Der VfB Stuttgart hat auf der außerordentlichen Mitgliederversammlung die Basis für eine Neuausrichtung geschaffen. Gestern wurde mehrheitlich zugunsten einer Satzungsänderung abgestimmt, die die Ausgliederung der Profiabteilung zur Folge haben wird.
Mit dem Projekt könnten rund 100 Millionen Euro an Geldern generiert werden, allein die Daimler AG zahlt 41,5 Millionen Euro für 11,75 Prozent der Anteile.
Alle Einnahmen sollen in den sportlichen Bereich investiert werden, sowohl in den Kader der Profis als auch in die Infrastruktur des Nachwuchsleistungszentrums.
Ähmm... Was genau bedeutet "Ausgliederung"?
Das nächste Kapitel einer traurigen Entwicklung, in der sich der deutsche Profifußball befindet. Und damit meine ich nicht die Ausgliederung an sich, sondern vor allem die Art und Weise wie mit Mitgliedern und ihren Rechten umgegangen wird (Und um die Bedeutsamkeit und Wertschätzung von Mitgliederrechten/mitbestimmung!). Klar, dem Großteil der Vereinsmitgliedern ist Mitbestimmung vermutlich völlig egal, aber das rechtfertigt doch nicht keinen sachlichen Diskurs über solch gravierende Veränderungen im Verein zu führen. Ähnlich wie beim HSV 2014 wurden auch beim VfB scheinbar alternative Modelle zur Rechtsform einer Ausgliederung, die eben nicht die Mitgliederrechte dermaßen beschneidet wie es bei der HSV/VFB AG nun der Fall ist, kaum Beachtung geschenkt. Beim HSV wollte damals niemand über andere Möglichkeiten der Rechtsform (warum keine GmbH & Co. KGaA? Mitgliederanleihen etc.) sprechen, es ging Verein und leider auch dem Großteil der Fans/Mitglieder nur ums schnelle Geld. Welche Folgen das haben kann, sehen wir heute bei 1860 und der HSV AG.
Dass der VfB selbst dann im Vorhinein dermaßen die Werbetrommel in Richtung AG-Ausgliederung rührt, in dem eine Nein-Stimme quasi zu einem Nein zu einer erfolgreichen Zukunft deklariert wird, die Leute mit Gratis-Trikots zur Abstimmung gelockt werden, komplexe Inhalte mit vereinfachten Videos dargestellt werden... puh, das ist schon hart und zeigt in welche Richtung es zukünftig gehen soll: Mitbestimmung/Teilhabe von Mitgliedern/Fans ist nicht gewünscht. Leider ist das aber auch der logische Schritt der kommerzialisierten Fußball-Welt. Ich finds traurig, da dem Fußball dadurch zunehmend die Identität geraubt wird.
Ich denke, man darf sich tatsächlich von Mitbestimmung bei Mitgliedern im Profisport verabschieden. Aber ist das wirklich so schlimm? Immerhin hebt der Profisport (durch Medialisierung, Kommerzialisierung und Globalisierung) den Sport auf ein vollkommen neues Niveau. Davon profitieren auch die Amateurklubs. Und dort wird jeder leidenschaftliche Sportler auch mit Kusshand aufgenommen. Lass die AGs Unternehmen sein und den Amateursport Amateursport :)
By the way: Ich wünsche Ismaik viel Erfolg mit seiner Klage
Was diese Entwicklung für Folgen haben wird, wird sich wohl erst in ein paar Jahren zeigen, aber ich sehe durchaus erste Konsequenzen: der Fußball entfernt sich immer mehr von seiner Basis (siehe DFB-Pokalfinale, Relegation), die "Vereine" und die Verbände machen ihr eigenes Ding und (kritische) Stimmen finden immer weniger Gehör. Identität geht verloren. Mitglieder und Fans, die früher ehrenamtlich für den Verein gearbeitet haben, sehen zunehmend keinen Sinn darin Leistungen für eine AG zu erbringen, in welcher sie nicht als Teil des Ganzen betrachtet wird sondern vielmehr als Kunde. Was wird dann aus den so wichtigen Fanprojekten? Was wird aus den deutschen Fankurven wenn Fans verschwinden, die keine Lust mehr darauf haben nur noch Kunden zu sein? Das große Alleinstellungsmerkmal des deutsches Fußballs und mMn auch der große Erfolgsgarant für den Aufstieg im letzten Jahrzehnt waren die Unterschiede zu England/Italien/Spanien: Volle Stadien, stimmungsvolle Kurven, gewisse Freiheiten, Zusammenarbeit zwischen Fans und Verein, erträgliche Preise, keine/kaum Investoren etc... Da befindet sich der (deutsche) Fußball gerade auf einem gefährlichen Weg das alles zu begraben, in dem immer mehr reglementiert wird, immer mehr Geld fließt, Anstoßzeiten sich jede Saison verändern und so weiter. Ob das alles gut gehen wird, wage ich zu bezweifeln.
Eine sehr gute Nachricht für den Verein. Umso wichtiger auch der direkte Wiederaufstieg...
Ich hoffe nicht, dass das Stuttgarter Modell sich zum Hamburger Modell entwickelt, sondern dass der VfB die Daimler-Millionen besser anlegt als der HSV die Kühne-Millionen.
Das ist kein Darlehen, sondern man verkauft lediglich Anteile. An dieses Geld ist keine Bedingung in irgendeiner Form geknüpft - der VfB kann es ausgeben, wofür sie wollen.
Was soll daran schlecht sein?
Hamburger Modell
Daimler Stuttgart
Sowas wird in naher Zukunft einigen Vereinen passieren und wenn du da den richtigen Zeitpunkt verpasst kann es ganz schnell düster aussehen.
Deswegen war es eben notwendig! Ohne moos nix los
Waren Stuttgart und Schalke nicht ohnehin die letzten, bei denen das noch nicht passiert war, oder täusch ich mich da?