fit also mit einem Fragezeichen versehen. Vielleicht ist es aber auch nur ein weiterer Beleg dafür, dass der BVB in den meisten Statistiken recht gut ist, dann in den entscheidenden Momenten aber nicht anwesend – insbesondere auswärts.

BVB-IVs gegen Freiburg sind ein super Fit

Anders sieht das aus für die beiden IVs vom BVB. Hier sticht besonders Nico Schlotterbeck mit präzisen langen Pässen hervor. Er sammelt hiervon 5,3 pro Spiel und ist damit auf Platz 3 aller Feldspieler. Vor ihm landen nur Kimmich und Eisenschädel Vavro. Auch Waldemar Anton ist in dieser Kategorie noch in den Top25 der Feldspieler – schließlich nimmt ihm sein Kollege diese Möglichkeit auch weg. Freiburg lässt das leicht überdurchschnittlich häufig zu: 26,8 präzise lange Pässe pro Spiel.

Beim Thema Luftzweikämpfe sind die beiden zwar nicht so weit oben, aber immer noch Platz 30 und 32 der Liga. Freiburg ermöglicht diese gewonnenen Kopfballduelle jedoch sehr häufig mit Bällen auf Adamu, Platz vier der Liga mit 18,5 pro Spiel. Der Durchschnitt ist 15,4.

Was Freiburg gegnerischen Verteidigern ebenfalls sehr häufig ermöglicht, sind geblockte Schüsse. Hier lässt sich unterscheiden zwischen den Kategorien Schuss geblockt außerhalb des 16ers, im 16er und im 5er. Überall ist Freiburg auf Platz 3 der Liga (gibt also Schüsse ab, die Gegner dann blocken dürfen). Hiervon profitieren nahezu immer die IVs, weil diese im Weg stehen. Sowohl Anton als auch Schlotterbeck haben hier gute Werte und sind in den Top 35 der Liga in jeder Kategorie. Da es sich um drei Statistiken handelt, verzichte ich auf Zahlenwerte.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass diese beiden Jungs eine ziemlich sichere Bank sein dürften. Fehler vor Gegentor oder Elfmeter verschuldet ist nach der Aussage quasi garantiert.

Fazit

Ansonsten sieht das Spiel nach Kickbase-Daten sehr nach Punkteklau aus. Ich bin davon jedoch nicht so wirklich überzeugt, da man äquivalent zum Bochum der beiden Vorjahre den BVB in Heim- und Auswärtsstatistiken unterteilen müsste. Die extremen Unterschiede zwischen Signal Iduna Park und der Fremde verfälschen nahezu jeden Wert.

Gamechanger ist für mich Nico Schlotterbeck. Den Call hätte ich euch eigentlich auch zu Beginn sagen können – schließlich ist er ist mein einziger Spieler aus beiden Teams in drei Ligen.

In diesem Spiel war für mich jetzt nicht so viel zu holen auf Basis der Matchup-Matrix. Alles andere würde zu weit weg davon gehen, als dass ich es in diesem Format analysieren sollte. Aber Sveno hat sowieso gesagt, ich soll mich kürzer halten, also passt es wohl. Hab‘ ich mehr Zeit zum Programmieren. Das ist wie Nagelsmann, der Kleindienst auf den Weg gibt, er solle weniger anlaufen, damit er die Kraft hat, um Tore zu schießen.

Genau das mache ich nun und wünsche euch viel Erfolg am Wochenende, am besten mit Spielern aus anderen Matchups.

Euer Hub1

PS: Hier sind die Spielfeldgrafiken und ein detaillierter Interpretationsguide

PPS: Denkt bitte ans Feedback, damit ich euch nächste Woche etwas Besseres liefern kann :) So, wie es mein Kollege Bryan hier gemacht hat!


  • KOMMENTARE
  • 22.11.24

    Dahoud oder Terrier?

  • 22.11.24

    "Denn wenn ein Team auf einer Position viele Punkte erzielt und der nächste Gegner dort überdurchschnittlich viel zulässt, sollte das ein guter Fit sein. "

    Hi zusammen, ich verstehe nicht ganz wieso es ein gutes Match Up oder Fit sein soll, wenn die Position der einen Mannschaft viele Punkte zulässt und die selbe Position der anderen viele macht. Wieso ist es ein gutes Match Up wenn der Gegner schlechte Innenverteidiger hat, die viele Schüsse zulassen und mein Team gute Innenberteidiger hat? Die Positionen kommen im Gesamtvergleich auf die geringsten Aufeinandertreffen oder nicht? Müsste die Matrix daher nicht in einer Spalte invertiert sein, sodass ein guter Stürmer auf einen schlechten Innenverteidiger trifft für einen guten Fit? Danke euch

  • 22.11.24

    Christian Günter kommt hier auch mal wieder gut weg!

  • 22.11.24

    Adamu stellen ist also wahrscheinlich quatsch.
    Stelle ich ihn nicht, eskaliert er und netzt 2 mal.
    Wie mans macht... :D

  • 22.11.24

    Lieber hub1, vielen Dank für den tollen Content. Als zahlenaffiner Mensch freue ich mich immer über deine Inhalte (auch im Podcast letzte Saison).

    Mir ist aufgefallen, dass du schon dreimal (RB, Union, BVB) den SCF analysiert hast. Freut mich als Freiburger natürlich sehr, aber woher kommt es? Ausschließlich aus den Matchups? Oder doch auch am SC?

    In deiner Matrix hat Atubolu nur 79% der Punkte im Vergleich zum Ligadurchschnitt. Bei einem 100er Schnitt, wirst du dich also vermutlich auf die Gesamtpunktzahl beziehen. Wäre es nicht eine Überlegung wert die Durchschnittspunktzahl zu Grunde zu legen, wenn Spieler über einige Spieltage krankheits- oder verletzungsbedingt ausgefallen sind?
    (Ähnliches natürlich bei Kobel)

    Liebe Grüße, schönes Wochenende!

    P.S. Auch mit Schlotterbeck und Anton im Kickbaseteam wünsche ich mir dennoch 3 Punkte für meinen SC! Kann ja beides irgendwie hinhauen 🤷

    • 22.11.24

      Guter Gedanke, halte ich jedoch für nicht sinnvoll. Ein Modell sollte immer eine gleiche Basis haben. Wenn es bei den Gesamtpunkten bleibt ist die Basis für alle Spieler gleich.
      Wenn er bei manchen Spielern die Durchschnittspunktzahl nimmt, haben wir eine unterschiedliche Datenbasis innerhalb einer Tabelle.
      Dann müsste er bei allen die Durchschnittspunktzahl nehmen 😉
      Darüber könnte man meiner Meinung nachdenken 😉

    • 22.11.24

      Durchschnittspunkte haben natürlich auch Nachteile, aber Spieler die durch Verletzungen jetzt mehr oder weniger dauerhaft in die S11 gespült werden (Beispiel Goretzka) oder erst jetzt durch überstandene Verletzungen relevant werden (Beispiel Führich) anhand der Gesamtpunkte zu bewerten, wertet deine ansonsten sinnvolle Arbeit dann schnell ab.

    • 22.11.24

      Eine Möglichkeit wäre es auf 90min zu normieren. Dann könnte man gut vergleichen. Als Instrument um nach dem Vergleich eine Auswahl zu treffen, taugt das aber leider auch nicht.
      Man will ja nicht wissen wieviel besser als der Durchschnittsspieler bspw. Haidara wäre, wenn er mal 90min machen würde.

      Wahrscheinlichkeitstheoretische Modelle aufzustellen ist und bleibt einfach spannend. Auch wenn die meisten wohl gerne eine schnelle, einfache Lösung haben würden.

    • 22.11.24

      Cool, wie ihr schon darüber philosophiert. Me gusta mucho!

      Die Basis ist a) immer für die Positionsgruppe bei diesem Team. Sowohl Atubolu als auch Müller sind hierbei eingeflossen.

      b) diese Punkte werden auf die Minute gerechnet, um nichts zu verzerren

      c) die Punkte werden durch den Faktor des Gegners bereinigt. 100 Punkte als Stürmer gegen Bochum sind weniger wertvoll als 100 Punkte gegen Bayern.

      d) warum Atubolu bzw. Freiburgs Torhüter so "schlecht" da steht, liegt daran, dass nur die individuellen Punktr zählen. Die 4x Zu-Null-Bonus von Atubolu und die Punkte für Siege sowie Teamtore sind darin nicht enthalten. Dadurch sind die Werte eher vergleichbar zwischen den Torhütern (bspw Drewes vs Atubolu) und wir können besser sagen, wer auch ohne teamabhängige Punkte gut liefern würde.

      Achso, Freiburg liegt tatsächlich dann wohl an den Matchups. Wobei Union nicht drin war, außer als kurzer Joke 😄 entsprechend zwei Mal und ich glaube beide Male nach Abstimmung im Dauerkarten-Discord

      Danke für dein liebes Feedback und deine tolle Frage @Eckerts und genauso für eure Gedanken dazu @Milchmann und @JohnLuther 🙏🏽😊

  • 22.11.24

    Man kann ja viel berechnen & analysieren… und dann kommt Dortmund mit Emre Can…

  • 21.11.24

    Würde es nicht auch Sinn ergeben, zu den %-Zahlen auch Absolut-Zahlen anzugeben? Dadurch, dass sich die %-Zahlen nur auf die jeweilige Position bezieht, fehlt der Bezug. Es könnte ja theoretisch sein, dass 90% auf einer Position immer noch mehr ist als 110% auf einer anderen Position.

    • 22.11.24

      Die Frage habe ich mir zu Beginn auch gestellt. Ich wollte jedoch bewusst die Positionen miteinander vergleichen, weil hier die Matchups entstehen.

      Zusätzlich würde ein positionenübergreifender Vergleich zwangsläufig in Richtung einer Art Spieltagsranking gehen - da wir das bei LigaInsider bereits haben, wollte ich mich mit diesem Modell etwas anderes abbilden.

      Letztendlich ist das so glaube ich auch hilfreicher für euch, ohne dabei eine klare Prognose darzustellen. Sagen wir du willst wissen, wie gut Grifo im Vergleich zu anderen Spielen punkten könnte - dann schaust du, wie viel % Dortmund dort zulässt und multiplizierst es mit Grifos Schnitt. Da die Teampunkte ausgeklammert werden, ist das nicht ganz akkurat, aber liefert eine solide Tendenz.

      Guter Gedanke, der absolut verständlich ist - ich hoffe, ich konnte klarmachen, warum es in diesem Moderl nicht einfließen wird 😊

  • 22.11.24

    Wie oft kommt dieser Beitrag neu nach oben? Wer will hier den so Crazy Schlotterbeck pushen?